Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 69. Sitzung / Seite 56

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gepeiltes Ziel. Daher halte ich die Forderung nach einem Mindesteinkommen von 15 000 S auch dann, wenn sie morgen und auch übermorgen noch nicht erreicht werden kann, für eine hervorragende gewerkschaftliche Forderung! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Reichhold: Kollege Posch! Bekommen das auch die Bäuerinnen?)

Es ist ein Faktum, daß gerade die Alleinerzieherinnen durch die Kürzung des Karenzgeldbezugs auf eineinhalb Jahre im Zuge des Konsolidierungspaketes einen prozentuell sehr hohen Beitrag zu leisten haben. Daß daher eine ausreichende Anzahl von qualifizierten Kinderbetreuungsplätzen umso notwendiger ist, sei auch gesagt.

Etliche Forderungen dieses Frauen-Volksbegehrens sind vielleicht nicht von heute auf morgen zu erreichen und manches ist vielleicht auch nicht sofort finanzierbar, aber es ist ein absolut richtiger Schritt in die richtige Richtung! Daher bin ich dafür, daß viele Männer dieses Frauen-Volksbegehren unterschreiben! (Beifall bei der SPÖ und beim Liberalen Forum.)

17.56

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Dr. Povysil. – Bitte. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten; Gesamtredezeit für Ihren Klub noch 6 Minuten.

17.56

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Meine Damen und Herren! Zwei heiße Themen an diesem Nachmittag – zwei heiße Themen besonders auch für mich als Frau und Ärztin! Zwei Themen, bei deren Zusammenschau sich mir das Bild eines perfekt geklonten Zwitters aufdrängt. Dieses Lebewesen vereint die besten Eigenschaften von Mann und Frau, ist ungeschlechtlich, alle Fragen der Gleichberechtigung und Gleichbehandlung wären damit vom Tisch. – Eine Horrorvision? Ein Idealbild?

Gerade in der Gentechnologie stehen die Vorteile einer Reihe möglicher Risken gegenüber. Nehmen wir nur mein Fachgebiet: Keine Gentechnologie – kein gentechnologisch verändertes Insulin, das wesentlich besser verträglich und günstiger ist; keine Gentechnologie – kein Interferon zur Krebstherapie; keine Gentechnologie – keine Proteasehemmer in der Aidstherapie; keine Gentechnologie – kein Fortschritt in der Vermeidung erblicher Erkrankungen. – Demgegenüber die Risken: Mißbrauch genetischer Daten, mögliche Konsequenzen in der pränatalen Diagnostik, Eingriff in das menschliche Erbgut, Patentierung von Genen. Bei der Frage nach der Verantwortbarkeit in der Gentechnologie dürfen Chancen und Risken ihrer Anwendung nicht pauschal und ideologisch, sondern nur im einzelnen und projektbezogen abgewogen werden! (Beifall bei den Freiheitlichen.) Auch die Unterlassung einer Anwendung kann ein sträflicher Irrtum sein.

Meine Damen und Herren! Bei all diesen Fragen war die Politik gefordert. Sie war gefordert, der Wissenschaft und Forschung gesetzliche Rahmenbedingungen für die Gentechnologie zu geben. Und was ist passiert? – Es erfolgte keine adäquate Aufklärung der Bürger, es gibt keine gesetzlichen Rahmenbedingungen und keine Freiheit des Bürgers, so zu leben, wie er will. Daher begrüße ich dieses Volksbegehren. Ich begrüße es nicht, um emotionelle Panik zu schüren, und auch nicht, um es ideologisch zu verwerten, sondern um es als das zu sehen, was es ist, nämlich ein Aufschrei des Bürgers gegen ahnungslose, unvisionäre, dem Fortschritt hinterher hinkende Politiker! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Als Aufbegehren der Frauen verstehe ich auch das Frauen-Volksbegehren, und zwar als voll berechtigtes und notwendiges Aufbegehren. Eine Frau muß die Freiheit haben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und dabei die gleichen Bedingungen vorzufinden wie ein Mann. Diese Wahlfreiheit zum Beispiel zwischen Familie und Beruf beziehungsweise Beruf mit oder ohne Familie, soll aber nicht ideologisch vorgegeben sein, und das setzt primär eine wesentliche Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung der Frau voraus.

Wir Frauen haben meiner Meinung nach eine Quotenregelung oder die Förderung von Betrieben, die uns anzustellen sollen, nicht notwendig! Wir sind weder schwach noch dumm!


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