Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 145

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Ich bin wahrlich überzeugt davon, daß all das, was derzeit im Rahmen dieser Reorganisation an Bewegung an den Universitäten stattfindet, in einem System, in einer Struktur, in einem Zustand enden wird, der dem Zustand sowohl der Universitäten als auch des akademischen Lebens in Österreich als auch – und das möchte ich ausdrücklich betonen – der akademischen Freiheiten in Österreich zuträglich ist, aber wir müssen mit dieser Geschichte vorsichtig umgehen und uns die vielleicht da und dort bestehende Lust zur Polemik selbst nehmen, weil die Sache diese Vorsicht und diesen bedächtigen, wenn auch sehr zielgerichteten Umgang verlangt. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

18.48

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Posch. – Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort. Redezeit: 20 Minuten.

18.48

Abgeordneter Mag. Walter Posch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Zunächst einmal danke für die klaren Worte hinsichtlich der Studiengebühren. Sie haben sich ja in der Vergangenheit immer klar dagegen ausgesprochen, und ich finde es auch ein klein wenig kindisch, Frau Abgeordnete Petrovic – bevor Sie gehen –, daß Sie den Beamten des Ministeriums Subversion insinuieren, wenn diese über Studiengebühren debattieren. Debattieren muß man dürfen, ebenso wie Herr Abgeordneter Lukesch eine Privatmeinung haben darf.

Zu den Studiengebühren insgesamt ist es aber nicht unsere Meinung, daß sie kommen sollen, weil Studiengebühren das Problem der Hochschulfinanzierung nur marginal lösen beziehungsweise nur einen marginalen Beitrag dazu leisten würden, insgesamt aber die soziale Symmetrie doch gefährdet wäre.

Zum Hochschulbericht selbst wollte ich einige Punkte ausführen. Das UOG 1993 führte zu mehr Dezentralisierung, das heißt, die Universitäten haben mehr Entscheidungskompetenzen im Sinne einer umfassenden Personal- und Budgetautonomie erhalten. Die entscheidende Frage dabei wird für mich sein, wie sich insbesondere die beabsichtigte strategische Teilung in kollegiale und monokratische Organe bewähren wird, inwieweit die Effizienz durch monokratische Organe erhöht wird und gleichzeitig die Kontrolle durch demokratisch zusammengesetzte Kollegialorgane gewährleistet bleibt.

Gestatten Sie mir ein Wort zum Fernstudiensektor. Der Fernstudiensektor ist in diesem Hochschulbericht mit einer Studentenzahl von knapp über 1 000 ausgewiesen. Er führt in Österreich ein echtes Schattendasein, was schade ist, weil der Fernstudiensektor vor allem im Sinne des lebenslangen Lernens auch für Berufstätige wichtig wäre. Ich denke, daß der Mitteleinsatz, der dafür geleistet wird, in keiner Relation zur Zahl der Studenten oder gar zur Zahl der Absolventen steht.

Daher wäre es sehr, sehr wichtig, auf diesem Gebiet etwas zu tun, sei es Kooperationen mit der Fernuniversität Hagen auszubauen, sei es zu anderen Kooperationen zu kommen. Auf alle Fälle muß auf diesem Sektor etwas geschehen.

Erfreulich ist die Entwicklung auf dem Sektor Forschung – und dies trotz restriktiver allgemeiner Budgets. 1995 wurden 35,6 Milliarden Schilling für Forschung und experimentelle Entwicklung aufgewendet. Das bedeutet gegenüber 1992 eine Steigerung um 17,4 Prozent. Wir liegen damit zwar noch immer unter dem OECD-Schnitt – knapp darunter –, aber immerhin ist dieses Ansteigen trotz restriktiver Budgets erfreulich. Kritisch zu bemerken bleibt jedoch, daß in Österreich vor allem seitens des privaten Bereichs mehr an Forschung wünschenswert wäre.

Eine Bemerkung zu den Frauen an Hochschulen: Obwohl in den letzten Jahren der Anteil von Frauen im Hochschulbereich ständig zugenommen hat und vor allem bei den Studienanfängern etwa der Repräsentanz der Gesamtbevölkerung entspricht, sind im wissenschaftlichen Bereich nur 20 Prozent Frauen und bei den Professoren gar nur mehr 3,5 Prozent Frauen vorhanden. Nun möchte ich ungern das Argument hören, daß man bei Berufungen wenig Frauen findet, sondern ich gehe davon aus, daß alle Anstrengungen zu unternehmen sind, und zwar gesellschaftlich zu unternehmen sind, um diese gravierende Ungerechtigkeit in absehbarer Zeit aus


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