Der nächste Punkt ist die Finanzierung, nämlich die Frage: Was geschieht da im 1. Quartal 1997? Im 1. Quartal 1997 schließen wir nicht Kreditverträge ab, sondern private Interessenten melden im Rahmen eines De-facto-Ausschreibungsverfahrens die Konditionen, unter denen sie bereit wären, dieses Projekt oder Teile des Projekts zu finanzieren. Und jetzt muß ich Ihnen ehrlicherweise sagen: Ich sehe keinen Sinn darin, daß man diese Meldungen aufhalten sollte. Wenn ich jetzt hier sagen würde: Ich unterschreibe am 1. Februar für die Republik einen Kreditvertrag über mehrere Milliarden Schilling, zu Konditionen, die ich im Jänner kennenlernen werde, Wurscht, was in der Zwischenzeit passiert, dann würde ich das nicht nur deswegen für kritisierenswert halten, weil es unsinnig wäre im Zeitablauf, wegen des Sondierstollens, sondern weil wir eine Reihe von Dingen zu diesem Zeitpunkt nicht in dem Ausmaß fertig haben können, um einen Kreditvertrag unterschreiben zu können.
Das heißt, im 1. Quartal 1997 bekommen wir de facto die Ausschreibungsergebnisse einer Ausschreibung für Finanzierungsofferte. Deswegen schließen wir noch keine Kreditvereinbarungen ab, aber wir eruieren auf der finanziellen Ebene genau das, was der Sondierstollen geologisch tut.
Der entscheidende Punkt – und das halte ich für eine einfache Entscheidung, obwohl es eine schwierige Frage ist – lautet: Wenn wir die geologischen Erkenntnisse über das Volumen des zusätzlichen Wassereinbruchs haben und wenn diese – ich nehme das jetzt einmal an, aber das ist noch nicht erwiesen – sich tatsächlich auf besondere Faktoren zurückführen lassen und nicht in der Struktur der Geologie liegen, dann sind, wie Sie selber sagen, die nächsten rund 2,5 Kilometer, glaube ich, relativ ungefährliches Gelände. Man hat sich ja, wie gesagt, nicht hinsichtlich der Stelle geirrt, sondern nur hinsichtlich des Volumens, der Prognose des Volumens. Das heißt, die nächsten 2,5 Kilometer sind relativ risikoloses Gelände, und dann stoßen wir wieder auf eine vorhersehbare Risikostelle.
Jetzt ist der entscheidende Punkt – und da kommen dann die Geologie und die Finanzierung zusammen –: Wie teuer sind die Vorkehrungsmaßnahmen, die man treffen muß, um die nächste Risikostelle abzusichern? Ich glaube, es wird mir niemand widersprechen, wenn ich sage, daß die Sicherheit derer, die in diesem Stollen arbeiten, garantiert werden muß. Da kann ich jetzt einmal alles andere vergessen, das muß auf jeden Fall garantiert sein.
Daher: Wie teuer ist die Vorkehrung, die buchstäblich prophylaktische Vorkehrung für die Absicherung der Bergleute, die in diesem Sondierstollen unweigerlich auf diese nächste Risikostelle zugehen?
In aller Kürze: Das ist der Zeitplan. Da jetzt irgend etwas aufzuhalten, hielte ich für absolut sinnlos, weil genau dieser Zeitplan beinhaltet, daß man Schritt für Schritt geologische, finanzielle, logistische, organisatorische Bedingungen erfüllt für eine Entscheidung, die bereits getroffen ist. Insofern bitte ich Sie um Verständnis dafür – ich stimme hier nicht ab, aber wenn ich meine Meinung äußern darf –, daß ich zwar das, was Sie hier gesagt haben, zum allergrößten Teil 1 : 1 unterschreiben kann, es aber für eine falsche Schlußfolgerung halte, zu sagen, wir vereinbaren jetzt den Stopp, weil man das alles abwarten muß.
Das, was uns vermutlich trennt, ist, daß Sie grundsätzlich dem Projekt skeptisch – um es freundlich zu sagen – gegenüberstehen, während ich ihm grundsätzlich positiv gegenüberstehe. Aber das ist jetzt nicht der wesentliche Punkt. Das, was derzeit geschehen muß, ist, Schritt für Schritt genau die Vorkehrungen zu treffen, die eine professionelle, eine ökonomisch effiziente, eine sichere, eine verkehrspolitisch sinnvolle und ökologisch vertretbare Realisierung dieses Tunnels zulassen.
Da kann gar nicht – selbst wenn das jemand wollte; es wäre dumm – der übernächste Schritt vor dem nächsten gesetzt werden. Ich meine, daß man jetzt die Ursachen für diesen Wassereinbruch sehr genau eruieren muß, daß man aber in dem ursprünglichen Zeitplan – spät genug ist es ohnedies – weiter vorangehen kann, weil das bedeutet, keinen Schritt vor der Absicherung des vorherigen gesetzt zu haben. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
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