Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 154

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19.24

Abgeordnete Dr. Irmtraut Karlsson (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Bevor ich mich meinem eigentlichen Redeschwerpunkt, der Evaluation im Hochschulbericht, widme, möchte ich schon noch eine Bemerkung zu den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Grollitsch machen.

Da geht es – wie immer formuliert – gegen Rechtsextremismus, und Herr Abgeordneter Grollitsch kommt zum Rednerpult und sagt: Laßt mir die Burschenschaften in Ruhe – sozusagen alle Burschenschaften unter Rechtsextremismus subsumierend. – Ich habe nicht viel mit Burschenschaften zu tun, aber daß alle rechtsextrem sind, das lasse ich mir von Ihnen auch nicht einreden.

Natürlich, in Ihren Reihen sind jene nicht zu übersehen, die in einer Art primitiver Stammesangehöriger ihre Narben zur Schau tragen, die sie in homophoben sadomasochistischen Initiationsritualen erworben haben, unter Drogeneinfluß, wo sie sich dann gegenseitig schwere Körperverletzungen zufügen. Ich meine, das ist unübersehbar, aber das heißt noch lange nicht, daß Rechtsextremismus und rechtsextreme Burschenschaften nicht etwas sind, wogegen sich andere Fraktionen wehren können, wofür wir auch entsprechende Gesetzesvorlagen haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte nun zum Hochschulbericht folgendes feststellen: Ich sehe den Hochschulbericht in einer gewissen Kontinuität. Was mich bei diesen Diskussionen von Berichten stört, ist, daß jeder für sich ahistorisch diskutiert wird. Dabei gibt es Entwicklungen.

Als vor drei Jahren der Hochschulbericht vorlag, habe ich in meiner Rede dazu gesagt, daß es mir fachlich nicht gerechtfertigt erscheint, einen Gegensatz zwischen Fernstudien und Präsenzuniversität zu machen, sondern daß sich ganz im Gegenteil aufgrund der neuen technologischen Entwicklung durchaus Synergieeffekte ergeben können. Und – siehe da – im aktuellen Hochschulbericht sind zu meiner Freude bereits derartige Bestrebungen angekündigt, wenn sie auch schwierig umzusetzen sind.

Wir werden nämlich nicht umhin kommen, uns von riesigen, massenhaften Frontalvorlesungen zu verabschieden. Wir werden nicht umhin kommen, uns davon zu verabschieden, Studenten aus ihren Heimatorten wegzubewegen, sondern wir werden sehr wohl die modernen Kommunikationstechnologien nützen müssen, um die Hochschule an den Wohnort der Studenten zu bringen und nicht die Studenten an den Hochschulort.

Was die Evaluierung betrifft, so sind schon sehr große Fortschritte und Berichte über einzelne Forschungsrichtungen, über die Lehre im Hochschulbericht enthalten. Es ist derzeit auch eine Verordnung über Evaluierung in Begutachtung. Und da gibt es gerade von der Hochschülerschaft, die hier so rüde kritisiert wurde, einige sehr positive Anregungen, zum Beispiel was die Veröffentlichung der Arbeitsberichte der Institutsvorstände betrifft, was eine andere Gestaltung des Berichtsformulars betrifft, sodaß sowohl die positiv als auch die negativ abgelegten Prüfungen erkennbar sind, da auch das zur Evaluierung beiträgt.

Eine weitere Anregung ist, didaktische Zentren einzurichten, denn es geht nicht an, daß schlechte Hochschullehrer zwar Jahr für Jahr als schlechte Hochschullehrer bezeichnet werden, dies jedoch völlig folgenlos bleibt. Genauso wie in jedem anderen Beruf besteht sehr wohl Fortbildungspflicht.

In die Evaluierung sollte auch einbezogen werden, inwieweit Frauenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit oder sonstige Diskriminierungen Inhalt der Lehrveranstaltungen sind.

Diese umfassende, transparente Evaluierung ist höchst notwendig und eilig, denn ohne hochschuldidaktische Umstellungen, ohne diese Konsequenzen kann man zumindest mit mir, die ich als einzige Abgeordnete von Wien Innen-West den Wahlkreis mit dem höchsten Studentenanteil vertrete – es gibt keinen anderen Abgeordneten direkt aus diesem Wahlkreis –, über Studiengebühren nicht reden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

19.30


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