Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 228

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deutlich über den Voranschlägen gelegen sind. Wenn auch 90 Prozent der Mittel über das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten aufgebracht werden und somit Sie, Frau Bundesminister, nicht unmittelbar ressortzuständig sind, sind doch bei einigen Adaptionen beträchtliche Baukostenüberschreitungen festzustellen.

Besonders eklatant ist die Baukostenüberschreitung beim Technischen Museum Wien. Das Gebäude des Technischen Museums in der Mariahilfer Straße befand sich in einem generell schlechten Zustand, sodaß eine Generalsanierung gerechtfertigt war. Dafür waren 400 Millionen Schilling vorgesehen. Man hat sich für eine sehr aufwendige Form der Renovierung entschieden, unter anderem wurden die Kuppeln mittels Hydraulik gehoben, was zu gewaltigen Problemen und teilweise chaotischen Zuständen bei der Sanierung geführt hat. Und wenn nunmehr der Direktor des Technischen Museums mitteilen ließ, daß er für die Aufstellung der Objekte nicht 50 Millionen, sondern 220 Millionen Schilling benötigt, womit sich die Kosten für die Generalsanierung mit Sicherheit verdoppeln und jenseits der Dreiviertelmilliarde Schilling liegen werden, dann muß man doch feststellen, daß man mit dieser Summe auch ein neues Museum bauen hätte können, das allen modernen Anforderungen gerecht geworden wäre, zumal der Raumbedarf für eine zeitgemäße Präsentation der Objekte in den Bereichen Energie und Rohstoff, Industrie, Gewerbe, Technik, Information und Kommunikation sehr groß ist.

Daß mit den investierten Mitteln nur geringfügige Raumgewinne erzielt werden konnten, ist ein Aspekt. Das Technische Museum wird sicherlich ein sehr schönes Museum werden. Es grenzt allerdings beinahe an einen Schildbürgerstreich, daß nach dem Umbau und trotz des Raumgewinnes für den Bereich Verkehr und damit für den Kernbereich, nämlich für die Lokomotiven, die Automobile, die Motorräder, die Schiffe und die Luftgeräte, kein Platz mehr ist. Im Hinblick darauf wird die Verantwortlichkeit des gegenwärtigen Direktors noch zu überprüfen sein.

Man wird also davon ausgehen können, daß man ein neues Verkehrsmuseum braucht, in dem die Objekte des Technischen Museums ausgestellt werden können. Und es wird ziemlich einmalig in der Museumsgeschichte sein, daß man ein Museum generalsaniert, die Ausstellungsfläche um 30 Prozent vergrößert und dann für den Kernbereich keinen Platz mehr hat.

Noch einige Worte zur Ausgliederung der Bundesmuseen: Wie Sie wissen, Frau Ministerin, stehen die Direktoren der Bundesmuseen Ihren Plänen zur Ausgliederung aus der Kameralistik sehr skeptisch gegenüber. Denn sie befürchten – ähnlich wie die Direktoren der Bundestheater –, im Falle einer Ausgliederung unter die Räder zu kommen.

Der Forschungsbetrieb und die Erhaltung eines Musealerbes ist sicherlich anders zu beurteilen als ein auf Gewinn orientierter Produktionsbetrieb. Der Staat hat selbstverständlich die Verpflichtung, sein Erbe zu erhalten, zu pflegen und weiterzuvermitteln. Kunst entzieht sich meist den gängigen Marktmechanismen. Ich ersuche ich Sie daher angesichts der großen Bedeutung der Museen und im Interesse der Erhaltung des österreichischen Kulturerbes, da äußerst behutsam vorzugehen und die bevorstehende Ausgliederung noch einer intensiven parlamentarischen Beratung zu unterwerfen. Andere Kulturnationen wie etwa Frankreich würden eine solche Behandlung ihrer Museen, Bundestheater und kultureller Institutionen nicht zulassen!

Abschließend kann festgestellt werden, daß – bei aller Kritik im Detail – der vorliegende Kulturbericht nicht nur durch seine gefällige Form auffällt, sondern ein hervorragendes Instrument ist, die wichtigsten Parameter der österreichischen Museumspolitik darzulegen, und zwar in zeitgemäßer Form. Er ist somit ein guter Ausgangspunkt für die gemäß Entschließung des Nationalrates von 1966 nunmehr jährlich auszuarbeitenden Berichte über die vom Bundesministerium für Unterricht zu verwaltenden Museen, die Österreichische Nationalbibliothek, die Phonothek, die Hofmusikkapelle sowie das Bundesdenkmalamt. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

0.43

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Es gibt hiezu keine Wortmeldung mehr. Die Debatte ist geschlossen.

Auf ein Schlußwort des Berichterstatters wurde verzichtet.


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