Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 47

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lung durch das oftmals allzugroße Vertrauen auch der Schüler und aufgrund der oftmals vorhandenen Unkenntnis von Eltern leider entziehen. Für Junglehrer bedeutet das aber, nämlich eine solche Beurteilung des Schulpraktikums, die Anforderung von Zusatzqualifikationen, die Beurteilung durch einen Landes- oder Stadtschulrat, der nach wie vor in vielen Fällen – nicht immer – parteipolitische Kriterien kennt, und gleichzeitig eine Zuweisung der dann selektierten Lehrer an die Direktoren, die ebenfalls nach parteipolitischen Kriterien bestellt worden sind, und die Möglichkeit für den Direktor, den schon vorselektierten Junglehrer dann trotzdem noch abzuweisen, eine unzumutbare Anspannung, vor allem angesichts der Tatsache, daß wir Tausende arbeitslose Junglehrer haben, die auf eine Anstellung warten, was aufgrund des Sparpakets nicht möglich ist.

Ich halte das für ein großes Problem. Ich halte das, was da in der öffentlichen Debatte vorgeschlagen wurde, für ungeeignet. Ich wünsche mir, Frau Ministerin, daß auch von Ihrer Seite deutlicher als bisher – obwohl Sie das gemacht haben, das billige ich Ihnen zu – auch jenen Lehrern, die mit Engagement ihren Unterricht gestalten, der Rücken gestärkt und nach sinnvollen Möglichkeiten gesucht wird, mit Problemlehrern zurechtzukommen. Es gibt sie, wir wissen es – ich habe darauf hingewiesen –, und zwar nicht unbedingt nur den Lehrer vom Schüler Gerber. Es gibt wesentlich differenziertere Formen, wie man als Lehrer gegenüber Schülern Mobbing betreibt. Ich halte das für ein Problem, und wir müssen uns ernsthaft damit auseinandersetzen.

Vieles von dem, was im Rahmen der Schulpartnerschaft von seiten des Stadtschulratspräsidenten versucht wird, halte ich – und darauf haben auch Sie schon hingewiesen – für eine ganz sinnvolle Sache. Meiner Ansicht nach hat auch der Vorschlag, den die Kinderfreunde in die Debatte eingebracht haben, nämlich das Feedback an den Schulen stattfinden zu lassen, eine gute Qualität, und ich begrüße es. Ich würde mir wünschen, daß nicht nur über Junglehrer, sondern über alle Lehrer zumindest einmal oder zweimal pro Jahr, in einem bestimmten Rhythmus, eine Auseinandersetzung stattfindet, an der sich alle Partner der Schulgemeinschaft beteiligen können. Ich wünsche mir das ohne die Anwesenheit der Inspektoren. Ich halte es für sinnvoll, daß dieser Dialog an den Schulen stattfindet, daß man sich da mehr – und das erfordert auch Anstrengungen von seiten der Eltern, keine Frage – einbringt. (Beifall bei den Grünen.)

Die Eltern sind meiner Ansicht nach insofern das schwache Glied, als ihre zeitlichen Möglichkeiten, sich auch um diese praktischen Unterrichtsfragen zu kümmern, sehr begrenzt sind oder sehr begrenzt werden, weil da vieles auch von dem zutrifft, was ja auch Sie, Frau Ministerin, schon gesagt haben, nämlich daß da Verantwortungen delegiert werden, und zwar nicht deshalb, weil das Lust und Laune der Eltern ist, sondern deswegen, weil das der Arbeitsalltag erfordert. Da ist eine Überforderung auf allen Seiten zu konstatieren, mit der wir uns intensiver auseinandersetzen müssen.

Aber zurück zum Thema: Ich halte das, was in dieser Woche und in den letzten Wochen geschehen ist, für falsch, wenn es nicht in eine sehr konstruktive Debatte rückgeführt wird, die die großen Linien der Schul- und Unterrichtspolitik in Österreich thematisiert. Ich halte es für wichtig, daß wir die großen Linien thematisieren, nicht die Begabtenförderung im besonderen, nicht eine einseitige Orientierung in der Begabtenförderung, Herr Abgeordneter Höchtl und Herr Abgeordneter Schweitzer. Was Sie immer im Kopf haben – und das geht mir nicht in den Kopf –, das sind nur der IQ und die Begabung, die über den IQ gemessen werden kann. (Abg. Dr. Höchtl: Im Kopf sind noch andere Fähigkeiten!)

Denken Sie doch daran, daß es soziale, musische, emotionale Begabungen gibt und daß diese in den Schulen vielfach zu kurz kommen. (Abg. Dr. Höchtl: Warum sagen Sie das mir?) Ihr Modell von Begabtenförderung, das Sie anbeten, hat nur die kognitive Begabung im Sinn und im Kopf. (Abg. Dr. Höchtl: Wer sagt das?) Wir werden mit dieser einseitigen Begabungsförderung nicht weiterkommen können. Da muß die Schule insgesamt andere Antworten geben, Antworten, die Sie zu geben nicht bereit sind, weil sie noch immer an dem Bild der äußeren Schuldifferenzierung festhalten und nicht an dem Bild einer Schule, die den Schüler in den Mittelpunkt stellt, die dessen Förderung in den Mittelpunkt stellt, die allen die gleichen Voraussetzungen gibt, tatsächlich gefördert zu werden, die eine innere Differenzierung ermöglicht. Sie halten fest


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