Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 75. Sitzung / Seite 106

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Es hätte mich als Frauensprecherin der Liberalen wirklich interessiert, wie viele befristete Dienstverträge von Frauen in Relation zu befristeten Dienstverträgen von Männern nicht verlängert wurden, weil es ja gerade die Frauen sind, die aufgrund ihrer Probleme in der Karriereplanung eine unverhältnismäßig große Zahl von befristeten Dienstverträge haben. Es wäre schon interessant gewesen, zu erfahren, wie viele und welche Planstellen nachbesetzt beziehungsweise nicht nachbesetzt wurden, und vor allem auch, wie hoch der Anteil der betroffenen Frauen war, die gerade in diesem Falle jetzt zum Zuge gekommen wären.

Es wäre auch interessant gewesen, zu erfahren, wie viele Männer und Frauen um Übernahme in ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis angesucht haben, weil ich die starke Vermutung habe, daß bei jenen, die zum Zuge kamen, der Anteil der Männer eindeutig höher war.

Als Grund für die Nichtbeantwortung – das ist schon mehrfach angesprochen worden – wurde eine unverhältnismäßig hohe bürokratische Belastung angegeben. Dazu muß ich festhalten: Ich als Liberale wäre grundsätzlich sehr froh, wenn es im Verwaltungsbereich immer – wirklich immer! – dermaßen konsequente Einsparungsmaßnahmen gäbe wie dann, wenn es um eine Darlegung der Beschäftigungssituation der Frauen im öffentlichen Dienst geht. Denn dann könnten wir sicherlich erkleckliche Einsparungen erzielen! (Beifall beim Liberalen Forum. – Abg. Dr. Haselsteiner: Bravo, Maria!)

Der Finanzminister ist im Zusammenhang mit den Anfragebeantwortungen durch die anderen Ministerien zu diesem Bereich – auch das wurde schon angesprochen – natürlich in bester Gesellschaft. Es gibt es eine breite Palette von Nichtbeantwortung und nichtssagenden Antworten, beziehungsweise es wurden überhaupt keine Angaben gemacht. Es bleibt also offen, ob eher bei den Posten von Frauen oder bei den Posten von Männern eingespart wurde. Es bleibt offen, in welchen Bereichen, ob bei öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnissen, bei den Vertragsbediensteten oder bei den befristeten Dienstverhältnissen, und vor allem auch in welchen Hierarchien Männer oder Frauen zum Zuge gekommen beziehungsweise eingespart wurden. – So bleibt uns an und für sich gar nichts anderes übrig, als die Arbeitslosenstatistik zur Grundlage unserer Annahme zu machen, und diese spricht eine deutliche Sprache: Die Arbeitslosigkeit bei Männern ist gesunken, bei Frauen hingegen ist sie leider überdeutlich angestiegen. (Abg. Dr. Gredler: Schweinerei!)

Sie sind mit dieser Anfragebeantwortung in bester Gesellschaft mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, wenn es um die Berichte zur Situation der Frauen im öffentlichen Dienst geht. Ich habe von dieser Stelle aus schon einmal berichtet, daß es der damalige ÖVP-Wirtschaftsminister war, dessen Aussagen im Bericht der Bundesregierung über den Abbau von Benachteiligungen von Frauen wirklich im krassen Widerspruch zur tatsächlichen Situation gestanden sind. Der Herr Minister hat damals in seinem Bericht kundgetan, daß die höheren Leitungsfunktionen deshalb nicht mit Frauen besetzt seien, weil die Altersstruktur nur eine Besetzung mit Männern möglich mache.

Im Bericht über den Stand der Verwirklichung kam dann deutlich zum Ausdruck, daß drei Sektionsleiter neu eingesetzt, daß zwei Männer als Gruppenleiter neu bestellt wurden – und daß bei Neubestellungen keine Frau berücksichtigt wurde. – Da frage ich mich schon: Wie glaubwürdig sind Anfragebeantwortungen beziehungsweise solche Berichte?

Meine Damen und Herren! In Anbetracht dessen, daß der Bund Vorbildwirkung im Bereich der Gleichbehandlung von Geschlechtern haben sollte, muß ich betonen, daß wir, wenn es auch teilweise Fortschritte gibt, von einer echten Gleichbehandlung noch meilenweit entfernt sind. Ich könnte unzählig viele Zahlenbeispiele gerade für den oberen Bereich nennen: An den Universitäten gibt es etwa nur 3,9 Prozent ordentliche Professorinnen. Im Bereich der allgemeinbildenden höheren Schulen beträgt der Anteil an Lehrerinnen zirka 60 Prozent, der Anteil an Direktorinnen hingegen nur 17 Prozent. In den Landesschulbehörden sind 800 Leitungsfunktionen mit Männern besetzt und nur rund 180 mit Frauen.

Es wird noch Jahrzehnte dauern, wenn wir in diesem Bereich nicht zu neuen Ansätzen kommen. Wir brauchen neue Ansätze, um die gleichen Chancen für Frauen tatsächlich verwirklichen zu


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