Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 353

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

die Fondsmittel ergeben sich Hilfsmaßnahmen für den Spitalsbetrieb. Zum Beispiel bekam das AKH eine Sekretärin, aber erst ein halbes Jahr später die passende Schreibmaschine dazu. Mit dem Ambulanzfonds konnte die fehlende Schreibmaschine sofort abgedeckt werden.

Der Rechnungshof regt also mit Recht an, eine einheitliche Dienstgeber- und Trägerschaft anzustreben oder dem Bund die ärztliche Direktion zu übertragen und damit die weitgehende Personalhoheit über das Bundespersonal. Aus der Sicht der Familiensprecherin sehe ich in der momentanen Teilung in Bundes- und Gemeindeärztedienste eine Chance, noch mehr Flexibilität am Arbeitsplatz, neue Arbeitszeitformen und qualifizierte Teilzeitarbeit einzuführen und zu ermöglichen. Nur wenige Städte haben so enge und traditionsreiche Verbindungen mit der Medizin, mit ihrer Geschichte und ihren großen Fortschritten aufzuweisen wie Wien. Ich möchte dabei noch kurz auf den Ruf der Wiener Schule verweisen, die zu einem Weltbegriff geworden und es bis heute geblieben ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Das große internationale Interesse seitens medizinischer Kapazitäten, aber auch von Spitalsbetreibern, die im AKH ausgebildet wurden, ist ein Beleg dafür, daß ein gutes Konzept in die Tat umgesetzt wurde. Die großartigen Leistungen von Tausenden von Mitarbeitern, Tag für Tag erbracht, sind ein Zeichen dieses Erfolgs. Ihnen allen sei an dieser Stelle gedankt! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

17.57

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Pittermann. Sie hat das Wort.

17.57

Abgeordnete Dr. Elisabeth Pittermann (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Präsident des Rechnungshofes! Hohes Haus! Ich freue mich, am Ende dieser vier an Parlamentsdebatten intensiven Tage die großartigen Leistungen des AKH würdigen zu können. Ich danke den Beamten des Rechnungshofes für den interessanten Bericht. Er reiht viele Tatsachen aneinander, die Schlußfolgerungen daraus sind aber nur zum Teil zutreffend.

Dieses Spital ist teuer. Vergessen wir aber nicht, daß 50 Prozent der Leistungen Spitzenmedizin sind. Aufgrund der hohen Qualität der Medizin ist außerdem ein Drittel der Patienten nicht aus Wien.

Vor wenigen Tagen beschäftigte sich eine Fernsehsendung mit den Spitzenleistungen der notfall- und intensivmedizinischen Abteilungen im AKH. Es wurde deutlich vor Augen geführt, welche Möglichkeiten und Erfolge die Medizin heute bietet. In diesem Bereich muß – im Unterschied zu diesem Bereich hier – ohne stundenlange Beratungen sofort über ein Menschenleben entschieden werden. Einmal getroffene Entscheidungen können durch Novellen weder verändert noch zurückgenommen werden. Zum Zeitpunkt der Entscheidung haben die Ärzte oft zuwenig Wissen über die Vorgeschichte des Patienten, sodaß sie sein Fortkommen, ob Heilung oder ob längeres Leiden, nicht abschätzen können. – Das ist eine der Antworten auf die Fragen: Warum wird Leiden oder Sterben verlängert? Warum ist die Medizin so teuer?

Bekrittelt wird in dem Bericht, daß die Arbeitszeiten des ärztlichen Personals durch den ärztlichen Direktor nicht kontrolliert werden können. Auch bei einer anderen Struktur wäre die Überprüfung schwer möglich. Die Ärzte des AKH haben den Auftrag der Patientenbetreuung, der Forschung und der Lehre zu erfüllen – dies 365 Tage im Jahr. Trotz dieser Vielfachbelastung sind sie nicht höher bezahlt als andere universitäre Lehrer.

Da der Rechnungshofbericht mißverständlich interpretiert werden könnte, möchte ich feststellen, daß die Professoren nur vom Bund ein Gehalt für die universitären Leistungen, in denen auch die Patientenbetreuung inkludiert ist, erhalten, aber keines von der Gemeinde Wien.

Während der Ferienzeit wirken die anderen Hochschulen menschenleer, obwohl der Urlaubsanspruch für Bundesbedienstete, eben auch Hochschullehrer und Lehrer, dem gesetzlichen entspricht. An den Universitätskliniken von Wien, Graz und Innsbruck wird in der Ferienzeit mit Ausnahme von Vorlesungen mit vollem Einsatz gearbeitet. Selbstverständlich wird dieselbe


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite