relevante Studien zum Thema Hochschulpolitik veröffentlicht werden. Und – weil wir vorhin über den Bundestheaterbericht diskutiert haben – ich sage Ihnen: Ich stehe in der Kulturpolitik genauso wie in der Hochschulpolitik und in jedem Politikfeld für den Grundsatz, daß Meinungen sagbar und selbstverständlich auch publizierbar sein müssen, ob sie mir passen oder nicht. Ich bin sehr dafür, daß wir in diesem Land auch Meinungen mit entsprechender Öffentlichkeit publizieren können, die anderen nicht passen, und daher werde ich mir auch gefallen lassen müssen, daß man Dinge publiziert, die nicht dem entsprechen, was ich für richtig halte.
Dieser Auftrag ist noch dazu von meinem Vorgänger gegeben worden, ich hätte ihn aber genauso auch selbst geben können. Die Studie kommt zu einem Ergebnis, wie es auch das australische Modell vorsieht. Sie kennen das. Ich halte das aus politischen Gründen für falsch und bin daher ein Gegner von Studiengebühren (Beifall bei der SPÖ), aber publizieren wird man das doch noch können, ohne daß sich dann die Kollegen aus dem Ministerium gefallen lassen müssen, der Illoyalität bezichtigt zu werden. Wäre es loyal, wenn ein Beamter etwas, das er – noch dazu außerhalb seines Dienstes – betreut, ohne Steuergelder zu kassieren, deswegen, weil er Angst hat, daß das irgendwann einmal mißverstanden werden könnte, unterläßt? Meinem Begriff von Loyalität würde dieses Verhalten nicht entsprechen.
Letzter Punkt: Wir haben im Zusammenhang mit Studiengebühren auch überhaupt nichts unter der Tuchent vorbereitet, um es dann überfallsartig herauszuziehen. Die politischen Standpunkte sind aus politischen Gründen klar deponiert. Die Diskussion kann geführt werden, man wird in Diskussionen noch Dinge lernen, und ich will Diskussionen auch nicht kategorisch abschneiden. Nach alledem, was ich bisher zum Thema Studiengebühren gehört habe, inklusive auch der entsprechenden Studien, ist mein Standpunkt allerdings ein unverändert negativer.
Ein allerletzter Satz zum Thema Prognosen und Reformbereitschaft. Es steht in diesem Bericht ausdrücklich – ich habe diese Seite herausgesucht –, daß es nicht darum geht, hier eine Prognose im Sinne der Einschätzung zukünftiger Ereignisse abzugeben, sondern das ist eine einfache Hochrechnung auf Basis von Altersjahrgängen. Und das ist ein gewaltiger Unterschied.
Es wurde im Zuge des Beginns dieses Studienjahres auch von bis zu 65 Prozent Zuwachs bei den Neuimmatrikulierenden gesprochen. Die Wahrheit entspricht dem überhaupt nicht. Bei der vielzitierten medizinischen Fakultät in Wien – ich habe erst vor ein paar Tagen mit dem Dekan ein langes Gespräch gehabt – haben in diesem Studienjahr weniger Studierende – nicht viel weniger, aber doch weniger – als im vergangenen Jahr begonnen, was mich gar nicht freut. Nicht, daß ich da mißverstanden werde: Ich bin nicht glücklich, wenn es weniger Studierende an einer Fakultät gibt, aber wenige Tage zuvor wurden noch gigantische Zahlen genannt, nämlich statt 1 800 Neuimmatrikulierenden gäbe es 3 000. Die Wahrheit ist, daß es rund 1 650 gibt.
Damit erzeugt man doch einen bestimmten Eindruck. Das können wir uns hier, vielleicht auch noch unter Medienbegleitung, erzählen, aber ich bitte Sie, nicht zu vergessen, daß wir letztendlich als Adressaten dessen junge Menschen haben, die neben den privaten Entscheidungen vor der wahrscheinlich wesentlichsten Entscheidung ihres Lebens stehen, nämlich welchen Beruf sie ergreifen wollen und welche diesem Beruf vorangehende Ausbildung sie in Anspruch nehmen. Da halte ich Briefe hinsichtlich der Medizinstudenten, die vom früheren Dekan geschrieben worden sind, für genauso verantwortungslos – ich habe das auch öffentlich erklärt – wie das Publizieren von Phantomzahlen, die noch dazu wenige Tage später von der Realität überholt werden.
Die Universitäten sind in einem Umbruch begriffen. Dieser Umbruch ist davon belastet, daß er unter ökonomisch engen Bedingungen stattfinden muß. Manche meinen – vielleicht nicht zu Unrecht –, daß diese ökonomische Enge allerdings auch zu einer Stringenz dieser Umbruchphase zwingt. Das darf man auch nicht ganz vergessen. Das ist nicht zynisch zu verstehen, sondern in manchen Fällen ist es wohl so. Die Universitäten sind in einer Umbruchphase, die Unterstützung braucht, eine Umbruchphase, die so etwas wie eine Loyalität gegenüber diesen wichtigen Einrichtungen in Österreich braucht. Dieser Umbruch ist aber natürlich auch damit verbunden, daß wir diejenigen, die an den Universitäten tätig sind, fordern müssen, wenn sie sich nicht ohnedies selbst schon ausreichend gefordert haben.