Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 139

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müssen, wie es dazu kommen konnte. Ich glaube nicht, daß es die Antwort und die Ursache ist, aber eines sage ich Ihnen schon: Das Elend des Kindermißbrauchs, nicht nur in Thailand, sondern auch in den osteuropäischen Ländern, ist ein Problem, das mit der Armut in diesen Ländern zusammenhängt, mit der Armut in Osteuropa und mit der Armut in Thailand oder in anderen südostasiatischen Ländern.

Wenn wir hier so tun, als ob wir das Problem dadurch bekämpfen könnten, daß wir die Strafnormen hier in Österreich erhöhen und den einen oder anderen verurteilen – soll auch so sein, auch symbolische Gesten sind wichtig –, wenn wir so tun, als ob wir damit ein Problem in diesen Ländern lösen könnten oder was den Kindesmißbrauch insgesamt im Transfer von dort zu uns betrifft, dann werden wir uns täuschen, dann lügen wir uns in die eigene Tasche, meine Damen und Herren.

Ich denke, und das habe ich gelernt, das Problem ist so vielschichtig, daß wir es sehr vorsichtig und behutsam angehen sollten, vorsichtig und behutsam in dem Sinn, daß die Politik sehr darauf aufpassen muß, wie sehr und mit welchen Mitteln sie sich einmengt. Ich denke, es sind viele Fragen offen, beispielsweise auch was die Behandlung von Straftätern, von Triebtätern, von sogenannten Pädophilen betrifft. Niemand kann mir sagen, daß er derzeit ein Rezept parat hätte, welche Therapie nutzen würde. Aber eines wissen wir, und das ist doch schon einige Male auch gesagt worden: Der Opferschutz ist wichtig.

Ja warum passiert dann nichts beim Opferschutz? Der Opferschutz ist etwas, was wir machen könnten. Kinderschutzzentren könnten wir bauen. Der Verein Möwe, aber nicht nur dieser, schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor, wie Opfer zu schützen wären. Das ist ein Schreiben, das an die Mitglieder dieses Hauses gerichtet ist. (Der Redner zeigt das Schreiben.) Warum machen wir nicht das, was da drinnen steht? Warum, Herr Minister Bartenstein, werden die Maßnahmen, die 1994 in diesem Entschließungsantrag von diesem Parlament hier beschlossen wurden, nicht endlich verwirklicht? Was ist im Hinblick auf den Ausbau von Kinderschutzzentren geschehen? Was ist im Hinblick auf den Ausbau von Kinder- und Jugendanwaltschaften in Österreich geschehen? Ich habe in den letzten Monaten oder Jahren nichts darüber gehört, daß da großartige Fortschritte gemacht worden wären. Ich habe hingegen gehört, auch aus dem Kreis der Kinder- und Jugendanwaltschaften, daß die eine oder andere Stelle gefährdet ist, daß es ein Problem mit der Finanzierung von Kinder- und Jugendanwaltschaften gibt. Das ist das, was ich gehört habe.

Ich möchte gerne, Herr Minister, daß Sie uns als Regierungsmitglied hier auch erklären, wie Sie mit diesem Antrag des Parlaments umgegangen sind. Es ist bei weitem nicht alles gemacht worden. Es wäre aber notwendig, noch vieles zu machen, was hier noch gar nicht andiskutiert wurde und was auch nicht unbedingt zu den primären Agenden dieses Hauses gehört.

Ich nenne, auch wenn es schwierig ist, mit diesem Thema umzugehen, in der Politik das Thema Moral, die Moral der Medien – ich möchte sie noch gerne ansprechen –, die Moral der Werbung und auch die Moral der Politik.

Meine Damen und Herren! Kindesmißbrauch: Am 22. August ist in der "Kronen Zeitung" zum ersten Mal ein Bericht über den Kinderfänger Dutroux erschienen. Am selben Tag ist ein herziges Bildchen in der "Kronen Zeitung" auf Seite 1 mit einem nackten kleinen Mädchen erschienen. (Der Redner zeigt es.) Vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen gestern den Kulturbericht über den Fotografen Mapplethorpe gehört, über den eine Ausstellung gemacht wurde. In der Ausstellung gab es ein Bild, das sozusagen als pornographische Geste gedeutet werden könnte. Da dieses Bild aus der Ausstellung genommen wurde, hat es eine breite Debatte darüber gegeben, ob dies Zensur ist oder nicht, ob es legitim ist, das bei einem künstlerischen Werk zu machen.

Ich würde meinen, die "Kronen Zeitung" betreibt nicht Kunst, und es ist legitim, die Frage zu stellen, ob die Darstellung von Jugendlichen, von Kindern, von 14jährigen, die über den Sommer in der "Kronen Zeitung" jeden Tag betrieben wurde – ich lese Ihnen nur vor: "Eine Augenweide mit einem verführerischen Silberblick ist die 14jährige Pamela aus Gföhl im Waldviertel." –, zu


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