Spätestens heute wissen auch Sie, meine sehr geschätzten Damen und Herren von der Koalition: Ohne eine Qualifikationsoffensive sind weder die Arbeitsplätze noch die Lehrlingsausbildung in Österreich zu retten!
Wir Freiheitlichen haben, noch bevor Sie das Problem erkannt haben, eine Hebung des Image des Lehrberufs gefordert (Beifall bei den Freiheitlichen) , eine Aufstockung der Mittel aus der Lehrlingsausbildung, eine Begünstigung des Lehrlings wie kostenlose Unterbringung in Lehrlingsheimen, einen Anreiz im Leistungssystem zur Steigerung der Attraktivität der Lehrberufe. (Abg. Verzetnitsch: ÖGB-Forderungen, das weißt du!) Lieber Kollege Verzetnitsch, du weißt ganz genau, daß wir beide als Arbeitnehmervertreter in diesem Fall auf der gleichen Linie liegen. Und ich sage dir, daß das die freiheitlichen Forderungen sind, und die erwähne ich hier herinnen in diesem Hohen Haus! (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Wir haben weiters gefordert eine Verschärfung der Kontrolle des Lehrlingsschutzes, eine Entrümpelung der alten Berufsschulinfrastruktur, eine Verbesserung der Ausbildung der Berufsschullehrer, eine Reform des Lehrplans der Berufsschulen, die Einrichtung eines bundesweiten Lehrlingsbeauftragten und die Umwandlung des Polytechnischen Lehrganges in ein Berufsbildungsgrundjahr. (Abg. Dr. Lukesch: Das ist ja wieder Bürokratie! Das steht im Widerspruch!) Das sind die Forderungen der Freiheitlichen zum Wohle der Lehrlinge, meine sehr geschätzten Damen und Herren!
Der Industrieausschuß war ja nicht bereit, auf einige freiheitliche Forderungen zurückzugreifen. Das ist für mich zwar nichts Neues, denn wir Freiheitliche sind die Vordenker im Industrieausschuß! (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Aber eine Kopie ist nie so gut wie das Original, und daher, meine sehr geschätzten Damen und Herren der Koalition, machen Sie beim vorgesehenen Lastenausgleich wieder einen Fehler, den Sie anschließend wahrscheinlich bereuen werden. Privat-, Klein- und Mittelbetriebe werden belastet, aber Sie fördern nur die Lehrwerkstätten, die über ihren Bedarf ausbilden, zu Lasten jener, die nie einen Lehrling brauchen, Kollege Koppler. (Abg. Koppler: Lesen Sie doch den Antrag!)
Schauen Sie, man braucht doch nicht die kranken, ehemals verstaatlichten Lehrwerkstätten zu fördern, die sollte man zuerst einmal zumachen, damit gescheite Lehrwerkstätten entstehen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Koppler: Das darf ja nicht wahr sein! – Abg. Ing. Tychtl: Keine Ahnung!)
Zum Lastenausgleich werden nämlich auch jene Betriebe herangezogen, Kolleginnen und Kollegen der Koalition, die gar keine Lehrlinge brauchen, die ungelernte Arbeitskräfte verwenden, Kollege Koppler. Wenn ich zum Beispiel ein Fuhrunternehmen hernehme, wo nur der Führerschein C gebraucht wird: Es gibt sicher viele Arbeitsplätze, die eben keine so hohe Qualifikation haben. Diese Betriebe brauchen daher keinen Lehrling.
Die Solidarität der Unternehmer ist sicher gefordert, aber nicht alle in der gleichen Stufe. Wenn ein Unternehmer auf keine Lehrlinge und Facharbeiter zurückgreift, keine braucht, dann darf er nicht belastet werden. Dadurch werden wir unsere Wirtschaft nicht sanieren können. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Ing. Tychtl: Lehrlinge will er nicht, aber Facharbeiter will er beschäftigen!)
Ihr Modell, das über einen Kostenausgleich zu regeln, wird von der Regierung und den Sozialpartnern erst erarbeitet werden. Warum sollten wir Freiheitliche schon jetzt einem Modell die Zustimmung geben, in dem es nicht ersichtlich ist, daß es zu Belastungen für die ausbildenden Betriebe kommen wird.
Wir lehnen es ab, daß alle über einen Kamm geschoren werden. Werden Sie, meine Damen und Herren der Koalition, endlich lernfähig, hören Sie auf uns Freiheitliche und nehmen Sie unsere Vorschläge ernst. (Beifall der Abg. Dr. Partik-Pablé .) Sie ersparen sich dadurch sehr