Gemäß dem jüngst veröffentlichten Economic Freedom Index (Bürokratieindex) liegt Österreich, im Vergleich mit 20 Industrienationen hinsichtlich der freien Wirtschaftsentfaltung, an letzter Stelle hinter Spanien und Italien. Im Untersuchungsbereich "staatlicher Einfluß und Regulierung" hat Österreich am schlechtesten abgeschnitten. Bei der Kaufkraft je Einwohner im Jahre 1994 sowie beim durchschnittlichen Wirtschaftswachstum, bezogen auf die Bruttoinlandsprodukte der Jahre 1980 bis 1994, lag Österreich gemäß diesem Bürokratieindex um mehr als die Hälfte unter den Werten der besten Länder wie zum Beispiel Neuseeland.
Die immer weiter ausufernden und weit über dem EU-Durchschnitt liegenden Lohnnebenkosten, die bereits zirka 103 Prozent erreicht haben, belasten den österreichischen Wirtschaftsstandort nachhaltig und gefährden massiv die Arbeitsplätze der Österreicherinnen und Österreicher.
Die Erfolglosigkeit der Wirtschaftspolitik zeigt sich auch daran, daß Österreichs Wirtschaftswachstum im Vergleich zu den EU-Mitgliedsländern vom dritten auf den fünfzehnten und damit letzten Platz abgerutscht ist. Dies bedeutet für die heimische Wirtschaft ein weiteres Verharren in der konjunkturellen Talsohle.
In diesem Zusammenhang ist auch die massive Verschlechterung der Leistungsbilanz bemerkenswert, die sich allein von Jänner bis September 1996 gegenüber dem Vergleichszeitraum 1995 um rund 6 Milliarden Schilling verschlechtert hat und nunmehr ein Defizit von 36 Milliarden Schilling aufweist. Für diese Verschlechterung war die von der Regierung mangels Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen verursachte Krise in der Tourismuswirtschaft verantwortlich.
So sind die Überschüsse aus der Reiseverkehrsbilanz allein von September 1995 bis September 1996 um rund 30 Prozent zurückgegangen. Hatte die Reiseverkehrsbilanz im Jahre 1992 noch einen Überschuß von 67 Milliarden Schilling aufzuweisen, hat sich dieser zwischen 1992 und 1995 auf knapp unter 30 Milliarden Schilling mehr als halbiert.
Eine erforderliche Exportoffensive wurde mehrmals angekündigt und wie gewohnt von der Bundesregierung nicht umgesetzt. Nicht zuletzt deswegen hat IHS-Experte Andreas Wörgötter kritisiert, daß die Exportwirtschaft keine wirtschaftliche Unterstützung erhalte und daß außer Ankündigungen von Offensiven bisher nichts geschehen sei.
Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß die von der Bundesregierung versprochene Technologieoffensive nicht verwirklicht wurde. Dies ist auch der Grund, weshalb die F&E-Quote (1,5 Prozent) noch immer weit unter dem OECD-Durchschnitt (zirka 2 Prozent) liegt.
Wie gleichgültig die Bundesregierung den Anliegen der österreichischen Wirtschaft gegenübersteht, zeigt die Problematik der "EU-Förderfalle", die verhindert, daß EU-Fördermittel voll ausgeschöpft werden.
Ebenso sind die Koalitionspartner nicht in der Lage, längst erforderliche Privatisierungen durchzuführen, was dazu geführt hat, daß sich internationale Medien bereits seit längerer Zeit darüber lustig machen ("How not to privatize a bank"; Wall Street Journal Europe; September 1995).
Seit 1991 waren an Privatisierungserlösen 38,4 Milliarden Schilling veranschlagt, realisiert wurden seither lediglich rund 6,4 Milliarden Schilling. Anstelle echte Privatisierungen durchzuführen, bemüht sich die österreichische Bundesregierung ihren Einflußbereich durch "Scheinprivatisierungen" (zum Beispiel Post, Bahn, Bundesrechenamt), die lediglich eine Flucht aus dem Budget darstellen, abzusichern.
Die völlige Hilflosigkeit der Koalition zeigt sich im Bereich des Arbeitsmarktes. Angesichts der ständigen Arbeitsplatzverluste in Österreich wird zwar noch im Koalitionsübereinkommen vom 11. März 1996 eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit folgenden Schwerpunkten versprochen:
Verstärkung der Qualifikationspolitik für Arbeitslose und Beschäftigte, deren Arbeitsplätze gefährdet erscheinen; verstärkte Wiedereinstiegshilfe für Langzeitarbeitslose; Sonderprogramme