Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 204

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Vollständigkeit. Aber eines, und jetzt bin ich beim Punkt, ist mir wirklich abgegangen – das Interesse scheint aber auch jetzt kein besonders großes zu sein –: nämlich die Darstellung der Situation der Frauen in der österreichischen Wirtschaft.

Die Situation der Frauen in der österreichischen Wirtschaft und in der österreichischen Integrationspolitik ist anscheinend nebensächlich. Als Wirtschaftsfaktor sind wir Frauen nicht wichtig, und anscheinend hat auch der EU-Beitritt auf diesem Gebiet keine Veränderung gebracht. Wo sind denn bitte die Stimmen jener österreichischen Politikerinnen, die immer die österreichische Frauenpolitik so hochloben? – Keine von ihnen hat zu dieser wirtschaftlichen Debatte überhaupt etwas zu sagen gehabt, und trotz der Verschlechterung der Situation für Österreichs Frauen, die nachweislich vor allem durch die Sparpakete in letzter Zeit auf uns Frauen zugekommen ist.

Es gibt zu diesem Thema eine ganz aktuelle Aussage, die anscheinend auch nicht auf das Interesse dieses Plenums stößt, und zwar die Aussage vom 17. September von Frau Gudrun Biffl vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung. Dieses Ergebnis ist erst zwei Tage alt – also brandaktuell. In dieser Studie hat Frau Biffl vom WIFO bekritelt, daß Österreichs Frauenerwerbsquote im Jahre 1994 nur 57,9 Prozent betragen hat und damit klar unter dem OECD-Durchschnitt liegt. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Ich weiß nicht, warum es gerade jetzt angeregte Diskussionen geben muß, aber anscheinend haben Sie mit dieser Thematik nichts zu tun. Das tut mir wirklich leid! Es ist sehr bezeichnend für die österreichische Politik, besonders für die österreichische Frauenpolitik. (Abg. Dr. Mertel: Man hört nichts!)

Frau Kollegin! Es sind wohl genug Mikrophone da, und wenn Sie nichts hören, liegt es nur am Lärm, den Sie hier verursachen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Mertel: Ich unterstütze Sie, und Sie gehen auf mich los!) Danke schön. Ich bin das aber nicht gewohnt, Frau Mertel.

Um auf die Aussagen von Frau Biffl zurückzukommen: Sie sagt ganz klar, daß wir diesbezüglich hier in Österreich deutlich nachhinken, und sie sieht einen Grund dafür darin, daß sich die Österreicherinnen in stärkerem Maße – ich zitiere – "aus familiären Gründen, insbesondere wegen der Kinderbetreuung, längerfristig aus dem Ewerbsleben zurückziehen". Sie hebt hervor, daß im Gegensatz dazu im Ausland auch während der Familienphase mit Kleinkindern der Kontakt mit der Erwerbswelt häufig über Teilzeitbeschäftigung gepflegt wird. Unter anderem stellt sie auch fest, daß viele Dienstleistungen in österreichischen Haushalten unbezahlt erbracht würden, die in anderen europäischen Ländern über den Erwerbsmarkt organisiert werden. Auch diesbezüglich hinken wir in Österreich gewaltig nach.

Bedenkt man, daß die unentgeltlichen Leistungen der österreichischen Frauen bei der Pflege- und Erziehungsarbeit insgesamt mehr als 40 Prozent des Bruttoinlandproduktes betragen, so muß ich schon fragen: Wo bleibt hier der Aufschrei der Politikerinnen der Regierungsparteien? Sie sind zu diesem Thema offensichtlich sprachlos. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich bin sehr froh, daß Herr Staatssekretär Schlögl noch da ist. Er weiß nämlich, daß ich seit vielen Jahren eine Teilzeitoffensive fordere, als Signal im öffentlichen Sektor, aber auch als Impuls für die Wirtschaft. Er ist mir im Wort – er hört mir zwar zurzeit auch nicht zu (Abg. Mag. Schlögl: O ja!) –, daß in diesem Bereich etwas geschehen muß, aber bisher ist auch noch nichts geschehen. Eines ist augenfällig: Man redet in Österreich zwar immer über Offensiven, über Teilzeitbeschäftigung, über flexible Arbeitszeitregelungen, aber geschehen ist bis heute de facto gar nichts. (Abg. Koppler: Gehen Sie in die Betriebe, dann sehen Sie es! – Abg. Parnigoni: Sie erzählen lauter Stumpfsinn! Sie haben keine Ahnung! Keinen Schimmer!)

Ich führe selber einen Betrieb zu Hause, Herr Kollege Koppler! Ich habe selber einen Betrieb, und wir beschäftigen Frauen in qualifzierten Teilzeitarbeitsplätzen. Herr Kollege Koppler! Sie sind für mich kein Maßstab, was Österreich betrifft. Wirklich nicht! Vor allem nicht in bezug auf Frauenpolitik!

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder (das Glockenzeichen gebend): Ich bitte um etwas mehr Aufmerksamkeit!


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