Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 155

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Horngacher. – Bitte. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten.

19.30

Abgeordnete Katharina Horngacher (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Dem Hochschulbericht 1996 entnehme ich, daß der Trend eines steigenden Zustromes zu den Universitäten in Österreich, der von den achtziger Jahren bis Mitte der neunziger Jahre ungebrochen war, auch in Zukunft anhalten wird.

Das bedeutet, daß wir in Zukunft sicherlich mit einer weiteren Verschärfung der monetären Situation und der Beschäftigungsprobleme der Akademiker zu tun haben. Laut Bericht waren im März 1996 immerhin 5 572 Hochschulabsolventen beim Arbeitsmarktservice als arbeitssuchend gemeldet, und es gibt wirklich nichts Demotivierenderes für einen jungen Menschen mit abgeschlossener Ausbildung, als keinen Arbeitsplatz zu finden.

Daß das derzeitige System zukünftig schwer finanzierbar sein wird, wissen wir alle. Deshalb müssen wir uns ernsthaft überlegen, ob nicht doch die Einführung von Studiengebühren auf Kredit ein sinnvolles, ein ausgewogenes System für die Zukunft sein könnte. (Beifall bei der ÖVP.)

Gerade im ländlichen Raum ist es durch die Streichung der Freifahrt für Studierende zu einem Ungleichgewicht, einer Unausgewogenheit im Vergleich zu den Studierenden im städtischen Bereich gekommen. Während Studierende im ländlichen Raum höhere Anfahrtskosten in Kauf nehmen müssen, können Studierende in der Stadt billige Angebote in Anspruch nehmen. Diesbezüglich sollte Gleichheit hergestellt werden. Deshalb finde ich es gerechter, ein Modell einzuführen, das für Chancengleichheit sorgt.

Mit der Einführung von Studiengebühren auf Kredit hätten die Studierenden die Möglichkeit, unbelastet und motiviert zu studieren. Erst nach Beendigung ihres Studiums wäre die Rückzahlung fällig. Die Gebühren müßten also von den Studierenden nicht sofort bezahlt werden, sondern sie würden von einem Fonds vorgestreckt und sollten nach Studienende zurückgezahlt werden, sobald der ehemalige Student mehr verdient als das Durchschnittseinkommen. Er verdient ja deshalb mehr, weil er studieren konnte, daher soll er es auch zurückzahlen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es wäre damit aber auch gewährleistet, daß schlechtverdienende Akademiker, Arbeitslose oder Eltern in Karenz noch nicht belastet werden. Ich sehe dieses Modell als einen zusätzlichen Leistungsanreiz, darüber hinaus wären die Chancen und Möglichkeiten gerechter verteilt.

Die Österreichische Volkspartei steht für Leistung und Chancengleichheit. Daher hoffen wir auch, daß sich andere dieses Modell genauer ansehen und dafür zu gewinnen sein werden. Das derzeitige System hat nämlich nicht bewirkt, daß Bauernkinder und Arbeiterkinder vermehrt an die Universitäten gekommen sind. Es ist vielmehr so, daß 50 Prozent der Ausgaben dem obersten Einkommensdrittel zugute kommen.

Wir haben sehr viele Studienabbrecher und eine zu lange Studiendauer. Was etwas kostet, wird mehr geschätzt, und nach diesem Prinzip sollten wir vorgehen.

In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch auf die Bedeutung der Fachhochschulen hinweisen. Die Forcierung dieses Ausbildungssystems könnte eine Aufwertung der Lehre bewirken. Noch immer scheuen Eltern davor zurück, vorwiegend wegen des Imageproblems, ihre Kinder eine Lehre machen zu lassen. Durch eine verbesserte Durchlässigkeit zu den Fachhochschulen könnte die Lehre für Jugendliche wieder attraktiv werden, und die Absolventen dieser Ausbildung haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Für Tirol erhoffe ich mir, daß mehr Fachhochschulen gebaut werden, da das besonders für die Bezirke fernab der Universitätsstädte zusätzliche Möglichkeiten einer fundierten und hochquali


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