Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 40

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Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zum Schluß wollen wir feststellen, daß es heute und hier um eine Bewußtseinsbildung geht für eine Branche, ohne die wir in Österreich nicht würden leben können. Wir von der ÖVP werden dafür sorgen, daß die Bürokratie beseitigt wird. Wir werden dafür sorgen, daß das Korsett der Arbeitszeit aufgetrennt wird. Wir werden dafür sorgen, daß Betriebsüber- und -aufgaben ermöglicht werden. Wir werden zukunftsweisende steuerliche Erleichterungen schaffen. Dafür stehen wir. Das können wir Ihnen versichern.

Es geht darum, daß sich die Menschen, die in der Tourismusbranche arbeiten, wieder vermehrt um den Gast kümmern können. Das muß die Zielsetzung sein. Sie haben in der Vergangenheit nämlich eine starke Basis geschaffen. Sie wissen, daß 79 Prozent unserer Besucher im Sommer Stammgäste sind, 82 Prozent im Winter. Das kann man positiv oder negativ sehen. Für mich ist das eine positive Aussage, und ich möchte, daß all jenen, die im Fremdenverkehr tätig sind, daß all jenen, die für den Fremdenverkehr arbeiten, auf dieser Basis eine positive und gute Zukunft geboten wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.56

Präsident Dr. Heinz Fischer: Der nächste Redner ist Herr Abgeordneter Helmut Peter.

11.56

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Die Tourismuswirtschaft befindet sich im schwierigsten Strukturwandel, den sie jemals hatte. Dr. Puttinger und Frau Rossmann haben ja bereits auf eine Vielzahl der Probleme im Bereich der Rahmenbedingungen hingewiesen.

Der Herr Bundesminister weiß selbst, daß der Bericht aus dem Jahre 1995 maximal ein Blick in die Vergangenheit ist und kein Blick in die Zukunft. Ich freue mich daher, daß Sie den neuen Bericht neu gestalten werden, und hoffe, daß wir ihn im März oder im April diskutieren können.

Einige Anregungen zu einem neuen Tourismusbericht, von dem ich meine, daß er viel mehr enthalten sollte als lange Statistiken: Wir müssen uns einmal den Kopf darüber zerbrechen, was es denn für volkswirtschaftliche Auswirkungen hat, ob wir eine Million Nächtigungen mehr oder eine Million Nächtigungen weniger haben. In einem Land wie Deutschland oder selbst in einem Land wie Italien spielt der Tourismus in der Relation zum Bruttoinlandsprodukt eine viel kleinere Rolle als in Österreich, und daher sind die Auswirkungen von einer Million Nächtigungen mehr oder weniger viel gravierender, vor allem, wenn man weiß, daß die regionalpolitische Streuung im Tourismus in Österreich das Thema schlechthin ist. Es gibt ganze Seeufer, es gibt ganze Täler, wo wir ohne den Tourismus keine Wertschöpfung, keine Arbeitsplätze hätten; er ist die einzige Bodenrente.

Also müßte sich doch der neue Tourismusbericht auf Regionen, auf Musterregionen konzentrieren, wo die regionale Wertschöpfung 20, 30, 50, 60 oder 80 Prozent beträgt, um festzustellen, was es denn für das ganze Gebiet, für das wirtschaftliche Gefüge heißt, wenn hier der Tourismus um 10, 20 Prozent, wie es leider in vielen Regionen passiert ist – manchmal sogar um 30 Prozent –, zurückgeht.

Wir werden in diesem Bericht, Herr Wirtschaftsminister, auch auf die Frage eingehen müssen, wie es denn den Betriebswirtschaften geht. Das schwächste Glied in der Kette der Betriebswirtschaften wird in zunehmendem Maß der Beherbergungsbetrieb – und gerade der Beherbergungsbetrieb ist das unverzichtbare Glied, denn ohne Betten verkaufen Sie auch keine Dirndln und haben Sie auch keine Schischüler.

Das sind Fragen, die wir nicht gestellt haben, die überdeckt waren dadurch, daß bis 1992 der Tourismus von selbst gewachsen ist wie die Schwammerln im Wald, und seit dem Jahr 1992/93, seit wir die Bruchlinie unserer Entwicklung durchlaufen haben, stehen wir eigentlich vor dem Phänomen, daß alle sagen: Was sollen wir jetzt tun? Die Leute kommen nicht mehr. – Sie kommen wirklich nicht mehr. Und wenn wir nicht konkrete und strukturelle Maßnahmen setzen, wenn diese Bundesregierung in ihrem Verantwortungsbereich nicht Antworten darauf findet, daß die Gäste nicht mehr kommen, wird es zuwenig sein, immer nur auf die Versäumnisse der Betriebe selbst hinzuweisen.


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