Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 84

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Im Jahre 1970 waren in der Land- und Forstwirtschaft noch 430 000 Personen hauptberuflich tätig, im Jahre 1996 gab es nur mehr 170 000 hauptberuflich Beschäftigte in der Landwirtschaft. In diesen 25 Jahren hat die Landwirtschaft also 260 000 Beschäftigte freigesetzt, das heißt, es wurden enorme Produktivitätssteigerungen – natürlich auch durch die Technisierung – erwirkt. Hatte noch im Jahre 1970 ein Bauer Nahrungsmittel für zwölf Menschen produziert, so waren es im Jahre 1995 bereits 50 Menschen, für die ein Bauer Nahrungsmittel produzierte.

Gerade im Lebensmittelbereich ist Patriotismus notwendig. Auch in einem Binnenmarkt kann man patriotisch sein. Wenn die Konsumenten vornehmlich zu guter österreichischer Qualität greifen und österreichische Produkte kaufen, so sichern sie damit österreichische Arbeitsplätze. Auch die Konsumenten können auf diese Weise einen Beitrag zur Verringerung der Arbeitslosenzahlen leisten. (Beifall bei der ÖVP.)

Immerhin sind mehr als 100 000 Beschäftigte in Österreich in der Lebensmittelbranche tätig, und die österreichischen Bauern und die Verarbeitungsbetriebe sind in der Lage, den Tisch des Volkes in hervorragender Qualität und üppiger als je zuvor zu decken. Wir haben also keine Veranlassung, groß nach ausländischen Nahrungsmitteln zu fragen.

Außerdem haben wir gerade in den kleinen Ortschaften im ländlichen Raum zunehmend das Problem, daß die Nahversorgung nicht mehr funktioniert. Wenn es einen größeren Freiraum gäbe, könnten die Bauern – wir werden das in den nächsten Monaten im Rahmen der Gewerbeordnung zu verhandeln haben – die Nahversorgung vor allem in den kleinen Ortschaften gewährleisten. In vielen dieser Ortschaften sind die Bauern die einzigen, die noch ihre selbstproduzierten Lebensmittel anbieten können.

Wir konnten auch nach dem EU-Beitritt im wesentlichen unsere Marktposition halten, und wir konnten auch unsere Agrarexporte – vor allem nach Italien – kräftig ausdehnen. Ich gebe schon zu, daß das Preisniveau wesentlich niedriger ist – auch bei den Exporten nach Italien –, als es vor dem Beitritt war, allerdings haben wir vor dem Beitritt nahezu 9 Milliarden Schilling gebraucht, um unser höheres Preisniveau auf das niedrigere Niveau rund um Österreich abzusenken. Diese Exportstützungen, die auch immer wieder kritisiert worden sind, sind jetzt weggefallen.

Ein zweiter Bereich ist jener der Rohstoffe. Die Land- und Forstwirtschaft ist in der Lage, wesentlich mehr als bisher an Rohstoffen und an erneuerbarer nachwachsender Energie anzubieten. In unseren Wäldern wachsen jährlich rund 30 Millionen Festmeter heran, jedoch nur 20 Millionen Festmeter werden genützt, weil die Nachfrage, weil der Bedarf nicht vorhanden ist. In der Forstwirtschaft und im nachgelagerten Bereich, in der gesamten Holzverarbeitung, aber auch in der Papierverarbeitung, sind in Österreich direkt oder indirekt rund 150 000 Menschen beschäftigt. Nur 1 Prozent mehr Einschlag – unsere Wälder würden es vertragen – könnte den Beschäftigtenstand um rund 1 000  erhöhen. Da sind Reserven vorhanden, wir müssen sozusagen nur die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.

Deshalb stimme ich in dieser Frage mit Kollegin Langthaler überein, die gemeint hat, daß wir schneller Schritte bei der Anpassung des Steuersystems an ökologische Bereiche setzen müssen, weil bei erneuerbarer Energie alles auf Arbeitsleistung aufgebaut ist und somit die Wertschöpfung im Inland bleibt. Wenn wir die fossile Energie importieren, geht ein wesentlicher Anteil der Wertschöpfung in die Ölländer. Deshalb könnte das ein Beitrag sein.

57 Prozent aller Beschäftigten in Österreich sind im Dienstleistungssektor tätig, und es gab in den letzten Jahren im Dienstleistungsbereich immer noch Steigerungen. Österreich ist ein Tourismusland ersten Ranges in Europa, aber leider war, gerade was den Erholungssektor, was den Tourismussektor betrifft, in den letzten Jahren eine Stagnation zu verzeichnen, im Sommertourismus sogar ein Rückgang, und das wirkt sich auch auf die Beschäftigten im Dienstleistungsbereich aus. Wir hatten daher im heurigen Winter erstmals auch bei den Arbeitslosen oder bei der Nachfrage von Beschäftigten im Dienstleistungssektor eine höhere Arbeitslosenrate zu verzeichnen als in den Vorjahren.


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