Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 121

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16.40

Abgeordnete Katharina Horngacher (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die Dringliche Anfrage behandelt die Freisetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen in Österreich. Zu gentechnischen Veränderungen insgesamt möchte ich sagen, daß Forschung und Anwendung im medizinischen Bereich schon relativ weit fortgeschritten und auch sehr nützlich sind. Es muß natürlich verantwortungsbewußt damit umgegangen werden, und es muß eine klare Abgrenzung geben.

Gentechnische Veränderungen bei der Lebensmittelproduktion aber werden von sehr vielen Bauern und Bäuerinnen und auch von den Konsumenten instinktiv abgelehnt. Die Arbeitsgemeinschaft Landfrauen hat eine Resolution verfaßt, in der deutlich zum Ausdruck kommt, daß der Einsatz von gentechnischen Veränderungen in der Lebensmittelproduktion abgelehnt wird und daß, sollte das nicht mehr abzuwenden sein, eine EU-weite, strenge Kennzeichnungspflicht eingeführt werden muß. Damit hätten die Konsumenten zumindest die Möglichkeit, solche Nahrungsmittel bewußt zu vermeiden. Dabei wäre natürlich die Information absolut zu verbessern. Die Kennzeichnung müßte so sein, daß sie ins Auge springt.

Besorgt bin ich aber über diese Entwicklung ganz grundsätzlich deshalb, weil die Wissenschaftsgläubigkeit schon manches Unheil angerichtet hat. Ich erinnere mich noch gut an den Einsatz von Contergan. Es wurde als Wundermittel gepriesen, und die Folgen waren furchtbar. Als weiteres Beispiel führe ich die friedliche Nutzung der Kernenergie an. Es sei eine billige, saubere Sache, hat man uns damals gesagt. – Tschernobyl hat uns gezeigt, welch schreckliche Folgen es haben kann, wenn der Mensch den Zauberlehrling spielt: Denn die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht los. (Abg. Aumayr: So ist es!) – Schreckliche Folgen hatte es deswegen, weil der Mensch nicht Sorge dafür getragen hat, daß sämtliche Sicherheitsvorkehrungen den Anforderungen entsprechend getroffen wurden.

Herr Abgeordneter Dr. Schweitzer hat vorhin gesagt, die ÖVP wäre der Befürworter der Kernenergie gewesen. Ich bitte, das doch differenzierter zu sehen. Es hat in jeder Partei Befürworter und Gegner gegeben, so wie es auch in dieser Frage sicherlich in allen Parteien Befürworter und Gegner gibt. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Koppler. )

Sicherheit ist der Punkt, den ich deutlich ansprechen möchte. Niemand kann heute die Spätfolgen abschätzen. Jedenfalls ist eine gentechnische Veränderung ein massiver Eingriff in den Organismus und kann auch ein Störprozeß sein. Das Gleichgewicht der Natur kann dadurch gefährdet sein.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht wird in den USA von vielen landwirtschaftlichen Betrieben Kritik geübt, nämlich daß es keine intensive Auseinandersetzung, keine Diskussion über den Einsatz von gentechnisch behandeltem Saatgut gegeben hat, sondern daß es einfach zugelassen wurde. Jetzt sind jene Landwirte unter Druck, die dem marktwirtschaftlichen Diktat der Großkonzerne nicht standhalten können. (Abg. Aumayr, Beifall spendend: So ist es!)

Wir sollten diese Fehler nicht begehen. Als Bäuerin bin ich der Ansicht, daß unser gemeinsames Ziel sein muß, gesunde Lebensmittel aus nachhaltig bewirtschafteter Landwirtschaft zu erzeugen und die Produktion der Nahrungsmittel nicht den Genwerkstätten zu überlassen. (Beifall bei der ÖVP.)

Unsere Bauern bekennen sich zu weitgehend naturschonender Wirtschaftsweise, zur Kreislaufwirtschaft und zu biologischer Produktion. Ob aber nun ein kleines Land wie Österreich in der Lage ist, sich auf Dauer aus einer solchen Entwicklung, nämlich der gentechnischen Veränderung von Lebensmitteln, herauszuhalten, wird sehr wohl vom Konsumenten abhängen. Denn wir brauchen dann auch die Rahmenbedingungen dazu. Es geht natürlich nicht, daß bei uns in Österreich gentechnisch veränderte Nahrungsmittel eingeführt und zu billigen Preisen verkauft werden und wir mit diesen Preisen konkurrieren müssen. Grundsätzlich bin ich froh darüber, daß dieses Thema hier diskutiert wird – und zwar sehr heftig –, denn es ist für die Zukunft unseres Landes ein sehr wichtiges Thema.


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