Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 53. Sitzung / Seite 119

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Wenn Sie, Herr Stummvoll, sagen: Die Betriebsräte stimmen mit!, dann tun Sie so, als würden sie bei der Ersten Österreichischen Sparkasse nicht mitbestimmen. Dort bestimmen sie ja auch mit. Nur, sie sind natürlich anders eingefärbt in der Wolle. Was Ihnen da recht ist, ist Ihnen dort unrecht, und das ist unglaubwürdig, Herr Stummvoll! (Neuerlicher Beifall beim Liberalen Forum und bei der SPÖ.)

Das möchte ich Ihnen auch noch sagen, und ich beziehe mich jetzt auf diese Tränendrüse: Denken Sie an die Mitarbeiter!: Ich glaube, für die Mitarbeiter aller Industriebetriebe, aller Bankdienstleistungsunternehmungen sind Veränderungen, wie sie notwendig sind, wie sie unvermeidbar sind, angsterregend. Wir hätten die Aufgabe, diese Ängste abzubauen. Aber, Herr Stummvoll, wir haben nicht die Aufgabe, diese Ängste auszunützen und Tausende Mitarbeiter vor den eigenen Karren zu spannen, indem wir sagen, das sei ein "hostile takeover". Das ist nicht zulässig! (Beifall beim Liberalen Forum, bei der SPÖ sowie bei den Grünen. – Abg. Dr. Graf: Jedenfalls war mehr Engagement als bei der Rede vom Nowotny zu bemerken! – Abg. Dr. Stummvoll: So ein Schauspieler!)

16.08

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Van der Bellen. Er hat das Wort.

16.08

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich werde auch mit der Währungsunion beginnen und nachher – nolens volens – einige Worte über die Bank Austria beziehungsweise die CA verlieren, obwohl das mit dem heutigen Thema eigentlich so gut wie nichts zu tun hat. Wenn es aber schon vorgebracht wird, bitte.

Herr Dr. Haider hat in einem recht: Wir brauchen mehr Aufklärung und keine Werbekampagnen, was den Euro betrifft. Allerdings haben Sie mich in einigen Punkten diesbezüglich etwas enttäuscht, Herr Kollege Haider. Wenn Sie zum Beispiel vom Übergang zum Euro unter dem Stichwort "Währungsreform" sprechen, dann müßten Sie doch wissen, daß dieses Wort gewisse Assoziationen hervorruft: 1923, 1948. Und das ist genau das, was der Euro nicht machen wird. Das ist etwas ganz anderes.

Ich halte es auch für falsch, wenn Sie hier die Inflationsängste, die zweifellos in der Bevölkerung bestehen, ... (Abg. Dr. Haider: Das sagen die Experten!) – Nein, nein, 99 Prozent der Experten sagen etwas ganz anderes. Aber ich gebe gerne zu, daß es immer 1 Prozent unter den 100 Prozent Experten gibt, die halt Ihrer Meinung sind. (Beifall und Heiterkeit bei den Grünen sowie bei der SPÖ.) Aber die Mehrheit der Ökonomen hat zumindest bezüglich der Inflationsängste eine ganz andere Meinung. (Abg. Dr. Haider: Ein mächtiger Mann!) Das mag schon sein. Sie zitieren immer sehr selektiv, Herr Dr. Haider. Das ist mir schon aufgefallen.

Sie zitieren immer sehr selektiv, Herr Dr. Haider, das ist mir schon aufgefallen. Man kann natürlich Herrn Pöhl zitieren, aber dann müßten Sie auch Herrn Schlesinger zitieren, der ebenfalls Präsident der Deutschen Bundesbank war und im "Economist" in meinen Augen sehr richtig argumentiert hat. (Abg. Dr. Ofner: Sie zitieren ja nur, wer Ihnen gefällt!) Manche haben recht und manche haben unrecht. (Abg. Dr. Graf: Die Expertenmeinungen gehören gewogen und nicht gezählt!)

Die Inflationsängste, was die sogenannte Härte des Euro nach innen betrifft, Herr Kollege, halte ich für völlig unbegründet. Aber ich meine, es ist hier nicht der richtige Rahmen, das jetzt auszudiskutieren.

In einem anderen Punkt gibt es Spekulationen, und da kann Ihnen keiner – auch keiner der sogenannten Experten – sagen, was wirklich sein wird: das ist der Wechselkurs des Euro gegenüber den anderen Währungen: dem Dollar, dem Yen, dem australischen Dollar und so weiter. Da gibt es einen Unsicherheitsbereich, aber im Innenverhältnis nicht.


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