Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 53. Sitzung / Seite 60

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zuständigen Regierungsmitgliedern zu reden, um endlich darauf aufmerksam zu machen, daß es gerade im Bereich der Gentechnologie um ein hohes Risiko geht.

Wenn hier von seiten der ÖVP so unkritisch von einer "Zukunftstechnologie" gesprochen und überhaupt nicht beachtet wird, welche Risiken diesem Bereich natürlich innewohnen (Abg. Dr. Leiner: Das ist ja nicht unkritisch!), dann muß ich sagen, ich verstehe wirklich nicht, wo Sie in der gesamten Umweltdebatte der letzten 15, 20 Jahre waren.

Es ist schon berechtigt, so wie mein Vorredner die Parallele zur Atomtechnologie zu ziehen. Auch damals haben sich sehr viele Politiker und Firmenvertreter hingestellt und gesagt: Wir haben das alles im Griff, das ist überhaupt kein Problem, das ist eine neue Zukunftstechnologie, damit lösen wir das Energieproblem. – Jetzt sagen viele: Das ist eine wichtige neue Zukunftstechnologie, und damit lösen wir zum Beispiel das Ernährungsproblem.

Von seiten der Grünen wurde immer versucht, zwischen dem Einsatz der Gentechnologie im Bereich der Medizin und dem Einsatz der Gentechnologie im Bereich der Lebensmittelproduktion zu unterscheiden. In der Medizin gibt es Bereiche, wo das tatsächlich sinnvoll ist und wo auch die Forschung intensiviert werden soll. Im Bereich der Lebensmittel hat die Gentechnik nichts verloren, absolut nichts, und zwar aus mehreren Gründen: nicht nur, weil man das Risiko, das tatsächlich für die Konsumenten entstehen wird, überhaupt noch nicht abschätzen kann, sondern weil die ökologischen Folgewirkungen dramatisch sein werden. Dafür gibt es schon Beweise. Deshalb ist es mir völlig unverständlich, wenn Abgeordneter Kopf hier vom Rednerpult aus sagt, es gibt bisher überhaupt keinen Hinweis, daß bei der Produktion von Lebensmitteln Probleme mit der Gentechnologie auftreten.

Allein in diesem Jahr hat es schon fünf Fälle gegeben, in denen sich die Wissenschaft eindeutig geirrt hat:

Es gibt das dänische Beispiel, wo es zu Auskreuzungen gekommen ist, obwohl man nie vermutet hätte, daß sich gentechnisch veränderte Hybride auskreuzen werden. Ein weiteres Beispiel ist der unglaubliche Pollenflug in Schottland, wo es auch zu Auskreuzungen und zur Neuentwicklung von nicht geplanten herbizidresistenten Pflanzen kam.

In Texas wollte die Firma Monsanto Weizen gegenüber einem bestimmten Wurm, dem Bowlworm, resistent machen, aber die gesamte erste Ernte wurde gerade durch den Schädling, gegen die Pflanze eigentlich resistent gemacht werden sollte, vernichtet. Bis heute ist nicht klar, was da passiert ist, außer daß man die umliegende Flora und Fauna erheblich verändert hat. Es mußte in Amerika ein großes Forschungsprojekt – mit Steuergeldern finanziert – gestartet werden, um das zu klären.

Ein weiteres Beispiel, das prominenteste wahrscheinlich, ist die Sojabohne mit dem Gen der Paranuß von Ciba-Geigy, wo es nur durch einen Zufall gelungen ist, sie nicht auf den Markt zu bringen, weil das Allergikern erhebliche Probleme verursacht hätte.

Das heißt also, allein in diesem Jahr gab es fünf Beispiele, wo sich die gesamte Wissenschaft hinsichtlich des Einsatzes der Gentechnik in diesem Bereich geirrt hat.

Jener Bereich der Wissenschaft, der sich enorm kritisch mit diesem Thema auseinandersetzt, wird bei uns leider – auch hier im Hohen Haus – von den Regierungsparteien ganz einfach totgeschwiegen.

Ich begrüße den Vorschlag der liberalen Fraktion, eine Novelle zum Gentechnikgesetz vorzulegen, und zwar schon deshalb, weil es notwendig ist, dieses Thema wieder in das Hohe Haus zurückzubringen. Es sollte ein entsprechender Unterausschuß eingesetzt werden, um über eine Novelle zum Gentechnikgesetz zu beraten. Ich begrüße die Vorschläge, die im Antrag der Liberalen enthalten sind, weil sie mehr Transparenz, mehr Information und mehr Kontrolle gewährleisten würden. Ich halte ein Gentechnikregister, wie es vorgeschlagen ist, für sinnvoll. Es ist aus den angeführten Gründen wichtig, zu mehr Information und mehr Kontrollmöglichkeiten zu kommen. Es ist notwendig, daß je ein Vertreter der im Nationalrat vertretenen Parteien in der Gen


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