Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 151

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neun Wochen keinen Gedanken an ihren Beruf oder womöglich an ihre Fortbildung verschwenden! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Khol: Auch das ist nicht richtig! Das ist vielleicht bei Ihnen so!)

Herr Dr. Khol! Verehrte Frau Europameisterin! Sie müssen sich Ihr Wissen zu dieser Thematik aus persönlichen Gesprächen mit den betroffenen Menschen holen. Holen Sie es sich von den Stammtischen, aber nicht aus schön geschmückten Direktionssälen und Konferenzzimmern. Sprechen Sie nicht mit den Schülervertretern in Ihrer geschützten Umgebung, sondern gehen Sie hinaus zu den Schülern. Glauben Sie mir – und glauben Sie auch den Liberalen mit ihrer Kritik im Rahmen dieser Anfrage –, daß in diesem Bereich einiges im argen liegt!

Bezeichnend – Herr Dr. Kier hat das auch erwähnt – ist in der Tat die Eingefrorenheit der Gedankenwelt im Zusammenhang mit dem Bildungswesen im Hinblick auf die verstaatlichte Situation, die eine Dezentralisierung, eine Deregulierung, eine Autonomisierung der Schulen dringend erforderlich macht. Blicken Sie ein bißchen über die Grenzen hinaus! Der Wettbewerb wird unter den EU-Bedingungen verschärft. Wie rüstet sich unser Bildungssystem, wie rüsten sich unsere Schulen angesichts dieser Situation?

Sie werden auch zugeben müssen, daß zu den 6 000 teuer ausgebildeten, ausgezeichneten Junglehrern, die derzeit arbeitslos auf der Straße stehen, in wenigen Wochen weitere 2 000 dazukommen. Es ist für diesen Personenkreis kein Licht bezüglich einer Anstellung in Sicht.

Ein Heer von Verwaltern und Aufsichtsorganen aus dem Schulbereich wird die unterrichtsfreie Zeit zu ausgedehnten Urlauben und zur Kompensation ihrer Überstunden, also für den Ausgleich ihrer Dienstzeiten verwenden. Die Frau Bundesministerin wird dafür weniger Zeit haben, denn ein Budget muß erstellt und ein drittes Sparpaket geschnürt werden, und das wird, wie zu hören ist, zu Lasten unserer Schulen und auch zu Lasten der Lehrer gehen.

Bemerkenswert ist, daß gerade diese Dringliche Anfrage in eine Hatz auf die Lehrerschaft mündet. Dies ist für mich unerklärlich, denn die Lehrer können doch als letzte für diese unliebsame Situation verantwortlich gemacht werden. Sie sind unter Bedingungen ausgebildet worden, die auf die sechziger und siebziger Jahre zugeschnitten waren.

Die Altersstruktur unserer Lehrer bringt es auch mit sich, daß sie mit den Anforderungen in den verschiedensten Bereichen einfach nicht zu Rande kommen. Ich weiß das konkret aus meinem Arbeitsbereich, der Leibeserziehung. Die Ausbildung der Leibeserzieher ist vor allem im Bereich des Geräteturnens oder der Leichtathletik erfolgt – Dinge, die angesichts der aufkommenden Trendsportarten keinen Schüler mehr begeistern können. Die Ausrüstung unserer Turnsäle und Sportanlagen ist außerdem bei den Kriterien der fünfziger und sechziger Jahre stehengeblieben.

Es fehlt also einiges. Wir Freiheitlichen glauben nicht an das liberale Allheilmittel der Gesamtschule und nicht an eine positive Wirkung der Abschaffung der Notenbeurteilung, sehr wohl aber an alternative Punktesysteme und Kompensationsbeurteilungen. Wir halten viel vom Privatisieren des Unterrichtssytems, vom Autonomisieren der Schulen und in erster Linie vom Entbürokratisieren. Machen Sie doch die Schulverwaltung schlanker! Verzichten Sie darauf, zu einem roten Bezirksschulinspektor unbedingt einen schwarzen dazuzusetzen! Für den Landesbereich gilt dasselbe. Das Heer der Fachinspektoren quillt über, und ihre Funktionen und Kompetenzen sind in Frage zu stellen.

Es gibt in dieser Dringlichen Anfrage auch eine Forderung, die sich auf die Subjektförderung bezieht und einen Bildungsscheck vorsieht. – Im übrigen sind das freiheitliche Forderungen, wie Frau Dr. Schmidt auch weiß. Auf dieser Basis kann man weiterdenken. Auf dieser Basis der Förderung und der Notwendigkeiten für unsere Schüler, nicht so sehr auf jener der Versorgung des Systems und seiner Erhaltung, können wir weiterarbeiten. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

17.10

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. – Bitte.


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