Erstens: Die Bilanz ist nicht so eindeutig und unausgeglichen, wie es den Anschein hat. Viele österreichische Unternehmungen sind im Ausland und multinational tätig, haben Betriebsstandorte außerhalb der Grenzen unserer Republik errichtet und haben ausländische Firmen in Produktion, in Handel, in Dienstleistungen, in Finanzangelegenheiten aufgekauft. Natürlich ist die Internationalisierung keine Einbahnstraße.
Zahlreiche aktuelle Beispiele, von BMW über Chrysler, von KNP-Leykam bis Siemens, von Opel bis Grundig belegen die Richtigkeit einer Strategie der Förderung technologieintensiver Betriebsansiedelungen. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig ausländische Investitionen in Österreich für Wettbewerbsfähigkeit, für Technologie, für Forschung und Entwicklung sowie Innovation im großen und ganzen für unser Land sind. Ausländische Unternehmungen, wenn sie in diesen technologieintensiven Branchen tätig sind, tragen damit zu hoher Wertschöpfung in Österreich und auch zur dynamischen Entwicklung unserer Wirtschaft bei. Tatsächlich wurden zahlreiche qualifizierte Arbeitsplätze und ansprechende Einkommen geschaffen. Es ist daher vor allem wichtig, daß wir in Österreich auch weiterhin Konzerne und deren Kompetenzzentren ansiedeln und verstärken.
Meine Damen und Herren! Wir haben uns trotzdem auch entschlossen, eine bewußte Österreichstrategie zu definieren und zu verfolgen. Was meine ich damit? – Wir werden all die Unternehmen definieren, die in wichtigen Sektoren der Wirtschaft liegen, die in österreichischer Hand sind, die aber Kandidaten von Deregulierung oder Privatisierung sind oder aber auch wegen ihres Erfolgs ausländisches Interessen auf sich ziehen.
Wir werden uns gemeinsam darum bemühen, diese Unternehmungen im internationalen Wettbewerb wettbewerbsfähig zu halten. Ich zähle dazu etwa den Elektrizitätssektor, wo es darum gehen wird, Verbund und Landesgesellschaften zu einer aufeinander abgestimmten Strategie in Österreich zu bringen und die Zusammenarbeit zu intensivieren und dieses Verhältnis weiter auszubauen. Das gleiche gilt für die Luftfahrt, wo die Kooperation zwischen AUA und Lauda Air dieses Jahr bereits begonnen hat und ausgebaut werden sollte. Das gilt ebenso für den ORF, der gestärkt werden soll.
Diese Österreich-Strategie ist keine Abkehr von der Öffnung, ganz im Gegenteil: Sie ist die notwendige Ergänzung zu unserem Kurs der Öffnung im Zuge der Globalisierung. Es ist das Sich-bewußt-Werden über die eigenen Stärken und das Sich-klar-Werden darüber, was man in der Zukunft will. Für jede dieser Strategie gilt es, möglichst starke österreichische – wie es zur Zeit heißt – Players zu erarbeiten.
Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Verfügbarkeit über das Eigentum an Wirtschaftsunternehmungen ist an sich kein alleiniges Kriterium oder gar Gradmesser für unsere Standort- und Industriepolitik. Ebenso wenig macht es Sinn, dem Druck, der durch die neue internationale Arbeitsteilung entstanden ist, ausschließlich durch einen Wettbewerb der Kosten begegnen zu wollen.
Gerade in einer Zeit, die geprägt ist von einer größeren Zahl von Anbietern, von ständig neuen Produkten und Technologien, von offenen Grenzen, müssen wir dort ansetzen, wo unsere Wirtschaft – im übertragenen Sinn gesprochen – zu Hause ist: nämlich beim hohen Ausbildungsniveau der Arbeitskräfte, bei der sozialen Sicherheit, bei einer im großen und ganzen funktionierenden Administration, bei anerkannten Universitäten und bei einer exzellenten privaten und öffentlichen Verkehrsinfrastruktur.
Auf diese Stärken müssen wir uns besinnen und nicht dort den Kampf aufnehmen, wo immer ein oder mehrere Kontrahenten einen größeren Spielraum haben. Wenn eine hohe Umweltqualität oder ein hohes Einkommensniveau in manchen Analysen als Standortnachteile empfunden werden, dann kann doch für uns die Schlußfolgerung nicht sein, der Lohnkürzung oder der Luftverschmutzung das Wort zu reden, nur um scheinbar eine Standortverbesserung herbeizuführen.
Wir treten auch für mehr Kostenwahrheit im Verkehr ein, um vor allem den Güterverkehr und dessen zu erwartenden Zuwachs auf die Schiene zu bringen. Wir starten da von gar keiner