Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 70. Sitzung / Seite 32

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2. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (125 der Beilagen): Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtgiften und psychotropen Stoffen samt Anlage und Erklärungen (653 der Beilagen)

3. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (147 der Beilagen): Übereinkommen von 1971 über psychotrope Stoffe samt Anhängen und Erklärung (654 der Beilagen)

Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gelangen zu den Punkten 1 bis 3 der Tagesordnung. Über diese wird die Debatte unter einem durchgeführt.

Ein Wunsch auf mündliche Berichterstattung liegt mir nicht vor. Daher findet sie auch nicht statt.

Wir gehen sogleich in die Debatte ein.

Als erster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Ofner zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter. Als freiwillige Redezeit wurden mir 15 Minuten vorgeschlagen. (Abg. Dr. Ofner: Hoffentlich kann ich sie einhalten!) Dann stelle ich zur Sicherheit die Uhr gleich auf 20 Minuten ein.

10.28

Abgeordneter Dr. Harald Ofner (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Suchtgift: Wie stellt sich die Situation diesbezüglich in Österreich 1997 dar?

Der Markt ist mit Heroin überschwemmt – so billig, so rein und damit so gefährlich wie niemals zuvor, denn seit der Öffnung der Ostgrenzen kommen alle Drogen auf viel kürzeren Wegen zu uns. Die Zentralen befinden sich nicht mehr in anderen Erdteilen, sondern ein paar Dutzend Kilometer von Wien entfernt, etwa in Preßburg.

Zusätzlich zu den "klassischen" Drogen Heroin, Kokain und ähnlichem gibt es auf dem Markt immer mehr, immer neue und immer gefährlichere Modedrogen, die die Fachleute kaum dem Namen nach kennen, geschweige denn deren Vertrieb auch nur ansatzweise unter Kontrolle hätten.

Die Zahl der Süchtigen steigt, und zwar radikal. Die Betroffenen werden immer jünger. Man hätte vor ein paar Jahren nicht geglaubt, daß das überhaupt noch möglich ist, aber es werden nun im Drogengeschäft nicht nur Jugendliche, sondern immer mehr Kinder dazu gebracht, suchtgiftabhängig zu werden.

Wenn man vor einigen Jahren in einer Kleinstadt Schüler gefragt hat, an welchen Schulen es Drogen gäbe, waren die alle durchaus in der Lage, diese aufzuzählen. – Wenn man sie heute fragt, dann verstehen sie die Frage nicht und sagen: "Überall!" Überall kann man, wenn nicht an, dann vor der Schule oder im Zusammenhang mit dem Schulbesuch zu Drogen kommen. Man hat, wenn man Kinder und Enkelkinder hat, wirklich Angst davor, was denen alles passieren kann, wenn sie in dieses gefährliche Alter kommen.

Ich selbst habe drei Kinder. Ich habe dem Herrgott gedankt, als altersmäßig die kritische Phase vorüber war. Nun habe ich zwei kleine Enkelkinder und mache mir jetzt schon Sorgen, was passieren wird, wenn sie etwas älter sein werden. Ich weiß, daß ich zwar – wie alle Großväter – die schönsten und die gescheitesten Enkelkinder habe, aber es haben wahrscheinlich alle Großväter ähnliche Sorgen.

Seit Wochen werden die Medien von Berichten über die Aufdeckung einer Drogenszene unter Prominenten beherrscht. Es enttäuscht mich ein wenig, daß die teilweise klangvollen Namen der betreffenden Personen nicht aufscheinen. Sie werden ganz verschämt geheimgehalten. Meiner


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