mehr als Sie, Herr Kollege!)
Ja, Herr Abgeordneter Haider, Sie haben mit Ihren Debattenbeiträgen beziehungsweise mit Ihrer Veranstaltung im Rahmen der Dringlichen etwas für Unruhe gesorgt, das ist mir schon klar, aber nicht nur für Unruhe, sondern auch für Verwirrung. Es ist mir nach wie vor nicht klar, wie das auf einen Hut gehen soll, daß mehr Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik ausgegeben werden sollen – was richtig wäre –, wenn gleichzeitig die Privatisierung, die ansteht, mit der Sie den Erlös erzielen wollen, verhindert wird. Das nur als Nachtrag zu dieser Debatte. (Beifall bei den Grünen.) Das ist etwas unehrlich und unernst für die Sache, um die es eigentlich gehen sollte.Ich komme zum Thema: Es ist vorher in der Debatte um den Arbeitnehmerschutz zuletzt vom Abgeordneten Kier ein Thema angesprochen worden, das sehr interessant, allerdings im Zusammenhang mit dem Arbeitnehmerschutz meiner Ansicht nach nur bedingt relevant ist.
Abgeordneter Kier hat Bezug genommen auf die Situation in der Gesellschaft, in den Betrieben, auf das Mobbing. Er hat im Zusammenhang damit darauf verwiesen – was nicht uninteressant ist –, daß es wichtig wäre, die Kritikfähigkeit der Menschen schon von Jugend an zu schärfen und zu bilden, und hat damit – und das ist die falsche Schlußfolgerung, die er daraus gezogen hat – gemeint, mit kritikfähigen Menschen könne man das Mobbing in den Betrieben verhindern, da werde es nicht dazu kommen, mit kritikfähigen Menschen könne man sich sozusagen auch den gesetzlichen Arbeitnehmerschutz ersparen.
Und da muß ich ihm entschieden widersprechen: Das Mobbing in den Betrieben hat nichts mit der Kritikfähigkeit zu tun. Im Gegenteil! Das Mobbing in den Betrieben umfaßt alle Ebenen in einem Betrieb, egal, ob Sie gebildet sind oder nicht gebildet sind, egal, ob es der Vorgesetzte gegen den Untergebenen ist oder nur der Untergebene, der Arbeitnehmer gegen den anderen Arbeitnehmer. Das hat überhaupt nichts mit Bildung und mit Kritikfähigkeit zu tun, sehr wohl aber mit den Zuständen in dieser Gesellschaft.
Ich erinnere daran, daß – offensichtlich erst vor wenigen Tagen – eine Untersuchung präsentiert wurde, die festgestellt hat, was die Leute derzeit vom Betriebsklima halten. Sie kommen immer weniger damit zurecht, daß das Tempo in den Betrieben immer schneller wird, daß die Belastung der Menschen immer stärker wird. Auch von ihrer zeitlichen Dimension her wächst die Arbeitszeit. Es wächst die Arbeitszeit, wenn man die Überstunden miteinrechnet, es wächst die Arbeitszeit, wenn man die Wegzeiten miteinrechnet. Es ist nicht so, daß hier tatsächlich Entspannung angesagt wäre.
Dementsprechend sind es andere Ursachen, die dazu führen oder es verhindern können, daß in Betrieben mit anderen Menschen schlecht umgegangen wird. Und ich glaube, die Ursachen liegen klar auf der Hand: Es ist dieser immer stärker werdende Streß, von dem Abgeordneter Stummvoll meint, dieser Streß, der irgendwo stattfindet, hat ganz sicher nichts mit den Betrieben zu tun. Die Leiden, die sich die Menschen holen – rheumatische Erkrankung, die Erkrankungen des Gelenksapparates –, die holen sie sich überall – beim Golfspielen oder sonstwo –, aber ganz sicher nicht von dem Arbeitsstreß, dem sie in der meisten Zeit ihres Lebens ausgesetzt sind, wenn sie nicht gerade schlafen. Die meiste Zeit, die die Menschen an einem fixen Ort verbringen, ist jene am Arbeitsplatz, und das ist auch die Zeit, in der die meisten Belastungen stattfinden, denn beim Schlafen werden die Leute mit Sicherheit nicht so krank wie von der Arbeit.
Meine Damen und Herren! Ich bin damit bei einem wichtigen Problem. Ich glaube, ein gutverstandener Arbeitnehmerschutz, ein wohlentwickelter Arbeitnehmerschutz müßte für die Betriebe eigentlich eine Entlastung sein – nicht kurzfristig, vielleicht auch nicht mittelfristig, aber langfristig. Sehen wir uns doch die österreichischen Zahlen an, Herr Minister! Sie sind heute vom Abgeordneten Stummvoll schon in etwas verdrehter Weise dargeboten worden. Er hat gemeint, die Arbeitsunfallzahlen in Österreich gehen zurück. Herr Minister, Sie werden mir bestätigen müssen, daß sie leider nicht zurückgehen. Wir haben in Österreich eine über die Jahrzehnte hinweg relativ konstante Entwicklung bei den Arbeitsunfallzahlen, und das, meine Damen und Herren, unterscheidet uns gravierend von anderen europäischen Ländern.