Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 103

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit – das ist heute schon oft gesagt worden – gibt es keine Generallösung. Es gibt aber, wie ich meine, doch gewisse Lösungsansätze, über die wir diskutieren sollten, die wir durchaus von einer Region auf die andere übertragen beziehungsweise adaptieren können, wenn sie dort auch passen. Ich meine damit vor allem regionale Initiativen. Dazu ein Beispiel aus meiner täglichen Arbeitspraxis: Eine Frau mit 52 Jahren kam zu mir zum AMS und erzählte mir, sie habe ihr Leben lang für ihre Familie gearbeitet, sei nebenher putzen gegangen, jetzt sei die Ehe in die Brüche gegangen, und sie stehe ohne einen Anspruch auf Pension da, ohne einen Anspruch auf Unterstützungsleistung aus dem Arbeitslosenversicherungsgesetz.

Es gibt Männer mit 50, 52 Jahren, die gerne arbeiten möchten, denen es aber – aus welchen Gründen auch immer – verwehrt ist, in den Arbeitsmarkt einzutreten. Diese sagten mir, sie würden liebend gerne Rasen mähen, kleine Reparaturarbeiten machen, wenn sie nur wüßten wo und wenn sie nur dürften.

Diese Idee brachte uns im Arbeitsmarktservice Braunau darauf, ein Projekt zu starten, bei dem wir versuchen, Arbeit, die tatsächlich geschieht, aber in der Grauzone geleistet wird, aus der Grauzone herauszuholen und in Form eines sozialökonomischen Betriebes dann auch zu bewältigen. Die Projektvorbereitung ist so weit abgeschlossen, daß wir mit Mai mit der Anstellung von Personen beginnen können. Ich meine, das ist ein Schritt in die Richtung, daß wir den Leuten Pensionsmonate geben können, daß wir ihnen sozialversicherungsrechtliche Absicherung geben können und daß wir ihnen Beschäftigung geben können.

Ein weiteres Beispiel dazu: Wir haben einerseits arbeitslose Lehrer, andererseits haben wir Kinder ohne Nachmittagsbetreuung. Was ist naheliegender, als dafür Sorge zu tragen, Beschäftigung für die arbeitslosen Lehrer in der Form zu suchen, daß wir ein Projekt starten, bei dem wir eben für die Kinder, die keine Betreuung haben, Nachmittagsbetreuung anbieten und ihnen das Lernen lernen? Ich meine nicht Nachhilfe im klassischen Sinne, sondern das Lernen lernen.

Eines freut mich ganz besonders – und das muß auch einmal hier gesagt werden –: Sie alle kennen die Personalleasingfirmen, die nach der Methode arbeiten, daß Menschen so lange bei ihnen angestellt werden, solange Aufträge vorhanden sind. Wenn Aufträge nicht mehr da sind, werden sie zum AMS als arbeitslos zurückgeschickt. Wir haben einen gemeinnützigen Verein entwickelt unter der Prämisse, langzeitarbeitslose Personen für zwei Jahre in dem Verein anzustellen, und in der Zeit, in der es eben keine Beschäftigungsmöglichkeit gibt, werden die arbeitslosen Personen qualifiziert. Ich meine, das sind auch geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

Besonders stolz bin ich auf folgendes: Der Präsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Kaun, hat dafür dem AMS besonderes Lob ausgesprochen. Das muß auch einmal gesagt werden.

Meine Damen und Herren! Weil heute der Abgeordnete Prinzhorn gemeint hat, im Bereich der Technologie schlafen wir, möchte ich ihm sagen: Wir schlafen nicht. Es gibt Telearbeitsprojekte, die schon über ein Jahr laufen. Diese werden jetzt in der zweiten Phase noch dazugehängt, und das sogar grenzüberschreitend. Sie werden sowohl von Männern als auch von Frauen ausgeführt. Die Telearbeit erfolgt in der Form, daß drei Tage zu Hause und zwei Tage im Betrieb gearbeitet wird, damit die soziale Anbindung an den Betrieb nicht fehlt.

Ich würde mir wünschen, daß wir das auch zustande brächten, und in diesem Zusammenhang habe ich eine Bitte an die Wirtschaftskammer: Ich habe im "Standard" gelesen, es gingen in der Europäischen Union jährlich 300 000 Arbeitsplätze durch Schließung von Familienbetrieben mangels Nachfolger verloren. Es gibt offensichtlich in einigen Bundesländern eine sogenannte Nachfolgerbörse. Ich würde mir eine solche Nachfolgerbörse für Familienunternehmen auch in Oberösterreich wünschen.

Ein Letztes sei noch angemerkt: Im "Bündnis für Arbeit" der Freiheitlichen heißt es, ein Arbeitsanreiz könnte dadurch geschaffen werden, daß man die Differenz zwischen Arbeitseinkommen und Arbeitslosengeldbezug erhöht. Das heißt konkret nichts anderes, als daß man das Arbeits


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite