Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 221

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haben Sie gesagt: Wir haben einen Gesamtbetrag, und wenn die Einrichtung des Technischen Museums nirgends budgetiert ist, dann müssen wir das bei den anderen Museen abzwacken. – Das darf nicht sein, und so kann es nicht gehen.

Frau Bundesministerin! Sie haben von einer, wie ich denke, sehr deutlichen Mehrheit in diesem Hause jede Unterstützung in der Hinsicht, daß Kultur Geld kostet, daß ein kultureller Auftrag für die Museen Geld kostet, und daß mit diesem Geld nicht umgegangen werden kann wie mit dem Inhalt kommunizierender Gefäße, sodaß die Mittel, die für ein Großbauvorhaben benötigt werden, den anderen Betroffenen im laufenden Betrieb oder sonstwo abgehen. Aber ohne politisches Konzept ist es sehr schwer, dafür einzutreten. Denn einfach zu sagen, es braucht mehr Geld, ohne daß eine entsprechende Philosophie zu erblicken ist, das kann in Zeiten wie diesen aus budgetären Gründen wahrscheinlich nur schwer oder gar nicht beschlossen werden.

Zuletzt bringe ich ein persönliches Anliegen vor und komme damit auf die Museumsphilosophie zurück, die ich mit einem sehr deutlichen Forschungsauftrag versehen würde. Es geht um den Rassensaal im Naturhistorischen Museum. Ich bin sehr froh, Frau Bundesministerin, daß dieser Saal unter Ihrer Amtsführung geschlossen wurde, weil ich denke, daß er ein nicht mehr akzeptables und wissenschaftlich eindeutig überholtes Konzept präsentiert hat. Ich denke aber auch, daß im Sinne einer wissenschaftlichen Dokumentation festgehalten werden soll, was einmal der breiten Öffentlichkeit zugänglich war. Es soll dokumentiert werden. Es soll in dieser Form nie wieder eröffnet werden, wohl aber soll es eine Nachfolgeausstellung geben. Auch dafür, diese seriös und sinnvoll zu planen, haben Sie sicherlich von diesem Haus breite Unterstützung.

Daher noch einmal mein Appell: Entwickeln wir gemeinsam eine Museumsphilosophie im Rahmen dieses Hauses!

Zweitens, Frau Bundesministerin: Setzen Sie sich in der Regierung dafür ein, daß im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung flexible Handlungsformen unter Wahrung des öffentlichen Auftrags und des öffentlichen Eigentums geschaffen werden, sodaß wir nicht privatisieren müssen, weil es anders nicht mehr geht oder erkennbar unwirtschaftlich wird.

Drittens, Frau Bundesministerin: Hinsichtlich dieser konkreten Projekte haben Sie dann die Unterstützung dieses Hauses, wenn wir auch von Ihnen klare und deutliche Worte hören, in welche Richtung Sie in all diesen Fragen zu gehen gedenken. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

0.09

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Dr. Brinek. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

0.10

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Gestatten Sie mir zum Einstieg ein paar Bemerkungen zu den Ausführungen meiner Vorredner.

Kollege Cap hat sich in sehr klassischer Form, nämlich mit dem Diskurs der Krisis und der "Hofberichterstattung", als "’68er" erwiesen – vielleicht konservativer, als er es je sein wollte. Die Bewertung überlasse ich ihm. So ist es ihm auch gelungen, Kollegen Morak der "Hofberichterstattung" zu zeihen. Vielleicht hat er sich in der Praxis der "Hofberichterstattung" geübt, die wir aus den Berichten des anderen Kunstministers kennen. – Das nur als Anmerkung. (Abg. Dr. Cap: Aber getan hat er es!) Getan hat er es, ja, das ist eine Bewertungsfrage, die wir gemeinsam diskutieren könnten.

Der Kulturbericht steht zur Diskussion. Ich sehe ihn im Zusammenhang mit einem Thema, das wir am Vormittag angesprochen haben. Flexible Arbeitszeiten schaffen vermehrt Freizeit; Familien wollen vermehrt die Kulturgepflogenheiten des Sonntags üben und ihnen nachgehen. Die Bundesmuseen sind diesbezüglich Asse, meine ich, und sie helfen, den Familien und Jugendlichen Antwort zu geben, wenn sie Freizeitaktivitäten suchen, die nicht bloß monotoner Kulturkonsum im Sinne von TV-Konsum oder Aufenthalt in virtuellen Räumen sind.


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