Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 143

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Aber noch einmal: Das kann nicht alles sein! Ich bin dafür, daß wir einen Berufsausbildungsfonds durch alle Arbeitgeber, private und öffentliche Arbeitgeber, finanzieren. Alle zahlen ein, und dann kommt unter dem Strich ein Plus für diejenigen heraus, die Ausbildung betreiben. Das würde die Kostenfrage schon etwas verändern, da kämen wir schon einen Schritt weiter.

Aber auch ein Zweites wäre notwendig: Wenn die Kosten für die Lehrausbildung auf der einen Seite schon so gering sind, wenn auf der anderen Seite die Kosten für die Verwaltungsakademien des Bundes beispielsweise deswegen sehr hoch sind, weil der Staat die Ausbildung in diesen Verwaltungsakademien nicht nur fördert, sondern auch dadurch subventioniert, daß den Leuten der Lohn, das Gehalt weiter bezahlt wird, dann muß es auch möglich sein, über eine Ausbildung auf einer anderen beruflichen Ebene und deren Finanzierung durch den Staat zu diskutieren.

Es kann nicht so sein, daß der Staat sich das Recht herausnimmt, zu sagen: Unsere Beamten bilden wir hervorragend aus, zu Superbeamten in den Verwaltungsakademien, und das soll primär die Allgemeinheit zahlen, aber die Lehrlingsausbildung ist ein Geschäft, um das wir uns nicht so gerne kümmern wollen.

Ich denke, hier wäre mehr Ehrlichkeit angebracht. Hier müßte man, wenn man die Ausbildungskosten tatsächlich ernsthaft vergleichen will – auch die Kosten für die universitäre Ausbildung spielen dabei eine Rolle –, eine Rechnung machen, die alles umfaßt und nicht nur einen Sektor gegen den anderen ausspielt. Dann würde man vermutlich ein etwas realistischeres Bild und ein etwas vorteilhafteres Bild für die Möglichkeiten der Finanzierung der Lehrlingsausbildung bekommen. Ich glaube, hier wäre einiges zu machen.

Notwendig wäre – ich habe das schon gesagt – auch die Überlegung, ob man bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen – das kommt darauf an, welche anderen Maßnahmen man in Betracht zieht – nicht beispielsweise auch als ein Kriterium im Bundesvergabegesetz verankern könnte, ob dieser Betrieb, der einen öffentlichen Auftrag erhalten soll, Lehrausbildung betreibt oder Fortbildung betreibt. Das wäre eine Möglichkeit, die man überlegen könnte, wenn man es wirklich ernst meint mit der Förderung von Lehrlingsausbildung.

Aber wir haben hier schon sehr oft darüber diskutiert, und ich höre immer die Schwüre, die duale Ausbildung muß verbessert werden, aber wenig Konkretes an Reformen. Selbstverständlich sind auch Modelle, wie sie Kollege Peter angedacht hat, denkbar. Auch hier wird über die Kosten zu reden sein. Was mir an dem Modell des Kollegen Peter nicht gefällt, ist die Idee, die möglicherweise dahintersteht, daß der Lehrling in dem halben Jahr, das er dann beim Lehrherrn bleibt, trotzdem eine sehr geringe Lehrlingsentschädigung – so wie bisher – erhält.

Das kann es nicht sein, Kollege Peter! Das kann es nicht sein, daß man sagt, ein halbes Jahr soll der Staat ausbilden und er soll dafür die Kosten übernehmen oder die Eltern sollen die Kosten für den Lehrling übernehmen oder wer auch sonst immer. Möglicherweise fördert der Staat auch mittels Subventionen, aber wir im Betrieb können dann nach wie vor nur die Lehrlingsentschädigung, die nicht überall, aber in manchen Berufen beschämend niedrig ist, bezahlen. Das kann es dann nicht sein! (Zwischenruf des Abg. Haigermoser .) Es ist nicht größtenteils so. Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Berufe, dort ist die Bezahlung sehr ordentlich, dort ist man sehr schnell – ich weiß es – auf dem Gehalt, das man dann später auch in der Privatwirtschaft lukrieren kann. Maurer beispielsweise ist ein sehr gutbezahlter Lehrberuf. Aber bei den Fliesenlegern und den Malern, die hart arbeiten müssen und oftmals kaum Ausbildung erleben, außer das Schleifen, ist das nicht so. Herr Kollege Haigermoser! Ich habe viel mit Lehrlingen gearbeitet, mit Lehrlingen auf dem Land, nicht in der Stadt, und da ist das Bild oft sehr deprimierend.

Man müßte einige Fragen sehr genau diskutieren. Man müßte sich andere Modelle ansehen. Man müßte diese Modelle auch hier im Hohen Haus oder in einem Bericht studieren, und man müßte mehr Experimente zulassen. Es geht schließlich darum, ob unsere Jugendlichen eine ordentliche Ausbildung erhalten. Ich halte es für durchaus denkbar, daß man diesbezüglich mit Modellschulen im Ausbildungsbereich arbeitet, daß man Modelle einer Berufsausbildung ent


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite