Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 204

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Lean-Managements, in Zeiten strikten Kostenmanagements, wo Sie sagen: Und jetzt geht es nicht mehr. Ich darf Ihnen das vorrechnen.

Nehmen Sie einen Lehrling her. Er kostet monatlich 6 000 S. Er ist jetzt nur zehn Monate im Betrieb. Ich rechne immer im Vergleich mit anderen, Urlaub ist jetzt nicht das Thema. Das sind 1 200 S mehr, sind 7 200. Dann haben Sie 50 Prozent direkte Lohnkosten, 13., 14. Monatsgehalt, Urlaub, Arbeitgeberbeiträge, das ergibt 3 600 S, also sind wir bei 10 800 S. Wenn sich jetzt nur eine einzige Stunde – und das halte ich für das Minimum – ein Facharbeiter diesem jungen Menschen widmet, kostet der Facharbeiter 250 S in der Stunde, mal 22 Arbeitstage im Monat, sind 5 500 S. Wir stehen bei 15 300 S. Jetzt lassen Sie mich noch 2 000 S dazuschlagen für irgendeinen Bruch oder alle möglichen Dinge, die halt in die Hosen gehen bei den jungen Menschen, dann sind Sie bei 17 300 S im Monat. Da habe ich Unterbringung und Verpflegung noch gar nicht angesetzt. Teile ich das durch 173 Arbeitsstunden im Monat, sind das 100 S in der Stunde.

Und das ist der Punkt. All die Schutzvorschriften, die man im einzelnen jetzt sicher argumentieren kann, ich will sie jetzt gar nicht in Frage stellen, führen doch letztlich dazu – ob sie jetzt notwendig oder übertrieben sind, stelle ich dahin –, daß der junge Mensch nicht für 100 S in der Stunde produktiv sein kann.

Also was bleibt übrig? Übrig bleibt, daß die Betriebe, die nachhaltig ihren eigenen Nachwuchs ausbilden, Gewerbebetriebe in Oberösterreich, Industriebetriebe in Oberösterreich zum Beispiel, das tun, weil sie sagen: Ich investiere in meinen eigenen Nachwuchs. Aber in den Branchen, in denen die jungen Leute ja nach Ende der Lehre auf die Walz müssen, sie im Ausland Erfahrung sammeln sollen und die Wahrscheinlichkeit, daß sie wieder zurückkommen, relativ gering ist, zum Beispiel in der Hotellerie und Gastronomie, dort wird der Betrieb sagen: Okay, ich kann es mir in Zeiten wie diesen mit einem strikten Kostenmanagement schlicht und einfach nicht mehr leisten. – Das ist unser Problem.

Ich darf auch gleich einen konkreten Vorschlag machen. Ich glaube, wir müssen über die ganze sekundäre Bildungsstufe nachdenken. Ich bekenne mich zur vierjährigen AHS und zur fünfjährigen BHS und fordere gleichzeitig, nach Beispiel des bundesdeutschen Weges, auch eine Maturantenlehre möglich zu machen. Natürlich mit eigener Berufsschule! Ich kann nicht die 19jährigen mit den 15jährigen zusammensetzen. Natürlich nicht drei, sondern nur zwei Jahre. Ich glaube, das ist nach einer AHS oder auch BHS eine Chance, in einen Beruf einzusteigen, neben Fachhochschule, was immer es auch dann noch geben mag. Ich halte die Fachhochschulen für großartig.

Meine Damen und Herren! Aber die dreijährige Fachschule hat sich endgültig überholt. 14jährige junge Mädchen, junge Burschen gehen in eine Fachschule und haben mit 17 angeblich drei oder vier Berufe gelernt. Ein Lehrling hat mit 18 erst einen gelernt. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Wir nennen sie liebevoll die eierlegenden Wollmilchsäue, weil sie nämlich alles können sollen und Wirklichkeit nichts können.

Diese jungen Menschen in diesen Schulen kosten der Gesellschaft das Zehnfache von einem Lehrling. Haben wir doch den Mut, diese dreijährigen Fachschulen aufzulösen und die Kapazitäten an Fachkräften, an Schulen, die wir haben, voll in das Berufsschulsystem zu setzen. Ich glaube, da sind wir nicht weit auseinander, wenn wir sagen: Polytechnischer Lehrgang wird ein Teil der Berufsschule, ein Flächenberufsjahr, und dann eine Lehre mit einer Berufsschule, die nach oben offen ist, Frau Präsident. (Abg. Tichy-Schreder: Das ist ein wunderbarer Vorschlag! All das ist kein Problem!) Das heißt also, der Lehrling kann selbst wählen, ob er sagt: Ich mache dreimal zwei Monate, oder ich mache dreimal sechs Monate. – Wunderbar, wenn wir uns da treffen, bin ich Ihnen dankbar.

Liebe gnädige Frau, ich will kein Urheberrecht. Wenn wir uns einig sind, ist es mir schon recht. Eine nach oben offene Berufsschule bedingt aber, daß Sie die Berufsschulzeit als Karenz im Betrieb machen. Das heißt, daß hier, sei es das Arbeitsmarktservice oder jemand anderer, eintritt, um die Lehrlingsentschädigung zu bezahlen. Dann haben Sie das Argument weg, daß


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