Fünftens: Dieser Grüne Bericht zeigt, daß wir noch nicht mit allen Entwicklungen zufrieden sein können, etwa mit der Frage der Marktposition österreichischer Produkte, mit der Frage der Verarbeitungsstruktur, Vermarktungsstruktur, das sind Bereiche, bezüglich derer wir noch mitten im Umbruch stehen und noch nicht – ich sage das sehr offen aus meiner Sicht – das Optimum erreicht haben.
Was sind nun die Auswirkungen des Beitritts, die aus bäuerlicher Sicht in diesem Grünen Bericht aufgezeigt werden? – Es ist richtig, daß die Übernahme der Gemeinsamen Agrarpolitik hinsichtlich der Preise für die Bauern Einbußen gebracht hat – unterschiedlich je nach Produkt. Es ist aber in diesem Grünen Bericht genauso klar nachlesbar, daß die Maßnahmen des Europavertrages im Jahre 1995 den Einkommensausgleich grundsätzlich geschafft haben, etwa durch die Lagerabwertung, die degressiven Ausgleichszahlungen, die Marktordnungsprämie in der Union, das Umweltprogramm oder die Ausgleichszulage in den benachteiligten Gebieten.
Der Grüne Bericht zeigt auch deutlich, daß die Öffnung der Märkte für Österreich nicht jene Konsequenzen hat, die man vor dem Beitritt befürchtet hatte, daß nämlich eine große Überschwemmung des österreichischen Marktes mit Produkten aus mit uns in Wettbewerb befindlichen Ländern folgt.
Ich wende mich von dieser Stelle aus in großer Dankbarkeit an die Konsumenten, denn sie haben in diesem ersten Jahr beziehungsweise in den ersten eineinhalb Jahren unserer Mitgliedschaft den hochqualitativen Produkten österreichischer Bauern in hohem Ausmaß die Treue gehalten, und ich bitte um dieses Vertrauen auch in Zukunft. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Wir haben auch die Chancen, die uns im Export gegeben sind, genutzt. Was beispielsweise Italien betrifft, so hat im Jahr 1995 der Exportanteil Österreichs um 83 Prozent zugenommen. Wir haben erstmals in der Geschichte aus agrarischer Sicht eine positive Handelsbilanz gegenüber Italien. (Abg. Ing. Reichhold: Und nach Deutschland?)
In Deutschland, Herr Kollege Reichhold, ist die Situation deswegen etwas anders, weil Italien ein Nachfragemarkt für agrarische Rohprodukte ist – wie Getreide, Fleisch und Milch –, während wir es in Deutschland mit einem scharfen Wettbewerbsmarkt zu tun haben, wo wir Verarbeitungsprodukte liefern müssen. (Abg. Ing. Reichhold: Was haben wir denn verdient in Italien? – Nichts!) Es ist deutlich zu sagen, daß wir in diesem Bereich, jedenfalls was die Verarbeitungsstruktur und Exportstruktur betrifft, noch zusätzliche Schübe brauchen.
Der Beitritt zur EU hat durch unser Umweltprogramm zu einem Ökologisierungsschub geführt. Dieses Programm gilt in Europa als vorbildlich, und wir verzeichnen die flächenmäßig größte Teilnahme der Betriebe an diesem Umweltprogramm aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union.
Wir haben in den ersten eineinhalb Jahren die Regionalförderungsprogramme positiv begonnen, und es wurden durch diese Möglichkeiten der Europäischen Union in vielen Regionen Österreichs neue Impulse gesetzt.
Meine Damen und Herren! Wir haben etwa im Sektorplan bisher für 142 Projekte Investitionsförderungen für die Verarbeitungswirtschaft genehmigt. Das entspricht einem Fördervolumen von 980 Millionen Schilling aus Mitteln des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Das löst immerhin ein Investitionsvolumen von 4,1 Milliarden Schilling aus.
Wir haben erste große Schritte im Bereich Erzeugergemeinschaften gesetzt, auf die ich stolz bin. Diesbezüglich muß aber noch mehr geschehen. Es müssen auch die Bauern selbst noch aktiver an dieser Marktposition mitarbeiten.
Der Einkommensbericht 1995 zeigt aus meiner Sicht, daß wir das Jahr 1995, das erste Jahr unserer Mitgliedschaft bei der Europäischen Union, gut bewältigt haben. Er zeigt, daß leistungsorientierte Ausgleichszahlungen für die Bauern notwendig, richtig und berechtigt sind. Er zeigt, daß wir im Bereich Kostenentlastung erste Schritte gesetzt haben, denen weitere folgen müs