lassen. So ist zum Beispiel die Jahresauslastung in der Vier- und Fünfsternehotellerie, den Paradebetrieben unseres Landes, von 44 auf 41 Prozent gesunken.
Der Effekt ist schmerzhaft. Die Auswirkungen sind für das gesamte Land bedrohlich. Dennoch hat die Bundesregierung bisher dazu geschwiegen oder gemeint, das Thema schönreden zu können.
Man hat lange herumargumentiert und gesagt, das sei halt so ein kleiner Konjunkturbruch, das werde schon wieder werden. Niemand wollte glauben, was heute schmerzhafte Gewißheit ist, nämlich daß wir 1992 eine Bruchlinie der Entwicklung durchlaufen haben, die sich bis zur Jahrtausendwende fortsetzen wird. Ich prognostiziere für die Jahrtausendwende rund 100 Millionen Nächtigungen in Österreich.
Um die Größenordnungen ins richtige Licht zu rücken: Auch dann bleibt Österreich noch das tourismusintensivste Land Europas. Auch dann haben Vorarlberg und Tirol gemeinsam noch immer mehr Nächtigungen als Griechenland. Wir bleiben trotz dieser Entwicklung mit all den schmerzhaften Folgen für die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und auch für die Betriebe, die ich bereits erläutert habe, weiter im touristischen Spitzenfeld.
Der zweite Effekt in der Öffentlichkeit war eine Kritik an der Dienstleistungsbereitschaft in der Branche. Beide Aussagen hatten ihre Wirkungen.
Obwohl die Bundesregierung, die dieses Thema offensichtlich nicht ernst genommen hat, geglaubt hat, es handle sich nur um ein kurzfristiges Phänomen, haben sich die Rahmenbedingungen in der Dienstleistungsbranche kostenmäßig seither weiter verschlechtert.
Ich zähle Ihnen nur ganz kurz auf, was in den letzten ein, zwei Jahren passiert ist: Energiesteuer, die neue Berechnung der Urlaubsentschädigung und 13. und 14. Gehalt aus sozialversicherungsrechtlicher Sicht, exorbitant hohe Wasser- und Müllgebühren, hohe Bürokratiekosten durch das Arbeitnehmerschutzgesetz, Anhebung der Sozialversicherungsbeiträge und der Höchstbemessungsgrundlagen, Anhebung des Insolvenz-Entgeltausgleichsfonds von 0,1 auf 0,7 Prozent und so weiter und so fort.
Das alles interessiert nur insofern, als die Frage zu stellen ist: Welche Kostenerhöhungen, die die Regierungsparteien dieses Hohen Hauses hier beschlossen haben, sind die internationalen Gäste und auch die österreichischen Gäste bereit zu bezahlen? Das ist die Frage. Sie können hier Gesetze machen, so viele Sie wollen. Die Entscheidung, ob die Kosten, die Sie damit verursachen, vom Markt, ob vom österreichischen Gast oder vom internationalen Gast, bezahlt werden, wird im nachhinein gefällt, und sie wird zum Nachteil Österreichs gefällt.
Im weltweiten Verdrängungswettbewerb konnten wir die Kosten auf dem Markt nicht umsetzen, denn unsere Kunden machen den Preis. Unsere Kunden sagen, was die Leistung wert ist. Sie entscheiden, ob sie Leistung zu diesem oder jenem Preis, in dieser oder jener Qualitätsstufe kaufen oder nicht. Qualität ist das, was der Gast bezahlt. Auslastung mal Preis heißt das Spiel. Die Auslastung ist zurückgegangen, der Preis ebenfalls, was in allen Betriebskategorien inklusive der Spitzenhotellerie zu hohen Ertragseinbrüchen geführt hat. Ein Drittel der Branche steht heute vor dem finanziellen Ruin.
Die zweite Kritik, die angebracht wurde, jene an der Leistung, war sehr positiv. Sie hat nämlich die Branche dazu gebracht, besser zu werden. Ihre Kritik, meine Damen und Herren, die Kritik der österreichischen Gäste, die Kritik der Medien hat dazu geführt, daß die Betriebe gelernt haben, daß sie ihre Leistungen einfach verbessern müssen, um die hochgeschraubten Anforderungen eines kritischen Gastes befriedigen zu können.
Mehr Kundenorientierung hat das erfolgreiche Drittel der Spitzenbetriebe gelernt. Bessere Leistung zu erbringen hat das zweite Drittel der Betriebe, die um ihre Existenz kämpfen, gelernt. In kleinerer Umsatzerwartung zu leben, das haben alle Betriebe schmerzhaft erfahren müssen.