Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 57

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Begutachtung – nicht ein Kriterium sein sollte, ob der Betrieb, der diesen Auftrag erhält, Lehrlingsausbildung betreibt, ob er Ausbildung generell betreibt und ob er Weiterbildung betreibt. Das wäre eine Möglichkeit. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Liberalen Forums.)

Sinnvoll wäre es auch, die Ausbildung generell zu verbessern. Frau Minister! Es ist kein Zufall, daß die Gestaltung der Berufsschulbücher am schlechtesten ist. Die Wertung des Katholischen Familienverbandes sagt klar, die Berufschulbücher sind von miserabler Qualität. Natürlich muß da etwas gemacht werden. Es darf die berufliche Bildung kein Stiefkind bleiben.

Die Durchlässigkeit muß erhöht werden. Keine Studiengebühren für die Fachhochschulen, die Sie aber diskutieren. Solche sind nicht angebracht, wenn man die Berufsbildung wirklich fördern will. Eine stärkere Differenzierung in der Berufsbildung wäre von Vorteil. Statt leere Versprechungen abzugeben, was die Lehre betrifft, sollten Sie, meine Damen und Herren, sollten wir erreichen, daß die Jugendlichen nicht leer ausgehen. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Liberalen Forums.)

12.22

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. Er hat das Wort. – Gleiche Redezeit.

12.22

Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Meine Damen und Herren! Die Abgeordneten und Redner von den Regierungsfraktionen haben hier von diesem Rednerpult aus auch heute wieder die Wichtigkeit dieser Frage betont. Ich frage mich nur, meine Damen und Herren, vor allem auch Sie von der Volkspartei, denn dort war ja das besonders auffallend, warum Sie die Wichtigkeit und die Aktualität dieser Frage jetzt wieder verniedlicht haben. Frau Bundesministerin Gehrer meinte, als sie vom Rückgang der Zahl der Lehrlinge sprach, daß das ja alles nicht so schlimm sei. Frau Abgeordnete Moser meinte unglaublich naiv: Betrachtet man die internationale Statistik, so sehe sie überhaupt kein Problem.

Meine Damen und Herren von der Volkspartei! Ich glaube, daß das wirklich der falsche Ansatz ist. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Betrachten Sie nur die nackten Zahlen, wenn Sie schon mit Statistiken arbeiten: 1979 gab es 197 000 Lehrlinge, meine Damen und Herren von der Volkspartei, 1995 waren es nur mehr 123 000 Lehrlinge. Herr Kollege Khol! Frau Kollegin Moser! Das ist ein Rückgang um über 40 Prozent. (Abg. Dr. Khol: Weniger Kinder und in die Schule!)

Herr Kollege Khol! Auf diesen Zwischenruf habe ich gewartet. Natürlich ist das auch eine Frage der demographischen Entwicklung. Aber, Herr Kollege Khol, auch dafür, nämlich für die Familienpolitik, wären Sie in den letzten Jahren verantwortlich gewesen. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Da fehlen ja auch Initiativen (Abg. Dr. Khol: Ich habe meinen Beitrag geleistet!) , damit dieser Spirale, die uns auch in anderen Ressorts Sorgen macht, etwas entgegengesetzt wird. Aber, Herr Kollege Khol, es geht nicht nur um die demographische Entwicklung, das wissen Sie ganz genau: Aus langfristigen Statistiken lassen sich die Prognosen ableiten, daß sich in den nächsten Jahren die Zahl der Schulabgänger sehr an jene der Lehrabgänger, der Absolventen einer Facharbeiterausbildung angleichen wird. Das heißt, wir werden in Zukunft ähnlich viele Schulabgänger haben – wobei wir nicht wissen, in welche berufliche Zukunft sie gehen werden – wie Lehrlinge, die wir in Zukunft genauso dringend brauchen werden wie gut ausgebildete Akademiker.

Herr Kollege Khol! Wo sind denn Ihre Maßnahmen und Vorschläge, wie Sie einer Reduzierung des Lehrstellenangebots entgegenarbeiten werden? (Abg. Dr. Khol: Das wird Ihnen der Herr Stummvoll sagen!) Da bin ich aber sehr gespannt, Herr Kollege.

Aber wer ist denn in der Regierung, Herr Kollege Khol? Wer hätte denn in den letzten Monaten und Jahren die Möglichkeit gehabt, dieser Entwicklung entgegenzuwirken? – Das waren doch Sie von der Volkspartei! (Beifall bei den Freiheitlichen.)


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