Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 222

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In all diesen Häusern gibt es – liebe Frau Abgeordnete Petrovic, ich muß Sie nicht einladen, sich selbst davon zu überzeugen – großartige Besucherangebote und didaktische Konzepte für alle Altersgruppen. Es gibt dort Kinderführungen, Kinderkataloge, Mitmachführungen, Mitmachübungen, Unterstützung der Gestaltung von Projektunterricht und von Projekten für Schulen, Seminare für Lehrer, Lehrerführungen sowie individuelle und globale Kooperationsangebote. – Bitte stellen Sie die Dinge nicht so dar, als würde in dieser Hinsicht nichts geschehen!

Ich erwarte mir auch, daß die im Bericht angesprochenen Synergien stärker ausgebaut werden, die in der Vereinigung der Schulabteilung, der Erwachsenenbildungsabteilung und der Kulturabteilung liegen. Insofern ist es sinnvoll, diese Abteilungen in einem Ressort, unter einem Dach zu vereinen.

Apropos Synergien: Das Museumsquartier ist angesprochen. Erlauben Sie mir, zu der langen Geschichte die Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß es dieser Frau Ministerin in dieser Legislaturperiode des Nationalrates gelingen wird, den Spatenstich in diesem Jahr zu vollziehen und endlich die Verwirklichung des Museumsquartiers zu starten. – Was ist das Faszinierende am Quartier? – Es ist die Chance, unter einem Dach verschiedene Kunst- und Kulturgenres, verschiedene Kultur- und Kunstsparten zu vereinigen, und das an einem zentralen Ort, nicht irgendwo auf der Vorstadtwiese, sondern inmitten der Umgebung der traditionellen Museen, wo eine gute Kooperation in bezug auf Sammlungen, Ausstellungen und so weiter bewerkstelligt werden könnte. Andere Metropolen sind diesen Weg schon gegangen; sie sind ihn erfolgreich gegangen. Wien soll da um nichts nachstehen. Auch aus einer langen Geschichte kann man lernen.

Meine Damen und Herren! Ich denke, daß wir uns daran erinnern sollten, was mit dieser anschaulich dargestellten Kulturleistung gemeint ist. Die Alltagsobjekte unserer heutigen Zeit sind von immer kürzerer Lebensdauer. Die Kunst- und Kulturobjekte sind ebenfalls vielfach von Anfang an auf Verschwinden angelegt – denken Sie nur an die traditionelle Konzeptkunst oder an Videoinstallationen. Früher war das durchschnittliche Lebensalter der Dinge höher als das der Menschen. Heute ist es umgekehrt. Seit der Hang zum Konsumgut – zum Verbrauchen und Verdauen, wenn Sie so wollen – um sich greift, ist das Erinnern, Erhalten und Bewahren immer schwieriger. Die im Kulturbericht angesprochenen Institutionen – Bundesmuseen, Denkmalschutzeinrichtungen – sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, uns an dieses Erinnern zu erinnern.

Der Bericht ist in hohem Maß im Sinn von Selbstanwendung, nämlich einem hohen ästhetischen Anspruch folgend, gestaltet. Daß er inhaltlich noch ausgebaut werden könnte, ohne zentralistisch zu sein und ohne Vorgaben hinsichtlich des Konzepts zu machen, soll damit nicht in Abrede gestellt werden. Wir stehen am Beginn einer Diskussion. Wenn wir sie gemeinsam führen, werden wir zu einem guten Ergebnis kommen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

0.14

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Bundesministerin Gehrer. – Bitte.

0.15

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich freue mich, daß sich der Nationalrat heute intensiv mit dem Kulturbericht 1995 auseinandersetzt. Um Klarheit zu schaffen: Wofür ich zuständig bin, das ist vorne im Kulturbericht ganz klar zu lesen, nämlich für Bundesmuseen, Österreichische Nationalbibliothek, Österreichische Phonothek, Hofmusikkapelle, Bundesdenkmalamt. Es gibt daher keine Probleme in der Abgrenzung, es wird aber immer so sein, daß verschiedene Ressorts in verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten müssen. Da wird man nie ganz genaue Abgrenzungen treffen können.

Der Bericht gibt eine Darstellung über die Arbeit in den genannten Bereichen. Ich denke, daß diese Bereiche für unser Kulturleben und für das Bewußtsein unserer Nation sehr wichtig sind. Damit komme ich zu einigen Fragen, die aufgeworfen wurden.


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