Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 351

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Löschnak. – Herr Abgeordneter, ich erteile Ihnen das Wort.

17.46

Abgeordneter Dr. Franz Löschnak (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Bundesminister! Herr Präsident des Rechnungshofes! Die Feststellungen des Rechnungshofes sowie die Wortmeldungen der Kollegen Grollitsch und Steindl zur Sportförderung haben mich zu meiner heutigen Wortmeldung veranlaßt. Ich möchte zwei Bemerkungen machen.

Erste Bemerkung: Im österreichischen Sport verfügen wir im sogenannten nichtstaatlichen Bereich – das ist jener Bereich, in dem mehr als 2,5 Millionen Sportausübende in fast 15 000 Vereinen Sport betreiben – über ein gut funktionierendes duales System, nämlich einerseits die Fachverbände und andererseits die Dachverbände. Ich glaube, daß beide notwendig sind. Die Fachverbände sind notwendig, weil sie sich primär mit dem Spitzensport beschäftigen und Meisterschaften fördern und betreiben, und die Dachverbände sind notwendig, weil sie die Vereinsarbeit stützen, indem sie zum einen Beratungen ermöglichen und zum anderen eine gewisse Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus sind die Dachverbände jene, die die kostenintensiven Sportstättenbereiche abdecken, und sie kümmern sich um den Nachwuchs und die Breitenarbeit. Ich sehe in der Dualität der Fachverbände und Dachverbände keine Parallelität. Es wird vielleicht die eine oder andere Überschneidung geben – wie immer, wenn so viele Vereine zu betreuen sind –, aber beide Teile sind grundsätzlich notwendig.

Zweite Bemerkung zur Mittelverteilung: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Dachverbände und der ÖFB – so wird zumindest immer wieder behauptet, oder man hört es – sind gegenüber den Fachverbänden begünstigt. Ich gehe einmal davon aus, daß es verständlich ist, daß jede Sportsparte mehr Geld haben will. Das ist legitim. Nur allen jenen, die meinen, daß die Verteilung, die seit fast fünf Jahrzehnten in Österreich wirklich gut funktioniert, geändert werden müsse, nur weil sie gut funktioniert, muß ich in Erinnerung rufen, daß in der Bundessportorganisation, und zwar in jenem Gremium, das für den Sport zuständig ist, im Sportfachrat, im April dieses Jahres wieder einmal eine Diskussion über diese Mittelverteilung stattgefunden hat. Von den 53 anerkannten Fachverbänden, die den Sport in Österreich vertreten, sind 50 der Auffassung gewesen, daß eine Änderung des Verteilerschlüssels nicht notwendig wäre. Das heißt, bei den betroffenen Sportorganisationen herrscht sehr wohl eine hohe Akzeptanz über – das setze ich jetzt unter Anführungszeichen – die "zeitgemäße" Mittelverteilung.

Meine Schlußfolgerung gegenüber allen Kritikern ist, man sollte sich daher mehr um die Interessen des Sports kümmern und weniger den Versuch unternehmen, die Politik in den Sport hineinzutragen.

Abschließend zu Herrn Abgeordneten Grollitsch, der leider nicht mehr hier ist: Er hat eine einfache Darstellung gebracht, wie man zu Sportförderungen kommt, nämlich daß man irgend etwas ausfüllen müsse, es gar nicht begründen müsse und sich dann selbst genehmigen könne. Ich weiß nicht, woher er das hat, ich kenne ihn zu wenig, um zu wissen, wie das in seinem Wirkungsbereich ist. Vielleicht hat er diese Ableitungen aus seinem Wirkungsbereich, bei der Sportförderung ist das nicht der Fall.

Ihm müßte man mit auf den Weg geben, daß er offenbar den Abgeordneten Morak mißverstanden hat, der hier humorvoll meinte: Nur keine Sachlichkeit aufkommen lassen! – Er hat das zu wörtlich genommen. Er sollte sich an seinen Parteifreund Scheibner wenden. Wenn ich Sie heute richtig verstanden habe, Herr Kollege Scheibner, dann haben Sie sinngemäß gesagt, man müßte sich viel mehr informieren, um in manchen Bereichen mitreden zu können. Das war Ihre Grundaussage, und das sollte man ihm für die Ferien auf den Weg geben, damit er das nutzen kann. (Abg. Dr. Graf: Sie haben die Ausführungen von Abgeordneten Scheibner falsch verstanden!)


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