Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 51. Sitzung / Seite 18

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Was sind Sekten? – Es handelt sich zum Teil um Organisationen, die ihre Anhänger fanatisieren, die wirtschaftliche Ziele verfolgen – auch wenn sie sich manchmal "Kirche" nennen – und die die Familie ruinieren.

Wenn Sekten Kinder zum Fasten bringen, ihnen den Schlaf entziehen, ihr Bewußtsein durch Atemübungen trüben, beginnt die Gefährdung der Gesundheit, die Manipulation der Psyche. Und wenn die Beeinflussung dadurch erfolgt, daß eine neue Persönlichkeitsbildung entsteht, darf die Gesellschaft einfach nicht wegschauen. Da hat die Politik Hilfsmöglichkeiten zu schaffen.

Warum geht jemand zu einer Sekte? Wo und wie gerät jemand in eine Sekte? Was kann man gegen eine Sekte tun? Wie wird geworben? Wie gehen Sekten vor? – All das sind Fragen an die Politik.

Warum sind Sekten so gefährlich für den Staat? – Nicht nur, weil sie die Menschen finanziell ruinieren und damit als Steuerzahler vernichten, sondern auch, weil sie Seelenkranke hinterlassen, deren Arbeitsunfähigkeit durch die Gemeinschaft kompensiert werden muß.

Warum sind Sekten aus soziologischen Gründen so gefährlich? – Weil sie bewußt Familienstrukturen aufbrechen, damit in die Keimzelle unserer Gemeinschaft eindringen und diese – einem Krebs gleich – vernichten. (Beifall bei den Freiheitlichen. )

Denn das Ziel der Sekten ist es – Scientology gibt das offen zu –, ihre Mitglieder zu willenlosem Werkzeug zu degradieren.

Warum haben die Sekten Erfolg? – Weil sie scheinbare Beheimatung, Zuwendung, vorfabrizierte, einfache Antworten auf alle Probleme parat haben.

Ein Ausstieg ist fast unmöglich. Dazu benötigt man Beratung, Hilfe und gesetzlichen Beistand gegen Sekten. Ein Aufzählen der Beratungsstellen gegen Sekten ist schön, ist auch medienwirksam, hilft aber den Betroffenen nicht. Sie von der großen Koalition haben jahrelang tatenlos zugesehen, mit Ihrem Nichthandeln haben Sie den Sekten den Boden geebnet, sodaß sie ihre Ideologien verbreiten können. (Beifall bei den Freiheitlichen. )

Für jene, die einmal in die Fänge einer Sekte geraten sind, gibt es kaum ein Entrinnen. Daher ist die Politik sehr wohl gefordert, in diesem Bereich sehr energische Schritte zu setzen. Staatsbürgern, die Familienangehörige an Sekten verloren haben, die ihre Kinder in Gefahr sehen, ist mit einer Broschüre nicht geholfen. Sie brauchen etwas Handfestes, einen Wegweiser, Gesetze – diese fehlen jedoch, weil unsere Bundesregierung den Mut verloren hat, Farbe zu bekennen, Risiko auf sich zu nehmen und entschieden vorzugehen, wie das in Frankreich, in Bayern und zum Teil auch im Deutschen Bundestag geschehen ist.

In diesem Bereich haben Sie, meine Damen und Herren von der Bundesregierung, Handlungsbedarf! (Beifall bei den Freiheitlichen. )

10.38

Präsident Dr. Heinz Fischer: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Schmidt. – Bitte.

10.38

Abgeordnete Mag. Dr. Heide Schmidt (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht recht, wovon hier eigentlich gesprochen wird. Abgeordneter Höchtl hat zehn Minuten lang davon geredet, daß man nicht tatenlos einem Phänomen zuschauen dürfe, daß man den Menschen sagen müsse, womit sie es zu tun haben. Herr Minister Bartenstein hat gesagt, man könne nicht zulassen, daß Familien erzwungenermaßen getrennt werden. Frau Kollegin Apfelbeck hat gemeint, es gehören Gesetze her, und die Koalition war säumig, weil sie bis heute die Sekten nicht abgeschafft hat. – Ich frage mich: Über wen reden Sie hier eigentlich?

Kollege Amon hat einen kurzen Ansatz versucht – aber wirklich nur einen kurzen Ansatz –, um sich damit auseinanderzusetzen, was eine Sekte eigentlich ausmacht. Bevor man sich hier


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