Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 161

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der Beziehung nicht einig ist – und das ist gerade bei den Koalitionsparteien zwischen Rot und Schwarz so –, dann wird sich leider an diesem Problem nichts ändern. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es geht auch um die Frage, was wir in Zukunft machen wollen. Wollen wir Großveranstaltungen anstreben, wollen wir uns für Olympische Spiele bewerben? – Es wird in der Steiermark die Bewerbung für die Olympischen Spiele von den Freiheitlichen beziehungsweise von der Österreichischen Volkspartei goutiert. Der Vorsitzende der sozialistischen Fraktion geht in der Steiermark herum und sagt: Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage! – Das gleiche passierte beim Österreich-Ring! Das ist nämlich kleinkariertes Denken, weil die Olympischen Spiele heute für jedes Land beziehungsweise für jeden veranstaltenden Austragungsort ein Geschäft sind.

Wir dürfen nicht so kleinkariert denken. Ich zum Beispiel komme aus Innsbruck. Wir in Innsbruck haben uns darauf geeinigt, eine Volksabstimmung betreffend die Olympischen Winterspiele, die Bewerbung für 2006 abzuführen. (Staatssekretär Mag. Schlögl: 2002 ist St. Anton!) – Das ist die Ski-WM! Ich rede von den Olympischen Spielen Innsbruck. Ich habe nicht mehr genau gewußt, ist es 2000 oder 2006, aber einigen wir uns auf 2006 – kein Problem.

Aber was ist mit der Volksabstimmung passiert? – Innsbruck beziehungsweise die Bevölkerung der beiden Olympischen Spiele 1964 und 1976 hat negative Erfahrungen gehabt, die aus einem Mißmanagement entstanden sind. Die politischen Fraktionen im Gemeinderat in Innsbruck haben sich festgelegt, sie wollten den damals amtierenden Bürgermeister Niescher nicht mehr haben. Bürgermeister Niescher hat sich für diese Olympischen Winterspiele in Innsbruck stark gemacht.

Das wäre für Innsbruck eine große Chance gewesen. Ich habe damals mit einigen Kollegen unserer Fraktion versucht, diese Volksabstimmung zu verschieben, um die Bevölkerung vernünftig darüber aufzuklären, worum es dabei überhaupt geht, und um ihnen zu sagen, daß das auch vom Kulturellen und Finanziellen für die Regionen ein riesengroßer Vorteil ist und man die Spiele auch auf Gesamttirol, auf Südtirol, ausdehnen kann. Das wäre ein riesengroßes Ereignis gewesen.

Diese Volksabstimmung wurde durch kleinkariertes Denken der Fraktionen im Gemeinderat abgewürgt. Der unliebsame Bürgermeister Niescher war nicht mehr da – und jetzt kommt der neue Bürgermeister, und jetzt wollen sie auf einmal Olympische Spiele haben. – Also bitte, so kann es ja nicht sein!

Das Olympische Komitee schaut sich sehr gut an, wie sich eine Region für eine Bewerbung einer solchen Großveranstaltung verhält. Ich habe die Befürchtung, daß diese Volksabstimmung für die Olympischen Winterspiele in Innsbruck sehr negativ ist, sodaß wir in Tirol eher keine Möglichkeit haben, diese Großveranstaltung durchführen zu können.

Umso mehr freut es mich natürlich, daß wir die Ski-WM in St. Anton bekommen haben, und die Ski-WM in St. Anton war natürlich auch ein großer Erfolg – durch fleißige Image-Arbeit der beteiligten Funktionäre unter der Führung des Weltmeisters Karl Schranz. Wenn der sich nicht mit seinen Freunden so dahintergeklemmt hätte, wäre die Abstimmung für die Ski-WM in St. Anton wahrscheinlich nicht so positiv ausgegangen, weil die Konkurrenz sehr groß war.

Was ich meine, ist: Wenn wir Tourismus haben wollen, dann müssen wir uns dazu bekennen, dann müssen wir sagen: Wir stehen für Veranstaltungen, daß eben Gäste zu uns nach Österreich kommen, bei uns ihren Urlaub verbringen können, wenn sie ihren Urlaub da verbringen wollen, daß sie gerne zu uns kommen – sei es im Städtetourismus oder sei es, daß sie bei uns Erholung suchen. Aber es darf natürlich bei uns nicht nur im Vordergrund stehen, daß wir uns über zusätzlichen Transitverkehr aufregen, daß wir uns aufregen, wenn so viele Busse zu uns in die Stadt kommen, daß wir uns über Menschenmassen, die durch unsere Städte strömen, aufregen. Da sind natürlich schon in erster Linie auch die Grünen ein bißchen angesprochen, die sich immer wieder für den "sanften Tourismus" aussprechen. Der "sanfte Tourismus" wäre uns allen recht, nur: Einen Tourismus, der auch für die Bevölkerung beziehungsweise für die jeweilige Region etwas bringt, geht eben leider nicht mit dem sanften Tourismus konform,


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