Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 115

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Damen und Herren des bäuerlichen Standes in Österreich gepredigt wird, nämlich daß die Bauern so wichtig sind, daß man sie erhalten muß, sondern es bedeutet in Wahrheit das Auslöschen der Bauern – des Berufsstandes der Bauern – in Österreich.

Wenn Sie das wollen, dann müssen Sie diesen Weg weitergehen, aber es ist nicht sinnvoll, weil gerade wir in Österreich mit unserer Struktur, gerade im Bereich der Alpen, dafür sorgen müssen, daß die Bauern in Österreich auch ihr Auskommen haben können. Das, meine Damen und Herren, wird derzeit von der Bundesregierung aber nicht verfolgt. Es klafft das, was gesagt wird, und das, was getan wird, weit auseinander.

Es ist interessant, daß diese Debatte gerade bei einer Pflanze – nämlich dem Raps – ausbricht, bei der die Bedenken, die es gegeben hat, Realität geworden sind. Denn die im Enquetebericht über die Gentechnologie, der hier im Hause einstimmig – also auch mit den Stimmen der Regierungsparteien – beschlossen worden ist, beschriebenen wüstesten Vorstellungen und schlimmsten Szenarien sind eingetreten.

Ich war gemeinsam mit Frau Abgeordneter Motter in dieser Enquete-Kommission, auch im Redaktionskomitee, in dem es letztlich darum ging, den Bericht zu formulieren. Offenbar übersehen die Regierungsparteien, daß Rückkreuzungen aus der Pflanze, die verändert worden ist, auf verwandte Wildpflanzen tatsächlich geschehen sind.

Meine Damen und Herren! Zu dem Zeitpunkt, als der Bericht hier im Hause gemacht worden ist, sind all jene, die behauptet haben, daß das möglich ist, als diejenigen verschrieen gewesen, die nur technologiefeindlich sind. Aber wahr ist, daß genau das eingetreten ist. Und jetzt erfahren wir auch noch, daß es ohnehin schon so quasi PR-mäßige Vorbereitungen dafür gibt, daß es in Zukunft eine Freisetzung in wesentlich stärkerem Ausmaß geben soll, und zwar genau von Raps, genau von modifiziertem Raps, der herbizidresistent ist und bei dem Sie in keiner Art und Weise ausschließen können – nein, im Gegenteil, es gibt bereits Beweise dafür –, daß es Rückkreuzungen geben wird.

Ich sage Ihnen, wenn Rückkreuzungen in Dänemark stattfinden, dann finden sie auch in Österreich statt. Und daß man von Ihrer Seite, also jener Seite, die eigentlich die Bauern in Österreich vertreten will, nicht mehr Sensibilität an den Tag legt, ist in höchstem Maße bedenklich und wird von uns kritisiert, Herr Abgeordneter Mühlbachler! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Noch einmal: Es geht nicht nur darum, durch eine positive Kennzeichnung gentechnikfreier Lebensmittel den Biobauern eine Chance zu geben, sondern es geht auch darum, meine Damen und Herren, daß jene Bauern in Österreich, die keine Biobauern sein wollen, eine Chance zum Überleben haben. Das werden Sie in diesem Berufsstand mit der Einführung der Gentechnologie aber nicht erreichen.

Ich spreche nur das Beispiel Pflanzenschutzmittel an. Der Herr Bundesminister, der sich gerade darüber informieren läßt, was wirklich Sache ist, hat genau diesen Part angesprochen. Wir haben diesen Part auch im Vierten Umweltkontrollbericht, dort kann man das nachlesen.

Es wird immer gesagt: Schauen Sie sich doch den Pflanzenschutzmitteleinsatz an, dieser geht doch mengenmäßig zurück. – Alles atmet auf. Gehen Sie aber einmal in ein Geschäft und kaufen Sie ein Waschmittel, dann werden Sie sehen, daß Sie früher, also vor ein paar Jahren, noch fünf Kilo getragen haben, heute aber nur mehr ein Kilo. Warum? – Weil es einfach viel höher konzentriert ist; und das ist bei den zuvor erwähnten Stoffen dasselbe. Die Pflanzenschutzmittel werden nicht mehr gestreckt und teuer verkauft, sondern hoch konzentriert. Man sagt, das sei viel wirksamer. In Wahrheit ist es nur viel konzentrierter. Alle schauen auf die Statistik und sagen: Wunderbar, die Menge hat sich halbiert, aber niemand sagt, daß die Konzentration wesentlich gestiegen ist. Aber Sie können das im Wasser nachweisen, weil die Stoffe im Wasser nicht abnehmen, und damit ist klar, daß nach wie vor derselbe Weg der Industrialisierung beschritten wird. Das ist etwas, was einer fairen Diskussion in diesem Bereich nicht dienlich ist. (Beifall beim Liberalen Forum.)


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