Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 133

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dieser vielleicht überhaupt nur mehr Bleistiftspitzer fördert, und wenn es der Wissenschaftsminister ist, dann sackt er vielleicht die Akademie der Wissenschaften klammheimlich ein. Also es gibt da selbstverständlich immer wieder Möglichkeiten zu Fehlern, aber daß die Zahl der Fehler abnimmt, wenn mehr Leute auf Ministerebene eingeschalten sind, das schließe ich aus.

Tendentiell besteht die Gefahr, daß sich die Fehler verdoppeln oder möglicherweise sogar quadrieren. Ich habe das Vertrauen auch in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer solchen Einrichtung, weil üblicherweise das die Ressortchefs nicht höchstpersönlich und eigenhändig erledigen, an Seriosität also nichts zu wünschen übriglassen, wenn man sie nur mit klaren Richtlinien und mit klarer Ministerverantwortlichkeit als Schutz ausgestattet arbeiten läßt.

In diesem Sinne bitte ich doch, zu erwägen, ob dieser Entschließungsantrag nicht ebenso mehrheitsfähig sein könnte wie der Entschließungsantrag der Kollegen Lukesch und Niederwieser, dem man als Abgeordneter einer Oppositionspartei frohen Herzens zustimmt, weil er ja Regierungsmitglieder bindet. Daß das auf Initiative von Kolleginnen und Kollegen aus den Regierungsparteien geschieht, ist vielleicht ein Hinweis eines neuartigen Brückenschlags zwischen Regierungsfraktionen und Opposition. So wird es aber nicht gemeint gewesen sein.

In diesem Sinne tut es mir wirklich leid, daß Herr Bundesminister Dr. Scholten, der aufgrund seines hohen Kunstverständnisses für solch feinsinnigen Ziselierungen immer viel übrig hatte, jetzt aus dem Amt scheidet. Diese Feinheit des Antrages Lukesch, Niederwieser, der, glaube ich, zu einer Zeit formuliert wurde, in der man noch mit dem Verbleiben von Bundesminister Scholten rechnen konnte, diese Feinsinnigkeit der Sprache – ich bitte, das wirklich auch zu Hause noch einmal in aller Ruhe zu lesen –, dieser Satz bedarf der wiederholten Lesung, denn er hat Thomas Mannsche Dimensionen. – In diesem Sinne ist das vielleicht jetzt indirekt ein Abschiedsgeschenk an den Herrn Bundesminister, daß er mit Literatur im Gepäck das Haus verläßt. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum.)

18.46

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Abgeordneter Dr. Kier hat am Anfang seiner Ausführungen einen Entschließungsantrag vorgetragen, der geschäftsordnungsgemäß unterstützt ist und in die Beratungen miteinbezogen wird.

Als nächste Rednerin hat sich Frau Abgeordnete Dr. Karlsson zu Wort gemeldet. – Bitte.

18.46

Abgeordnete Dr. Irmtraut Karlsson (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Die Wertschätzung für Rudolf Scholten und den Dank für seine Tätigkeit möchte ich hier nicht zu sehr ausdehnen, das machen wir uns privat aus. Ich möchte es aber nur gesagt haben.

Es wäre jetzt aufgrund der Redebeiträge sehr reizvoll, zu spekulieren, was denn ein Wissenschaftsminister sein soll, um zum Beispiel, wie von Universitätsprofessor Lukesch gefordert wurde, "Insiderwissen" zu haben: Soll das ein Universitätsprofessor sein? Muß das einer sein? Dabei möchte ich nur darauf hinweisen, daß die erste Ministerin in diesem Amt keine Professorin war und bei ihrem Ausscheiden, nachdem sie das Ressort aufgebaut hatte – ich spreche von Frau Minister Firnberg –, die Hochschätzung aller Fraktionen hatte. – Also so zu tun, als ob man im Universitätsbetrieb beruflich tätig sein müsse, um ein guter Minister oder eine gute Ministerin zu sein, scheint mir doch etwas übertrieben.

Es wäre auch verlockend, über diese mir irgendwie nicht erklärliche Aufregung über den Entschließungsantrag Niederwieser, Lukesch zu spekulieren. Entschließungsanträge dieser Art mit genauen Punkten gibt es zu x Berichten, gab es etwa auch zum Außenpolitischen Bericht. Warum sich da heute so eine Art Herummäklerei entwickelt hat, ist mir unerklärlich.

Ich bin für diesen Entschließungsantrag, und ich bin auch sehr froh darüber, daß die besondere Förderung von Frauen und Forscherinnen im technischen Bereich extra aufgenommen wurde.


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