Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 45

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Ich hätte mir gewünscht – nicht im Ausschuß, sondern generell –, daß man eine solche Debatte, wie sie im Ausschuß geführt wurde, nämlich sehr sachlich, auch im Bereich anderer junger Erwachsener geführt hätte. (Präsident Dr. Neisser übernimmt den Vorsitz.)

Die Benotung, das Notensystem im Bereich junger Erwachsener, die die Matura anstreben – und da handelt es sich ja auch um junge Erwachsene –, wird meiner Ansicht nach gerade durch diese Reform in Frage gestellt, und zwar zu Recht in Frage gestellt, und wir werden, so meine ich, in den nächsten Jahren noch weiter darüber diskutieren müssen, ob dieses Notensystem, auf das ich später noch zu sprechen kommen werde, tatsächlich geeignet ist, Leistungen zu beurteilen, um den Jugendlichen ein positives Feedback zu geben.

Unverständlich ist mir beim Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige die Differenzierung zwischen den allgemeinbildenden Schulen für Berufstätige, in denen man mit bis zu drei Nicht genügend aufsteigen kann, und den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, in denen man mit mehr als drei Nicht genügend aufsteigen kann. Diese Differenzierung ist mir unverständlich. Auch wenn Herr Sektionschef Jonak das zu erklären versucht hat, ist mir das nach wie vor unerklärlich. Ich halte es gerade in einer Zeit, in der sich Gott sei Dank europaweit die allgemeinbildenden Schultypen und die berufsbildenden Schultypen zueinander bewegen, in der die äußere Differenzierung zwischen den verschiedenen Schultypen Gott sei Dank in Frage gestellt wird, weil sie durch eine bestimmte Entwicklung hinfällig geworden ist – noch zu wenig in Österreich, das gebe ich zu, aber auch wir werden dazulernen müssen, nicht nur die Schüler in den Schulen –, für widersinnig.

Die Kritik am Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige betrifft also die Tatsache, daß es das Kurs- und Modulsystem nicht oder nur unzureichend berücksichtigt, also nur in bestimmten Teilbestimmungen darauf Rücksicht nimmt. Wie gesagt, die positive Regelung ist die, die das Aufsteigen betrifft, sonst ist es – es tut mir leid; es ist das aber kein Vorwurf – ein sehr konventioneller Entwurf, der das Schulunterrichtsgesetz, das den Unterricht an den normalen Schulen regelt, für Erwachsene weiter fortschreibt.

Mein einziger Einwand und auch Hinweis, daß das nicht unbedingt das Optimum ist, und auch mein Verdacht, daß da andere Interessen zum Tragen gekommen sind, ist in den Erläuterungen begründet, in denen steht: Weiters ist zu bedenken, daß die Unterrichtserteilung an den Schulen für Berufstätige im wesentlichen durch solche Lehrpersonen erfolgt, die auch unter Umständen überwiegend an Tagesschulen unterrichten, sodaß die Übernahme der bewährten grundsätzlichen Systematik des Schulunterrichtsgesetzes auch aus dieser Überlegung heraus zweckmäßig erscheint.

Mein Einwand, mein Verdacht und mein Problem sind, daß sich das Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige nicht primär, wie leider so viele Gesetze im Unterrichtsbereich, an den Interessen und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler orientiert, sondern an den Strukturen, die es fortzuschreiben gilt, die man übernehmen muß, die man fortführen muß, weil sie sich bewährt haben, weil es sozusagen naheliegend ist. (Zwischenruf des Abg. Dr. Niederwieser .) Das ist das Problem, Kollege Niederwieser!

Wir könnten das sehr ausgiebig diskutieren. Ich weise darauf hin, daß wir – und wir werden auch in unserem Abstimmungsverhalten dem dadurch Rechnung tragen, daß wir diesem Entwurf in zweiter Lesung nicht zustimmen werden, in dritter Lesung aber zustimmen werden – diesen Entwurf für tauglich halten, die bestehende Situation, die es im Bereich für Berufstätige gibt, zu verbessern, sie auf eine legistische Grundlage zu stellen. Aber es ist nicht der große Entwurf. In den Erläuterungen klingt ja an, daß dazu wesentlich umfangreichere Änderungen, beispielsweise in der Schulorganisation, notwendig wären.

Also: Dieser Entwurf ist nichts Großartiges, aber etwas Notwendiges, etwas Taugliches, und damit kann ich meinen Debattenbeitrag zu diesem Punkt eigentlich beenden. Die positiven Seiten dieses Entwurfs habe ich ja schon herausgestrichen.

Ich komme nun zu einer Debatte, die ja auch hier in der allgemeinen Diskussion schon begonnen hat und die gerade mit diesem Benotungssystem in engerem Sinne zusammenhängt.


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