Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 218

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Zum Schluß möchte ich nochmals betonen, daß im Kulturbericht ausschließlich die positiven Umstände im Museumsbereich beschrieben und jegliche kritischen Umstände verschwiegen werden. Dies ist ein Grund, warum wir diesen Bericht ablehnen.

Der zweite Grund ist, daß die gesamte Situation der Museen nicht befriedigend ist, da weder die Renovierung der Albertina in Angriff genommen wurde, noch das Technische Museum nach siebenjähriger Schließung wieder eröffnet ist. Es ist ein Kuriosum: In den sieben Jahren der Schließung des Technischen Museums sind die Personalkosten gleichgeblieben. Ich weiß nicht, warum, wenn keine Besucher kommen, die Personalkosten gleichbleiben müssen. (Abg. Mag. Peter: Das waren die Bauarbeiter!) Ich glaube nicht, daß alle am Umbau beteiligt sind. Das ist eine Frage, die Sie uns einmal beantworten sollten.

Auch mit dem Bau des Museumsquartiers wurde nicht begonnen. Die Ausgliederung der Museen wird zwar diskutiert, aber es deutet noch nichts darauf hin, wann diese Ausgliederung vorgenommen werden wird.

Frau Ministerin! Gestatten Sie mir, Sie zu zitieren: "Die Erhaltung und die Öffnung österreichischer Kulturgüter ist daher Hauptverantwortung österreichischer Kulturpolitik, um den kommenden Generationen diese Schätze zu erschließen." – Ich hoffe und wünsche, daß diesen Worten bald Taten folgen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

23.53

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte.

23.53

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Die Frage ist, ob eine Kulturdebatte langweilig sein muß oder nicht. Ich glaube, daß die Exponenten durchaus imstande wären, eine spannendere Diskussion zu führen. Wenn der Abgeordnete Morak sagt, es habe einen ausgiebigen Diskurs über das Selbstverständnis der Museen gegeben, dann frage ich mich, von welchem Land er dabei gesprochen hat: von Österreich?

Ich empfehle, daß wir diesen Diskurs wirklich führen. Weil ich die Frau Ministerin sehr schätze und glaube, daß sie diesen Diskurs auch führen kann, wiederhole ich hier die Frage, die ich bereits im Ausschuß eingebracht habe: Nach welchem Gesamtkonzept, nach welchem Verständnis läuft das eigentlich ab?

Ich kann diesen Bericht sehr loben, er gefällt mir, und ich habe bunte Bilder gern. Seit meiner Kindheit habe ich mir immer gerne bunte Bilder angesehen – warum sollte sich das mit zunehmendem Alter ändern? In diesem Sinn gefällt mir der Kunstbericht. (Abg. Dr. Haselsteiner: Sie sollten sich Ihr kindliches Gemüt bewahren!) Aber ich muß sagen, ich werde nicht schlau daraus hinsichtlich Verständnis und Gesamtkonzeption, die dahinter stehen, welcher Museumsdirektor mit welchem Konzept welche Ausstellung macht und warum er das tut. Welche Einkaufspolitik steht dahinter? Ich kann das nicht herausfinden. (Abg. Dr. Schmidt: Es steht drin!) Es steht nicht drin, und es ist, glaube ich, vieles auf Zufälligkeiten aufgebaut.

Ist diese Zufälligkeit Absicht? – Das ist die entscheidende Frage. Steht dahinter das Konzept der Konzeptlosigkeit – was ja auch ein Konzept sein kann? – Dann aber, Frau Minister, seien Sie so lieb und lassen Sie uns nicht weiter im Museumsdunkeln tappen! Fünf vor zwölf kann ja gar kein Licht mehr sein, außer die Sicherheitslampen oder die von Frau Kollegin Motter eingeforderten Lampen für die Brandmeldeeinrichtungen brennen. Sagen Sie es uns bitte! Das erfordert natürlich auch Mut zum Konflikt und Risikobereitschaft. Man muß sich "outen". Man muß sagen: Das ist in etwa mein Konzept. Damit wird man aber auch angreifbar.

Wir können uns freilich weiter so unterhalten: Das Gebälk ist brüchig; dort brauchen wir ein paar Schilling für irgendeinen Bilderrahmen; irgendwo sind die Fliesen auf der Toilette schon angeknackst und müssen erneuert werden und überhaupt – auf dieser Ebene können wir auch weiterdiskutieren.


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