Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 46

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Ich mache kein Hehl daraus, meine sehr geehrten Damen und Herren, daß ich kein Freund dieses Notensystems bin, daß ich mir andere, wesentlich bessere Möglichkeiten der Leistungsbeurteilung vorstellen kann – diese gibt es ja schon teilweise im Schulversuch an den Schulen –, beispielsweise die mündliche Leistungsvorlage.

Worüber man in diesem Zusammenhang diskutieren muß, ist das, was Stadtschulratspräsident Scholz in den letzten Tagen in die öffentliche Debatte eingebracht hat. Das hat nicht nur mich beunruhigt, sondern, wie ich vermute, auch viele angehende Lehrer. Aber gerade jene Lehrer, die es eigentlich hätte beunruhigen sollen und müssen, beunruhigt es am wenigsten, und das sind die Gott sei Dank sehr wenigen, aber doch im Schulsystem vorhandenen Typen von Lehrern, die ihre Schüler so fest im Griff haben, daß sie ihnen nicht nur eine unterwürfige Achtung entgegenbringen, sondern auch eine devote Haltung einnehmen.

Jeder, der hier im Hohen Haus sitzt, kennt, würde ich meinen, diesen Typ von Lehrer oder Lehrerin. Er ist sehr selten, aber er findet sich in der nicht unbeträchtlichen Population von Lehrern wieder. Das sind jene Lehrer, die sozusagen das klassische Mobbing betreiben, die ihre Schüler fest im Griff haben und genau dadurch jene unterwürfige und achtende Haltung, wie beim Hund-Herr-Verhältnis – um es einmal auf den Punkt zu bringen –, erzeugen, die das Problem darstellt, weil sie Kritik der Schüler nicht ermöglicht und Kritikfähigkeit nicht fördert, weil sie nicht ermöglicht, daß tatsächlich auf Defizite hingewiesen wird.

Es tut mir leid, Herr Stadtschulratspräsident Scholz – diese Worte sind an Sie gerichtet, auch wenn Sie nicht hier im Hohen Hause anwesend sind –, dieser Ihr Vorschlag ist der falsche Ansatz, und zwar deshalb, weil er genau an dieses Problem nicht herankommt.

Ich nehme noch einmal Bezug auf die Salzburger Studie, die heute schon diskutiert worden ist. Ich meine, das Problem des Mobbing in den Schulen – egal, ob von Lehrern gegenüber Schülern oder von Schülern gegenüber Lehrern oder von Schülern gegenüber anderen Schülern – ist ernst zu nehmen. Wir haben uns mit diesem Problem auseinanderzusetzen! Wir können nicht lehrergewerkschaftlich vorgehen und sagen: Wir diskutieren nicht einmal darüber, denn wir haben keine ausreichenden Diskussionsgrundlagen, und wir lehnen das daher ab, aus, Punkt, basta!

Das ist die falsche Antwort! Wir müssen uns sehr intensiv, aber auch sehr vertrauensvoll mit diesem Problem auseinandersetzen.

Frau Ministerin! Ihre Antwort auf den Vorschlag des Herrn Stadtschulratspräsidenten hat mich zwar auf der einen Seite beruhigt – das gebe ich zu, das war eine durchaus deutliche Antwort –, aber sie hat mich auf der anderen Seite auch etwas beunruhigt, und zwar deshalb, weil Sie gesagt haben, daß es das, was der Stadtschulratspräsident jetzt vorhat, im Schulsystem schon gibt. Wenn es das so gibt, wie es Stadtschulratspräsident Scholz in Wien machen will, dann beunruhigt mich das, weil der Fragebogen, den der Stadtschulratspräsident Elternvertretern und Schülervertretern aushändigen will, um Lehrer beurteilen zu können, zu Sorge Anlaß gibt. Dieser Fragebogen, den ich nicht im Detail kenne – ich kenne davon nur eine Seite, und zwar jene, die in "ZiB 1" oder in "ZiB 2" faksimiliert gezeigt wurde –, beunruhigt mich deshalb, weil er für jeden Eltern- und Schülervertreter eine Überforderung darstellt.

In diesem Fragebogen wird beispielsweise gefragt, ob der Professor oder die Professorin, ob der Unterrichtende methodenpluralistisch oder methodenmonistisch vorgeht. Das ist meiner Meinung nach eine reichlich universitäre Fragestellung, und ich kann es und will es weder einem Eltern- noch einem Schülervertreter zumuten und teilweise – das gebe ich zu – auch nicht zubilligen, über den Methodenpluralismus oder den Methodenmonismus des Unterrichtenden ein Urteil abzugeben. Ich halte das wirklich für ein Problem.

Das wäre noch das vernachlässigbare Problem, wären nicht so viele begleitende Fragen ungeklärt und würden dieser Fragebogen und all das, was mit ihm zusammenhängt und was hier in Diskussion gebracht wurde, nicht gerade im Bereich der Junglehrer und Junglehrerinnen eine unzumutbare Belastung und Anspannung erzeugen. Aufgrund dieses Fragebogens kann nämlich auf die eigentlichen Problemlehrer kein Zugriff erfolgen, weil sie sich dieser Art der Beurtei


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