Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 51. Sitzung / Seite 17

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Unterrichtsministerin Gehrer hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet und Familienminister Bartenstein eine doch beachtliche Sektenbroschüre, deren Zustandekommen alles andere als einfach war, herausgebracht und aufgelegt.

Wir wissen, wie wichtig geeignete Maßnahmen gegen die Gefahren dieser Gruppierungen sind, und werden auch immer wieder und immer häufiger mit dramatischen Einzelschicksalen in der Bevölkerung konfrontiert.

Die Kennzeichen für ein derartiges Schicksal sind meist: psychische Abhängigkeit, psychischer Druck, Einschränkung der persönlichen Freiheit und Selbständigkeit, Identitätsveränderungen, wirtschaftliche Ausbeutung, materielle Not, Existenzängste, soziale Ausgrenzung. Das ist der fatale Kreislauf, in den viele Menschen, insbesondere Jugendliche, aber auch Erwachsene, zunehmend geraten.

Die Konsequenzen sind tiefgreifende familiäre Konflikte, die sich auf Kinder und Partner auswirken, zerrüttete Ehen und Familien, denn im Vordergrund steht immer der Nutzen der jeweiligen Organisation.

Es kann also nicht genug an Informationen, Aufklärung und konkreter Hilfestellung geben. Wir müssen die Menschen noch mehr sensibilisieren, noch kritikfähiger gegenüber diesen Entwicklungen machen und ihnen klarmachen, daß prinzipiell jeder einzelne anfällig ist. Daher müssen die Menschen über die Methoden dieser Gruppierungen aufgeklärt werden, über die Ziele, über die wahren Gründe – diese sind meist wirtschaftlicher Natur –, aber auch über die Folgen, die mit einem solchen Beitritt verbunden sind. Sie müssen Bescheid wissen über die Absichten dieser Sinn- und Heilsanbieter. – Über die Babys und Kleinkinder, die stundenlang meditieren müssen, hat ja Abgeordneter Höchtl schon berichtet.

Selbstverständlich stehen wir zum Recht auf Religions-, Glaubens- und Gedankenfreiheit. Das ist ein Grundrecht! Aber es gibt bei vielen Gruppierungen Eingriffe in Persönlichkeitsrechte, die nicht hingenommen werden können, denn wer sich auf ein Grundrecht beruft, darf nicht ein anderes verletzen oder vergessen.

Wir von der SPÖ sind daher der Auffassung, daß diese gefährlichen Entwicklungen sehr ernst genommen werden müssen und wir alles tun müssen, um prophylaktisch aufzuklären, aber auch jenen zu helfen, die bereits in solche Fänge geraten sind. Wir müssen daher Ausstiegshilfen anbieten.

Das bedeutet: Wir müssen ein Netzwerk errichten, das alle derzeit bestehenden Beratungsstellen, Service- und Infozentren einzelner Ministerien miteinander verbindet, sowie eine bessere Koordination und Kooperation untereinander ermöglichen, um österreichweit effizient helfen zu können. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. )

10.33

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Apfelbeck. Ich erteile es ihr.

10.33

Abgeordnete Ute Apfelbeck (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sie, meine Damen und Herren von ÖVP und SPÖ, stellen sich hier ans Rednerpult und beklagen, wie schlimm Sekten seien. Sie haben anscheinend vergessen, daß Sie in der Regierung sind, also da längst Abhilfe hätten schaffen können. (Beifall bei den Freiheitlichen. )

In Österreich hat man die Gefahr, die von Sekten ausgeht, einfach unterschätzt – und dies, obwohl immer mehr persönliche und finanzielle Tragödien ans Tageslicht gelangen. Viele dieser Gruppierungen bringen ihre Mitglieder in eine Abhängigkeit, der sie einfach nicht mehr entrinnen können. Leider gibt es bis jetzt nur die Broschüre "Sekten – Wissen schützt", welche sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, aber es wurden von seiten der Regierenden bis jetzt noch keine anderen Maßnahmen gegen diese bedrohliche Entwicklung gesetzt.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite