Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 143

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Ausgestaltung der Schulen nach ihren besonderen Anforderungen Rücksicht nähmen und die Schulen dementsprechend gestalteten.

Das ist auch der Punkt, in dem ich mich wahrscheinlich vom Liberalen Forum unterscheide. Uns geht es nicht um den Wettbewerb zwischen den Schulen – die Vielfalt der Schulen ist angesagt. (Abg. Schaffenrath: Wie wollen Sie das erreichen ohne Wettbewerb?) Die Vielfalt der Schulen kann ich aber auch anders erreichen als über den Wettbewerb. Der Wettbewerb produziert immer Starke und Schwache, und die Frage ist: Was machen wir mit den Schwachen? Der Wettbewerb liefert sie gnadenlos aus. Da nützen uns auch alle kompensatorischen Angebote nichts oder nur sehr wenig. Der Wettbewerb kennt immer den Unterlegenen.

Wir brauchen die Vielfalt, die auf die besonderen Fähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler Bezug nimmt und versucht, sie zu fördern. Es gibt erstaunliche Leistungen – darin sind wir sicher wieder einer Meinung – auch im Bereich von sogenannten behinderten oder lernschwachen Schülern, wenn man nur fähig ist, deren Fähigkeiten im Rahmen der Schule zu fördern. Und genau darin liegt der Mangel dieser Schule, die versucht, alles über einen Leisten zu schlagen. Das ist der große Irrtum des Kollegen Höchtl, der glaubt, eine gemeinsame Schule würde diesen knappen Leisten, diesen gemeinsamen Leisten herstellen. Das stimmt überhaupt nicht. Dafür gibt es genügend Beispiele. (Abg. Dr. Höchtl: Es geht darum, die Schwachen zu fördern und die Starken zu fordern!)

Wir sind deshalb als Grüne, Kollege Höchtl, durchaus für die Förderung von Privatschulen. Ich sage Ihnen nur eines: Diese Förderung von Privatschulen kann nur unter den Umständen erfolgen, daß die Privatschulen dieselben Kriterien erfüllen müssen wie öffentliche Schulen. Es kann meiner Ansicht nach eine Privatschule, die Schulgeld verlangt, nicht staatlich gefördert werden, es kann eine Privatschule nicht gefördert werden, die nicht den gleichen Zugang zu ihrer Schule ermöglicht. Es muß so etwas wie eine Verpflichtung geben – in der Versicherungswirtschaft nennt man das den Kontraktionszwang –, daß jeder Zugang zu dieser Schule haben muß. Wenn diese Rahmenbedingungen auch für Privatschulen gewährleistet sind, dann bekennen wir uns dazu, daß auch Privatschulen auch gefördert werden. Ich halte das für sinnvoll. (Abg. Dr. Puttinger: Dann soll der Staat auch die Gebäude zahlen, bitte!)

Ein Punkt noch, meine Damen und Herren, weil das wahrscheinlich auch in den nächsten Monaten eine große Debatte bedeuten wird: das Stundenausmaß, die Lehrerbelastung und alles, was damit im Zusammenhang steht und auch in der Anfrage des LIF releviert worden ist. (Abg. Schaffenrath: Liberales Forum!)

Meiner Ansicht nach sagt der Durchschnitt von 31,9 Stunden, der geleistet wird, überhaupt nichts darüber aus, was in den einzelnen Fächern tatsächlich an Belastung auch für die Lehrenden vorhanden ist. Das große Problem liegt genau darin, daß diese Festlegung über die Stundenwertigkeit bei weitem nicht zum Ausdruck bringt, was in den einzelnen Fächern geleistet wird.

Wenn ich etwa weiß, daß die Wertigkeit in Fächern wie Turnen, Sport et cetera 0,95 beträgt, in Fächern wie Deutsch und Englisch, also den sogenannten Lernfächern, beträgt sie hingegen 1,3 (Abg. Mag. Schweitzer: 1,6! Keine Ahnung!) , dann weiß ich auch, daß diese Wertigkeit, die vorgegeben ist und am Maß von 20 Stunden gemessen wird, in keiner Weise den tatsächlichen Belastungen und den Unterschieden zwischen diesen einzelnen Fächern Rechnung trägt.

Frau Ministerin! Daher fordern wir Grüne ein – und das habe ich mir eigentlich erhofft von dieser irgendwie sehr unglücklichen oder nicht stattgefunden habenden Debatte über das Lehrerleitbild –, daß die Arbeitsbelastung der Lehrer tatsächlich anders evaluiert wird, als das bisher in der Vergangenheit der Fall war. Ich halte es für unerträglich, daß den Lehrern immer das Ausmaß ihrer Stundenbelastung vorgeworfen wird, daß es als Vorwurf im Raum stehenbleiben kann und daß die Lehrer dann von sich aus argumentieren müssen, daß sie Vorbereitungsarbeiten zu erbringen haben, die in diesem Stundenausmaß überhaupt nicht Berücksichtigung finden.

Ich halte es für unerträglich, daß es Gruppen unter den Lehrern gibt – und das wissen Sie sicher genausogut wie ich, Frau Ministerin –, die natürlich bei dieser Art von Stundenwertigkeit sehr gut


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