Sie sind sauber geblieben, sie sind hygienisch geblieben, aber sie haben Fruchtbarkeitsstörungen bekommen, die zu massivem Einsatz von Hormonen geführt haben. Die Fruchtbarkeit hat in manchen Beständen von sechs bis neun Kälbern auf unter drei Kälber abgenommen. In der Milch ist die Zellzahl von unter 100 000 bei vielen Betrieben, obwohl sie ordnungsgemäß gearbeitet haben, auf über 100 000 Zellen gestiegen. Die Extremitäten, namentlich die Hinterextremitäten, sind massiv geschädigt worden, Krankheiten haben überhandgenommen. Therapieeinsatz von Antibiotika, Hormonen und Cortison waren an der Tagesordnung, um den bäuerlichen Betrieben in dieser Form überhaupt eine Zukunft zu geben.
Kein Mensch hat gefragt, was diese Aktion gekostet hat. Gebracht hat sie nur jenen etwas, die diese Produkte verkauft haben, und jenen, die in diesen Betrieben als meine Berufskollegen als Tierärzte gearbeitet haben und dann mit massivem Hormon- und Antibiotikaeinsatz die Tiere wieder dorthin gebracht haben, wo sie früher auf natürliche Weise waren, nämlich jährlich ihr Kälbchen abzuwerfen, entsprechend Milch zu geben, und zwar in einer Zusammensetzung, die einer A-Qualität und nicht einer schlechteren Qualität entsprach, um so auch den finanziellen Erfolg für den bäuerlichen Betrieb zu garantieren.
Ich sage das deswegen so lange und so breit, weil ich damit zum Ausdruck bringen möchte, daß Tierschutz durchaus nicht im Gegensatz steht zum ökonomischen Interesse der Bauern, sondern daß Tierschutz dort, wo er mit Hirn und mit Herz eingesetzt wird, tatsächlich nicht nur dazu führt, daß der bäuerliche Betrieb überlebt, sondern auch eine gute Partnerschaft mit den Konsumenten, die Wert auf ordnungsgemäß produzierte Ware und auf tierschutzgerechte Haltung der Tiere legen, bringt. Kollegin Petrovic hat das ja bereits anklingen lassen.(Beifall bei den Freiheitlichen.)
Ich glaube, daß gerade jene Partei, die sich unter ihrem Parteiobmann Dr. Riegler der ökosozialen Marktwirtschaft, der Partnerschaft zwischen den Bauern und den Konsumenten und der Kennzeichnung von ordnungsgemäß auf dem Markt produzierten Produkten verschrieben hat, heute falsch beraten ist, wenn sie einigen schwarzen Schafen, die immer noch glauben, mit Tierleid Geschäfte machen und nur damit auf dem Markt überleben zu können, die Mauer macht und nicht einen Umdenkprozeß vollzieht, den wirklich sehr viele in der Landwirtschaft schon vollzogen haben, indem sie nämlich nicht den Tierarzt und Firmen, die ihnen Produkte verkaufen wollen, die oft wirklich tierquälerisch sind, fördern und propagieren.
Ich sehe schon ein, daß es auch dort wirtschaftliche Interessen und wirtschaftliche Notwendigkeiten gibt, aber ich möchte folgendes klipp und klar sagen: Schauen wir doch auf den Bereich der Jagdwirtschaft in Österreich. Als ich 1970 meine Jagdprüfung gemacht habe, hat der Jagdschein unseres westlichsten Bundeslandes Vorarlberg nahezu nichts gegolten. Wer in Österreich in einem anderen Bundesland mit einem Vorarlberger Jagdschein die Jagd ausüben wollte, wurde dort so angesehen wie auf den Weltmärkten jemand, der ein panamesisches oder ein jugoslawisches Kapitänspatent hat. Es war das ein negatives "Qualitätszeichen". – Heute ist das Vorarlberger Jagdrecht weitgehend vorbildlich. Der Druck der Schweiz, aber auch der alemannische Geschäftssinn und die alemannische Überlegung, Fairneß auch den Tieren gegenüber einzubringen, haben dazu geführt, daß ein Umdenkprozeß in unserem westlichsten Bundesland stattgefunden hat, der gerade in Vorarlberg eine Situation geschaffen hat, die für viele östliche Bundesländer durchaus nachahmenswert wäre.
Ich sage daher, daß wir das Rad nicht neu zu erfinden brauchen, sondern wir sollten das, was in der Diskussion in Österreich in den letzten zehn Jahren erarbeitet wurde, umsetzen. Jeder, der nicht vordergründigen Lobbies des Alltagsgeschäftes die Mauer machen will, sondern der langfristigen Absicherung einer tiergerecht produzierenden Landwirtschaft und einem langfristigen, fairen Bündnis zwischen Konsumenten und Bauern, wäre gut beraten, umzudenken und den Weg mit den anderen vier Fraktionen mitzugehen, ein bundeseinheitliches Rahmengesetz zu verabschieden, das von den Ländern jederzeit zur Verbesserung, aber nicht hin zur Verschlechterung überschritten werden kann. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Auch der Bereich der Haustiere ist im vorliegenden Gesetzentwurf ungenügend geregelt. Ich sage das ganz klar und deutlich. Ich kenne sehr viele Kolle