Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 180

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beizubehalten, ja, im Gegenteil, noch zu steigern und diese uns kostenmäßig auch leisten zu können. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.48

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Gredler. – Bitte, Frau Abgeordnete.

19.48

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Minister! Meine Damen und Herren! Mein Vorredner hat über Tagsätze gesprochen. Es wird auch bestimmt, daß die Sätze für Begleitpersonen bis zu der Höhe des Tagsatzes in den Ländern verrechenbar werden. Das heißt mit anderen Worten: Nur besserverdienende Väter und Mütter können ihre Kinder ins Spital begleiten. Das halte ich für keinen Fortschritt, sondern ich halte es – mit Verlaub – für einen Rückschritt. – Erstens.

Zweitens: Wenn Abgeordneter Guggenberger von Erfolg spricht, dann muß ich sagen, wenn Sie auch noch stolz darauf sind, dann muß ich mich schämen. (Abg. Mag. Guggenberger: Nehmen Sie doch nicht nur den einen Paragraphen heraus! Das ist ein Mosaikstein! Sie tun so, als ob dieser eine Paragraph die ganze Gesundheitsreform wäre!)

Herr Abgeordneter! Ich schäme mich mit 1 900 Oberärzten in Wien. Ich schäme mich mit sämtlichen Vertretern der Ärzteschaft Österreichs. Das können Sie nicht unter den Teppich kehren. Hören Sie doch auf Ihre eigenen Leute! Hören Sie doch auf das Pflegepersonal! (Abg. Mag. Guggenberger: Diese Reform besteht aus mehr als aus diesem Paragraphen!)

Das ist nicht wahr, daß alles in Ordnung ist, wenn diese Regelung in Kraft tritt. Ganz im Gegenteil: Wir werden mehr Probleme haben, als wir jetzt haben.

Wenn Sie sagen, daß das in den Spitälern oft Usus ist, dann sage ich Ihnen: Dort, wo in den Diensten, die nicht notwendig sind, Mehrfachbesetzungen sind, sollen sie abgeschafft werden. Da bin ich völlig Ihrer Meinung. Dort, wo Ärzte nicht ausreichend beschäftigt sind, sollen sie abgeschafft werden. (Zwischenruf des Abg. Mag. Guggenberger. )

Herr Kollege! Wenn am Freitag nachmittag der Facharzt die Abteilung verläßt und am Montag vormittag die nächste fachärztliche Visite ist, wenn ein Feiertag dabei ist, dann haben wir drei Tage lang keine fachärztliche Visite in einer Bettenstation. Halten Sie das für zulässig? – Ich halte es nicht für zulässig! (Beifall beim Liberalen Forum.) Wenn Sie sagen, der Turnusarzt ist fähig, diese Situationen zu meistern, Herr Kollege, dann müssen Sie das Studium ändern, und zwar in der Hinsicht, daß ein Student, wenn er promoviert, sofort in der Lage ist, Behandlungen selbständig durchzuführen. Das heißt, daß wir wiederum am falschen Punkt ansetzen.

Ich weiß, wovon ich rede, denn mein Rekord waren fünf Nachtdienste hintereinander, davon drei auf einer Intensivstation. Ich weiß, was ich damals dem Arzt berichtet habe, der mich gebeten hat, am Tag nach meinem letzten Nachtdienst zu sagen, was passiert ist, und ich habe ihm gesagt: Ich glaube, nichts Wesentliches, weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Würde etwas Wesentliches passiert sein, würde ich mich noch daran erinnern.

Deshalb glaube ich, daß die Einsparungen nicht relevant sein werden, sondern die Folgekosten dieses Unfugs werden relevant werden.

Sie dürfen nicht vergessen, daß wir alle, die wir hier als Nationalratsabgeordnete sitzen, jederzeit in der Lage sind – auch wenn es 3 Uhr in der Früh ist –, einen Facharzt zu uns und zu unseren Familien zu bringen. Ich glaube, daß es gegenüber den Personen in Österreich unfair ist, und es sind zahllose, die nicht in der Lage sind, diese privilegierte Stellung in Anspruch zu nehmen.

Herr Abgeordneter Leiner! Sie haben davon gesprochen, daß ein Geburtshelfer bei einer Steißlage nicht helfen wird können. Ich muß sagen, in Gottes Namen, wenn eine Betreuung einer Station nicht mehr vorhanden sein kann, die Geburten durchzuführen hat, und dort ein Nabel


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