lich einig darüber ist, daß es zu einem Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Betrieben kommen soll. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es geht hier nicht darum, Debatten darüber abzuführen, ob ein Fonds eingerichtet werden soll oder nicht, sondern es geht darum, endlich einmal den Grundsatz umzusetzen, daß die Betriebe, die für die Wirtschaft Ausbildungsleistungen in weiten Bereichen erbringen, nicht mit Wettbewerbsnachteilen konfrontiert sind. Herr Abgeordneter Peter, Sie haben gestern Lean-Management als Stichwort herangezogen. Die einen leisten sich nicht die Ausbildung, fordern aber ausgebildete Fachkräfte, und andere tragen aus ihrer Tradition, aus ihrer Einschätzung heraus die Kosten dieser Ausbildung.
Ich glaube auch, daß die Diskussion fortzuführen ist über die Frage, was wir unter dualer Berufsausbildung verstehen. Sie haben gestern, Herr Abgeordneter Peter, die Kosten der Berufsschule angesprochen. Natürlich könnte man auch da – Frau Abgeordnete Hostasch und ich haben das vor wenigen Wochen gemacht – die provokante These aufstellen: Wenn die duale Berufsbildung eine solche Belastung ist, dann nehmen wir sie überhaupt aus den Betrieben heraus und machen eine schulische Ausbildung. – Ich füge gleich hinzu: Wir beide sind nicht der Ansicht, daß das der richtige Weg wäre, weil es in Wirklichkeit dann überhaupt keine Dualität mehr gäbe. Aber wenn die Wirtschaft dauernd sagt: Es ist alles so teuer und das rechnet sich nicht mehr – dann nehmen wir es doch heraus! (Abg. Dr. Puttinger: Alles verstaatlichen!)
Aber wenn wir es mit der Dualität ernst meinen, dann sollten wir die Berufsschule nicht immer nur als einen Kostenfaktor betrachten, sondern als einen wichtigen Teil der Ausbildung für den Erwerb von Kenntnissen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube, daß wir auch da auf dem richtigen Weg sind. Es gibt ja bereits Ansätze einer Weiterentwicklung im Berufsbildungswesen, die Maßnahmen werden ergänzt durch Veränderungen in den Lehrberufen. Gruppenlehrberufe – dieses Wort war vor wenigen Jahren noch der Gottseibeiuns, jetzt geht es zum Beispiel beim Kommunikationstechniker, beim Sanitär- und Heizungstechniker, beim Betonbauer, beim Hohlglasveredler darum, daß dieses Modell möglichst rasch umgesetzt wird, als ein Schritt in die richtige Richtung.
Ich erinnere sehr bewußt daran, daß wir vor zwei Jahren in Wien gemeinsam den Versuch unternommen haben, Kfz-Mechaniker aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Österreich in der Berufsschule im 22. Bezirk auszubilden. Dennoch gibt es nach wie vor unterschiedliche Auffassungen zur Lehrlingsausbildung. Wenn ich nur daran denke, daß der Generalsekretär der Industriellenvereinigung heute in einem Zeitungsinterview sagt: Na ja, die Lehrlingsförderung, das ist alles eigentlich viel zu wenig!, und sein Präsident, Präsident Mitterbauer, vor wenigen Tagen gesagt hat: Das, was jetzt geschieht, das ist wichtig und notwendig; die Betriebe sollen Lehrlinge aufnehmen!, dann zeigt das, daß hier Debatten nach wie vor notwendig sind.
Das gilt auch für die Frage, die aus Wirtschaftskreisen neu entwickelt worden ist, nämlich daß man das Verfahren zur erstmaligen Überprüfung der Lehrausbildungsbetriebe auf fünf Jahre sistieren und erst später durchführen sollte. – Meine Damen und Herren! Das wäre ungefähr so, als ob man sagt, ein Auto soll nicht gecheckt werden, ob es überhaupt fahrtauglich ist – dann steigt man ein und stellt fest, daß das Auto nicht einmal fährt.
Ich glaube, daß das der falsche Weg ist. Gespräche über Qualität, Gespräche, um die Qualität zu sichern und zu verbessern, sind Chancen für die Zukunft.
Ich glaube, wir sollten auch jene Vorschläge aufgreifen, die gestern in Wien von Berufsschullehrern aufgebracht worden sind. Anhand des Beispiels der Schule in der Mollardgasse, welche zurzeit um einen mehrstelligen Millionenbetrag umgebaut wird, kann man feststellen, daß dort nur Betriebe beschäftigt sind, die überhaupt keine Lehrlinge ausbilden.
Es wäre also durchaus denkbar, öffentliche Aufträge damit zu verknüpfen, daß Betriebe bevorzugt Aufträge erhalten, die auch Lehrlinge ausbilden. Das wäre durchaus eine Überlegung, die man aufgreifen sollte. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)