Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 40

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dung wirbt, hier aber der Eindruck zu erwecken versucht wird, die Lehrlingsausbildung rechne sich nicht mehr beziehungsweise werde behindert.

Herr Haider hat am Sonntag gesagt, ein Lehrling dürfe mit einer Kettensäge nicht arbeiten. Nachlesen, sage ich. Nachlesen, dann wird man feststellen, daß die Benützung einer Kettensäge sehr wohl auch für Lehrlinge zugelassen ist, und zwar nach Ende des zweiten Lehrjahres und unter Aufsicht, denn es geht letztlich auch darum, daß ein Lehrling nicht mit Geräten arbeitet, mit deren Umgang eine sehr hohe Verletzungsgefahr gegeben ist.

Schauen Sie sich die Zahlen über die Unfälle an, und dann werden Sie zu anderen Ansichten kommen!

Das ist genau dieselbe Polemik, die beim Dachdeckerlehrling angewandt wird: Da wird polemisiert, er dürfe nur auf einem Flachdach mit Geländer arbeiten. – Faktum ist, daß er auch auf einem Steildach arbeiten darf, wenn er eine entsprechende Sicherung hat. Ich glaube, daß es in unserem Interesse liegen muß, in bezug auf die Lehrlingsausbildung nicht zu polemisieren, sondern diese so attraktiv zu machen, daß sich Lehrlinge auch wieder für unser Wirtschaftsleben entwickeln. Wir müssen die Tatsachen auf den Punkt bringen, meine Damen und Herren! Nichts anderes brauchen wir. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir brauchen neue Berufe mit neuen Inhalten. Darüber ist nachzudenken, und es ist nicht in den Raum zu stellen, daß der Arbeitsschutz in Wirklichkeit das Ganze verhindere. Wo ist denn der Sinn des Arbeitsschutzes, wenn er so behindernd ist? – Sie haben gesagt, ich gehe nur in Großbetriebe. Gehen wir doch gemeinsam in das Gasthaus, das ich vor kurzem besucht habe, mit drei Beschäftigten, um uns die Frage des Arbeitnehmerschutzes anzuschauen.

Dort habe ich vom Unternehmer, aber auch von den Beschäftigten gehört: Hört auf mit der dauernden Herumrederei! Für uns ist der Arbeitnehmerschutz wichtig, denn wir wollen nicht in unfallgefährdeten Arbeitsstätten leben! – Also auch da sollten Sie nicht etwas in den Raum stellen, was in der Praxis nicht zu beweisen ist. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler. ) – Ich gebe Ihnen nachher gerne die Adresse.

Es geht mir darum, daß wir Bildung sowohl bei der Lehrlingsausbildung als auch Bildung und Weiterbildung im Interesse unserer Wirtschaft und der dort Beschäftigten in den Vordergrund stellen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wäre wert, darüber nachzudenken, ob wir nach wie vor einer Tendenz nachlaufen, im Zuge derer man sagt: Du hast nicht die nötige Qualifikation, du wirst entlassen, das Arbeitsverhältnis wird beendet; das Arbeitsmarktservice soll dann dazu beitragen, daß du weitergebildet wirst. – Warum kann man nicht in einer Kombination mit bestehenden Arbeitsverhältnissen und dem Arbeitsmarktservice darüber nachdenken, ob nicht eine Weiterbildung im Betrieb stattfinden kann?

Auf dem Arbeitsmarkt ist Mobilität gefordert. Ich glaube, daß es – der Herr Vizekanzler hat das Road-pricing erwähnt – durchaus wert ist, darüber nachzudenken, ob durch dieses Road-pricing für Berufspendler nicht die Gefahr entstehen kann, daß sie, weil sie durch das Road-pricing so hohe Kosten haben, zum Beispiel als Bauarbeiter, wenn sie in Österreich unterwegs sind, echt belastet wären. Ich glaube, daß das ein Punkt wäre, bei dem man sehr wohl über Mobilität nachdenken soll. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Auch wenn das den einen oder anderen vielleicht irritieren wird: Ich bin überzeugt davon, daß wir auch über Technologienutzung und Technologieanwendung mehr denn je nachdenken sollten, zum Beispiel über die Frage der Gentechnik. Wir sollten diesbezüglich gemeinsam einen offeneren Zugang suchen, fragen, wo der Nutzen liegt, wo die Gefahr liegt, damit wir uns technologiepolitisch nicht vom Rest der Welt abkoppeln, sondern gemeinsam eine entsprechende Entwicklung starten können.


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