Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 50

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12.40

Abgeordneter Dr. Kurt Heindl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ob 1995 oder 1996: Wir alle sind uns, glaube ich, darin einig, daß man Berichte jüngeren Datums zum Thema Tourismus haben sollte, und ich denke, wir sind uns auch darin einig, daß das künftig geschehen soll.

Ich möchte dort anschließen, wo Kollege Peter aufgehört hat. Ich glaube nämlich – so vieles Kritisches auch gesagt wird –: Die tatsächliche Problematik in der Entwicklung des europäischen Tourismus – ich weiß nicht, Herr Kollege Peter, ob man das als Phänomen bezeichnen kann, ein Teil davon ist vielleicht ein Phänomen – liegt einerseits in Änderungen des Urlaubsverhaltens, andererseits aber auch in der Entwicklung im internationalen Fluggeschäft begründet. All diese Komponenten zusammen zeigen, daß in etwa ab 1991/92 ein Schnitt in den Reiseverkehrsbilanzen zu beobachten ist, sei es in italienischen, in französischen, in spanischen, in portugiesischen oder bei unseren. Das sind Fakten.

Auf diese Details will ich aber gar nicht eingehen, sondern sagen: Ich bin der Auffassung des Kollegen Peter und einiger anderer, daß die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus – auch die regionale Wertschöpfung – besonders zu beachten sind, und genau deswegen will ich mich ein wenig mit den Themen Leistungsbilanz und Reiseverkehrsbilanz auseinandersetzen.

Es wurde schon gesagt, der Reiseverkehrsüberschuß hat sich von einem Plus von fast 74 Milliarden Schilling im Jahre 1991 auf nahezu 30 Milliarden Schilling im Jahre 1995 reduziert, und für das Jahr 1996 erwarten wir nur mehr 20 Milliarden Schilling – ohne Zweifel also enorme Alarmsignale, und trotzdem sollten wir dabei einiges nicht außer acht lassen.

Im Jahre 1991 war der Reiseverkehrsüberschuß mit Abstand am höchsten, der höchste, den es in der österreichischen Reiseverkehrsbilanz jemals gegeben hat. Das ist ein Zeichen dafür, daß unsere Tourismusbranche Enormes geleistet hat, enorm zur Entwicklung dieses Landes beigetragen hat, und es ist auch ein Zeichen dafür, daß der Tourismus auch weiterhin eine starke Position einnehmen kann. Als Hinweis dazu muß einschränkend erwähnt werden – wie ich eingangs bereits gesagt habe –: Es gibt da diese Phänomenentwicklungen ab 1991/1992.

Im Städtetourismus hingegen, meine Damen und Herren – und auch das ist positiv zu sehen –, haben wir trotz krisenhafter Erscheinungen in manchen anderen Bereichen positive Signale. Wenn ich mir die Zahlen vom vorigen Jahr von Wien anschaue, kann ich nur sagen: Schöner kann es nicht mehr sein. Trotzdem kann das nicht heißen: Lehnen wir uns zurück, es läuft ohnehin gut!

Ich will damit darauf hinweisen, daß es bei all den kritischen Rahmenbedingungen durchaus auch positive Entwicklungen gibt. Auch in Regionen und Betrieben, die bereits kooperative Maßnahmen gesetzt haben, zeigen sich positive Signale. Kollege Parnigoni hat hier schon einige Zahlen angeführt.

Außerdem – da stimme ich mit Kollegen Puttinger überein – sollten wir nicht vergessen, daß wir nach wie vor weltweit Spitzenreiter im Tourismus sind. Zahlen wurden schon genannt. Diese Position gilt es zu verteidigen – das ist keine Frage –, aber es wird nicht leicht sein.

Trotzdem bin ich der Auffassung, wir sollten nicht den Weg des Krankjammerns gehen, sondern wir müssen einige Aktivitäten setzen, und ich bin völlig der Meinung des Kollegen Peter, daß wir raschest – ich sehe das in einem größeren Zusammenhang als eine Art Master-Plan oder wie immer man das bezeichnen will – ein Konzept zu entwickeln haben, was wir als Volkswirtschaft wollen und machen müssen, und zwar im Zusammenhang mit der Exportoffensive. Der Tourismus, meine Damen und Herren, ist der wichtigste Teil eines solchen Konzeptes. Das hat zu geschehen, und zwar nicht erst in einem Jahr, sondern wir müssen danach trachten, kurzfristig Maßnahmen zu setzen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Ich habe schon darauf hingewiesen: Leistungsbilanz ebenso wie Reiseverkehrsbilanz zeigen in den letzten 15 Jahren immer wieder fallende und auch steigende Tendenzen – man muß sich


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