Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 53

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Die Ernüchterung kam ja auch prompt, sie folgte auf den Fuß. Die Presse berichtet: "Der Tourismus fiel in ein tiefes Jännerloch. Es gibt dramatische Jännerlücken." Ein Hotelier aus der Region Kitzbühel sagt: "Wo sonst mehr als 20 Mitarbeiter für das Wohl der Gäste sorgen, stehen sich derzeit ein Koch, eine Reinigungskraft und ein Kellner die Füße in den Bauch." Ein anderer meint: "So wenig Gäste hatten wir im Jänner noch nie. Man kann den Geschäftsgang fast mit Oktober vergleichen."

Und wenn Herr Kollege Ellmauer, glaube ich, meint, Österreich wäre nach wie vor das beliebteste Reiseziel der deutschen Touristen, so möchte ich ihm nur zur Kenntnis bringen, daß wir in Tirol von den größten Reiseveranstaltern Deutschlands durchaus sehr konstruktive Kritik bekommen haben, in der sie auf die wesentlichen Problembereiche hinweisen. Das sind zunächst die Werbeschwächen im österreichischen Tourismus. So wird zum Beispiel der Monat Oktober, der in einigen deutschen Bundesländern ein Ferienmonat, ein Urlaubsmonat ist, zum Teil gar nicht oder viel zu wenig beworben. Ein wesentlicher Problembereich ist der Kostenfaktor, insbesondere im Bereich der sogenannten versteckten Kosten – Speisen, Getränke, Skipässe und so weiter –, und natürlich verstärken Debatten um die Vignette nicht zuletzt auch das Image Österreichs als – ich zitiere – "Abzocker-Land".

Aber es waren die Entscheidungen dieser Koalition und es waren die Gesetze, die Sie beschlossen haben, die dem Tourismus und der Freizeitwirtschaft genau jene Kosten verursacht haben, die der Gast nicht mehr bezahlen will oder ganz einfach nicht mehr bezahlen kann, egal jetzt, ob das der österreichische oder der ausländische Gast ist, vor allem eben dann, wenn dann Flugreisen in Billiglohnländer locken.

Wenn in diesem Bericht auf Seite 75 wirklich richtig erkannt wird, daß der Staat zum Beispiel durch Einflußnahme auf die europäische Ferienordnung, durch Flexibilisierung der Arbeitszeiten, durch eine rasche Verminderung des Bürokratisierungsgrades zur Stärkung der Wettbewerbsposition der Tourismuswirtschaft beitragen sollte, dann frage ich mich: Wie schaut denn die Realität wirklich aus? – Der Kostenfaktor Arbeit steigt laut Ihrem Bericht in Relation zum Umsatz von 1990 bis 1993 – hier hat Kollegin Rossmann unrecht; nicht die Zahlen 1994, zum Teil sogar die Zahlen aus 1993 finden sich in diesem Bericht – um 4 Prozent. Das ist gerade für diese Branche, bei der Dienstleistung ein wesentliches Qualitätsmerkmal ist, eine besondere Belastung.

Wo, so frage ich Sie, sind denn die notwendigen flexiblen Arbeitszeitmodelle? Die Liberalen in diesem Haus fordern – man kann jetzt bereits sagen, seit Jahren – ein Jahresarbeitszeitmodell für diese Branche, was zu einer wesentlichen Verbesserung der Situation führen würde.

Und ich frage Sie: Was haben Sie denn bisher für eine Reduzierung dieser Verbürokratisierung getan? – Ich möchte Ihnen dazu wirklich ein Beispiel aus Tirol erzählen: Der Speisesaal eines Tiroler Hotels ist ausgebrannt. Dieser Betrieb muß die ganze Wintersaison mit lediglich 50 Prozent der möglichen Kapazität arbeiten. Die bauliche Wiederinstandsetzung wäre leicht bis zu Beginn der Wintersaison machbar gewesen, die behördliche Abwicklung skandalöserweise allerdings nicht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Liberalen sind auch für eine europäische Ferienordnung, aber bis dahin brauchen wir innerhalb Österreichs vernünftige Regelungen, die sich eben nicht zum Schaden der Tourismuswirtschaft, zum Schaden der Freizeitwirtschaft und letztendlich auch noch zu Lasten der Erholungsmöglichkeit der österreichischen Kinder auswirken.

Es war die ÖVP mit ihrem Vorsitzenden im Unterrichtsausschuß, die die Einsetzung eines Unterausschusses zur Diskussion dieser Ferienregelung bisher hintangehalten hat. In diesem Fall müssen Sie zumindest die Mitverantwortung dafür tragen, daß wir jetzt im Februar eine Semesterferienkollision in Vorarlberg, in Tirol und in Salzburg mit unseren für unseren Tourismus sehr wichtigen Nachbarländern haben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! In diesem Bericht werden auch die schlechten – es wird in dem Bericht sehr vorsichtig ausgedrückt, aber ich sage einmal: die schlechten – Finanzierungsbedingungen, insbesondere der Klein- und Mittelbetriebe, kritisiert. Es ist ja kein Ge


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite