Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 128

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich war bei einigen dieser Veranstaltungen und werde auch weiterhin zu solchen Veranstaltungen gehen. Ich habe mir diese Prospekte sehr genau durchgelesen, und mich hat die Diktion und die Argumentation dieser Saatgutkonzerne, Herr Bundesminister, an Ihre Ausführungen hier im Parlament erinnert. Sie waren fast identisch! Ich würde fast sagen, sie sind geklont. Und ich muß den Konzernen ein Kompliment machen: Ihnen gelingt es, die Argumentation der Brüsseler Zentralbürokratie, selbst die der Minister hier im Parlament, bis an den Wirtshaustisch zu den Bauern zu tragen. Perfekt, wie diese Gehirnwäsche organisiert ist! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Nur: Wir Freiheitlichen sind da nicht dabei, und zwar aus gutem Grund, meine sehr verehrten Damen und Herren: Wir wollen nicht mitmachen, daß diese in der Wissenschaft umstrittene Technologie, die für den Konsumenten Gefahren birgt, zur Normalität wird. Das Argument, das immer wieder im Zusammenhang mit der Medizin verwendet wird, ist für mich ein echtes Totschlagargument, ein zynisches Argument. Natürlich, wenn jemand todkrank ist, dann wird er jede Chance in Anspruch nehmen – auch Gentechnologie –, um wieder gesund zu werden. Aber ist es das Risiko wirklich wert, daß gesunde Menschen durch gentechnisch veränderte Produkte krank werden? – Uns ist das Risiko zu hoch, daher lehnen wir diese Technologie im Lebensmittelbereich ab. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich finde auch die Aussagen einiger Repräsentanten der Wirtschaftskammer, die in Vorträgen und in öffentlichen Erklärungen sagen, diese Gentechnik sei eigentlich gar nicht so schlimm, denn die Gefahr, daß jemand krank wird, ist geringer als ein Lotto-Sechser – so hat es einer von der Wirtschaftskammer gesagt –, zynisch. Das heißt, die Wirtschaftskammer rechnet damit, daß durchschnittlich zumindest ein Konsument pro Woche an gentechnisch veränderten Produkten erkrankt. Das ist eine Argumentation, die ich ablehne, und gleichzeitig ist es der Beweis für die Gefährlichkeit dieser Technologie.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Landwirtschaftskammer selbst hat auch zur Gentechnologie eine völlig zerrissene Einstellung. Es gibt eine offizielle Stellungnahme der Präsidentenkonferenz. Da wird einerseits von neuen Chancen für die Landwirtschaft gesprochen, andererseits aber bejammert, daß mit der Gentechnik das ökologische Image der Landwirtschaft in Mißkredit gezogen wird. Das können Sie in Ihrer eigenen Stellungnahme nachlesen.

Weiters wird davon gesprochen, daß die Bauern auf der einen Seite durch die Gentechnik dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Gleichzeitig jedoch propagieren Sie die ökosoziale Agrarpolitik!

Sie fordern auf der einen Seite die strikte Kennzeichnung – das hat auch Herr König heute gesagt –, vergessen aber, daß Soja als Saatgut zwar gekennzeichnet werden muß, das daraus gewonnene Sojaöl aber nicht mehr. Ich frage mich: Wie soll der Konsument wissen, aus welcher Produktion die Lebensmittel stammen?

Sie sind dafür, über die Gentechnik den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu verringern, wollen sich aber in der Gentechnik aus dem Bereich der Herbizidresistenz zurückziehen.

Sie fordern eine Intensivierung der Forschung auf der einen Seite, wollen aber auf der anderen Seite auch den Biolandbau stärker fördern.

Ich weiß nicht, was Sie eigentlich wollen, Herr Präsident Schwarzböck! Sie sind der Vorsitzende, Sie wissen offenbar nicht, was Sie wollen, aber das mit ganzer Kraft. Das ist typisch für die Landwirtschaftskammern. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Zur Angelegenheit hinsichtlich der Abhängigkeit betreffend das Saatgut. Ich bin ein Bauernsohn, und mein Vater hat immer vom besten Acker das Saatgut beiseite getan, um es im nächsten Jahr wieder anzubauen. Das soll ja jetzt nicht mehr möglich werden, für die Kleinerzeuger zwar schon, für jene aber, die nicht Kleinerzeuger sind, nicht mehr. Das heißt, für den Nachbau muß man jetzt oder wird man in Zukunft wahrscheinlich auch Lizenzgebühren zahlen müssen.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite