Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 53. Sitzung / Seite 82

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13.40

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Donabauer! Wir haben bei der letzten Sitzung ein Gesetz vertagen müssen – es betraf die Rufbereitschaft –, damit wir dieses Gesetz jetzt beschließen können, damit das andere wieder Wirksamkeit haben kann. Also tun Sie nicht so, als würden diese zwei Dinge nicht zusammengehören. Sie gehören zusammen. (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Herr Kollege! Ich glaube, daß die Diskussionen um das Burn-out-Syndrom der Ärzte nicht nur dazu geführt haben, daß sich die Ärzte um den Kollegen Poigenfürst aufgeregt haben, sondern auch dazu, daß dies vom Parlament aufgegriffen worden ist, zugegebenermaßen von der freiheitlichen Fraktion. Aber ich glaube, daß die gesamte Ärzteschaft dies damals zum Anlaß genommen hat, sich darüber aufzuregen, daß es einen Unterschied in der Behandlung gibt zwischen jenen Ärzten, die in öffentlichen Krankenhäusern angestellt sind, und jenen Ärzten, die in Privatkrankenanstalten fungieren.

Daher war es höchst an der Zeit, daß wir uns in Österreich diesbezüglich einiges überlegten. Die EU ist uns insofern zuvorgekommen, und wir müssen nun Anpassungen durchführen. Nur, welche Anpassungen sind das wirklich? Da gebe ich Kollegen Öllinger, der zurzeit nicht da ist, recht: Ärzte oder medizinisches Personal sind anscheinend immer anders behandelt worden. Es gab das Nachtarbeitsverbot für Frauen, aber natürlich galt das nicht für das Spitalspersonal. Die Stationsgehilfinnen, die Krankenschwestern, die OP-Schwestern, die Intensivschwestern, die Ärztinnen sind natürlich ausgenommen worden, weil sonst das System zusammengebrochen wäre. In diesem Fall war nicht das Geschlecht ausschlaggebend, sondern im Vordergrund stand das, was die Gesellschaft benötigt hat.

Und jetzt führt man wieder eine andere Sicht ein und zieht andere Kriterien bei den Ärzten heran als jene, die für andere Leute in dieser Republik gelten. Hier sprechen wir von 48 Stunden pro Woche, sonst sprechen wir von 40 Stunden pro Woche, die eigentlich auf 38 beziehungsweise 36 Stunden pro Woche reduziert werden sollten. Es ist interessant, daß die Ärzte und das übrige medizinische Personal hier sehr wohl ausgenommen werden sollten.

Also ich glaube nicht, daß man von einem Fortschritt sprechen könnte.

Ich meine, der erste Schritt muß sein, daß man sich die Einkommenspyramide in den Krankenhäusern anschaut, denn da gibt es keine Stimmigkeit. Die einzige Möglichkeit, die Leute zu motivieren, in der Nacht zu arbeiten, ist nun einmal die Remuneration der zusätzlichen Dienste, die sie abzuleisten haben. Das ist einmal in Ordnung zu bringen.

Zweitens ist es notwendig, jene Regelungen in diesem Bereich einzuführen, die für alle anderen in Österreich auch gelten, damit wir auch irgendwann einmal die 40 Stunden-Woche erreichen.

Wir haben anscheinend zuwenig Ärzte, die diese Dienste durchführen können. Jetzt hat man sich einfallen lassen, daß Turnusärzte sehr wohl das eine oder andere übernehmen sollten. – Kollege Leiner ist jetzt anscheinend auch beim Mittagessen, also dürfte es für die Kollegen von der ÖVP doch nicht so wichtig sein, zu hören, was die Opposition dazu zu sagen hat. Ich hätte ihn nur gerne gefragt, ob er sich als Internist in der Lage fühlt, wenn er in einem Krankenhaus zu einem Nabelschnurvorfall gerufen wird, eine Not-Sectio durchzuführen. Denn das Kind ist innerhalb von drei Minuten hirngeschädigt und innerhalb von fünf bis sieben Minuten tot. Also wenn er sich das zutraut, dann Hut ab! Ich würde mir das nicht zutrauen, obwohl ich, so glaube ich, mehr Erfahrung in manchen Bereichen habe als er, zumindest in der Gynäkologie.

Was ich absolut nicht verstehen kann, ist das, was man sich bezüglich der Gestaltung der Freizeit der Ärzte herausnimmt. Also erstens einmal sind sie rufbereit und müssen – es ist zwar noch nicht geregelt, lautet aber so ungefähr – innerhalb von 15 Minuten im Spital sein. Das bedeutet für manche Ärzte, daß sie voll angezogen im Auto bei laufendem Motor sitzen müssen, weil sich das sonst nicht ausgeht. Wenn ich im Ärztehaus daneben wohne, geht sich das selbstverständlich aus. Also das ist einmal die erste Schwierigkeit.


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