Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 228

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

viele Gesetzesreparaturen. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Und die Bevölkerung hätte wieder mehr Achtung vor der Politik in diesem Hohen Haus! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

9.20

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Stummvoll. – Bitte, Herr Abgeordneter.

9.20

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich vorerst eine Vorbemerkung machen: Ich habe seit vielen Jahren und immer wieder und auch öffentlich dokumentiert, daß ich die Auffassung vertrete, daß das wertvollste Kapital, das wir in der Wirtschaft haben, nicht das Eigenkapital ist, so wichtig das auch sein mag, auch nicht das Fremdkapital ist, sondern die menschlichen Ressourcen unserer Mitarbeiter, nämlich das Humankapital. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Im Rahmen dieser menschlichen Ressourcen unserer Mitarbeiter – und jeder internationale Manager, der das weltweit kennt, bestätigt, welch wertvolles Kapital wir damit haben – sind die jungen Menschen natürlich besonders wichtig, und es ist eine Frage des gesellschaftlichen Stellenwerts, wieviel wir bereit sind, in die Ausbildung der jungen Menschen zu investieren.

Ich möchte gleich zu Beginn eines sehr deutlich sagen – und ich wende mich dabei an die sozialistische Fraktion, vor allem an Sie, Herr Präsident Verzetnitsch –: Tun wir nicht so, als wäre es nur Aufgabe der Betriebe, mit neuen finanziellen Belastungen in dieses Humankapital zu investieren. Das ist eine Herausforderung an die gesamte Gesellschaft, an den gesamten Staat, eine Herausforderung an uns alle und nicht nur an die Betriebe. Das möchte ich hier sehr deutlich sagen! (Beifall bei der ÖVP.)

Die Betriebe bekennen sich zu ihrer Verantwortung und haben das jahrelang, ja jahrzehntelang getan. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Lehrherren für all das bedanken, was sie heute unternehmen, damit wir in Österreich die geringste Jugendarbeitslosigkeit in Europa haben. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.)

Das ist die Folge unseres dualen Systems, aber auch der Bereitschaft der Betriebe, vor allem der kleinen und mittleren Betriebe, einen Teil ihrer Arbeitskraft dazu zu widmen, in dieses Humankapital und in die Zukunft dieses Humankapitals zu investieren.

Meine Damen und Herren! Wenn wir heute eine abnehmende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe haben – das ist ein Problem, das man sehr ehrlich diskutieren muß –, dann müssen wir uns sehr genau anschauen, was die Gründe für diese verringerte Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sind. Doch ich warne davor, zu glauben, das sich dieses Problem monokausal lösen läßt. Dafür gibt es viele Gründe. Diese lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen.

Die Gründe sind – wir wissen das aus vielen Gesprächen mit Unternehmern und aus Umfragen in den Betrieben –: Die Lehrlingsausbildung ist vielfach zu teuer, die Lehrlinge sind zu wenig im Betrieb, und die arbeitsrechtlichen Bestimmungen sind zu unflexibel. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.) Doch da müssen wir kausal ansetzen. Das läßt sich nicht mit einer Prämie, das läßt sich nicht nur mit finanziellen Mitteln bewältigen, denn das ist eine sehr umfassende Problemstellung.

Es erinnert mich ein bißchen an unsere Diskussion von vorgestern über die Causa Semperit. Da haben auch manche so getan, als müßte man nur auf einen Knopf drücken, und Semperit bleibt schon im Lande. Doch einfach sind die Dinge nicht! Wir müssen die Vernetzung und die Gesamtproblematik erkennen. Wer heute noch glaubt, allein mit finanziellen Dingen das Problem lösen zu können, gibt sich einem Irrglauben hin, denn das ist Illusion.

Wir müssen da ein umfassendes Paket schnüren. Dazu möchte ich sehr deutlich unsere Position darlegen. Ich möchte sehr deutlich sagen: Wir stimmen der heutigen Entschließung nur unter den Voraussetzungen zu, die ich jetzt nennen werde. Eine Entschließung ist sehr allgemein formuliert, das ist gar keine Frage. Aber ich kündige jetzt schon an: Wir wollen einen


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite